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Herzensbrecher auf vier Pfoten

Herzensbrecher auf vier Pfoten

Titel: Herzensbrecher auf vier Pfoten
Autoren: Lucy Dillon
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hätte.
    »Möchtest du dich zuerst ein wenig frischmachen?«, erkundigte sich Megan, die mit einer von Rachels Taschen über der Schulter am Fuße der mit Teppichboden ausgelegten Treppe stehen geblieben war. »Oder ist es dir lieber, zuerst der Mannschaft hallo zu sagen, damit du es hinter dir hast? Ich bin um siebzehn Uhr an der Reihe, mit ein paar Hunden Gassi zu gehen. Wenn du dich uns anschließen willst, bist du herzlich dazu eingeladen. Du könntest dich exklusiv um Gem kümmern …«
    Ihre Stimme verebbte, als Rachel nicht antwortete. »Tut mir leid, ich klinge so, als würde ich dich in einem Hotel begrüßen, nicht wahr? Dabei gehört das Haus jetzt dir.«
    »Schon okay«, entgegnete Rachel. Nicht Megans Worte waren es, die ihr Unbehagen bereiteten. Vielmehr war es die Vorstellung, mit Fremden Small Talk betreiben zu müssen, obwohl sie eigentlich nichts lieber getan hätte, als sich eine Schlafmaske über die Augen zu ziehen und dann alles auszublenden, was sie zu Hause in Chiswick ins Rollen gebracht hatte. Ihr auf »Lautlos« gestelltes Handy brummte in der Tasche, und sie wusste, dass es nur Oliver sein konnte. Aber sie wollte seine Nachrichten nicht hören; mittlerweile war er wahrscheinlich außer sich vor Wut, nach allem, was sie getan hatte. »Ähm, wen genau meinst du eigentlich mit ›Mannschaft‹  …?«
    »Eigentlich meinte ich die Hunde.« Megan grinste. »Sorry, aber du wirst dich schnell an alles gewöhnen. Aber George, der Tierarzt, ist gerade hier. Ich denke, du musst dich ohnehin mit ihm über die Zwinger unterhalten?«
    George, der Tierarzt. Das Bad und eine Flasche Wein waren zwar verlockend, doch Rachel schaffte es, ihre als PR-Beraterin gewohnt professionelle Miene aufzusetzen. Je eher sie alles hinter sich hatte, desto besser.
    »Gute Idee!«, erwiderte sie ein wenig dumpf. Sogleich meldete sich ihr schlechtes Gewissen zu Wort, als sie den Flur entlanggingen und sie Megans eifriges, ehrliches Lächeln bemerkte.
    »Wir haben ein ganzes Team, das mit den Hunden Gassi geht«, erklärte Megan. »Ohne das könnten wir einpacken, um ehrlich zu sein. Ein paar der Ehrenämtler kommen jeden Moment zurück und liefern ihre Terrier wieder ab.«
    »Ehrenämtler?«, wiederholte Rachel, obwohl sie nur mit halbem Ohr zuhörte. Dies war ein alter Kundentrick, den sie sich bei Oliver abgeschaut hatte – wenn man nicht selbst etwas sagen wollte oder man keine Lust hatte zuzuhören, wiederholte man einfach eines der letzten Wörter, damit die andere Person dies zum Anlass nahm fortzufahren.
    »Ja, das sind Hundebesitzer aus dem Ort, die gern zusammen mit ihren eigenen Lieblingen ein paar herrenlose Hunde Gassi führen. Außerdem gibt es auch ein paar Kinder, die zu Hause keine Tiere halten dürfen, sowie ein paar ältere Leute, die nicht mehr in der Lage sind, sich rund um die Uhr um einen Hund zu kümmern. Somit ist jeder zufrieden.«
    »Hmm«, brummte Rachel und blieb vor einem Foto von Dot stehen, auf dem diese aufrecht dastehend und mit weißen Haaren zu sehen war, eingerahmt von ein paar Hunden, die an ihr hochsprangen. Hier und da hingen große Porträtbilder fröhlich herumtollender Greyhounds und Collies, ganz ähnlich, wie Val die Wände ihres penibelst gestaubsaugten Wohnzimmers mit Fotostudioaufnahmen von Amelia, Grace und Jack pflasterte.
    »Was machst du eigentlich beruflich?«, erkundigte sich Megan beiläufig. »Gerald sagte, du arbeitest in der PR-Branche? Das klingt ziemlich cool.«
    »O nein, das ist es nicht wirklich. Ich kümmere mich hauptsächlich darum, Internetseiten von neuen Unternehmen und Online-Firmen ins Netz zu stellen – als spannend kann man das nicht bezeichnen …« Rachel merkte, wie sie von hinten angestupst wurde, und machte einen Satz.
    Hinter ihr streckte Gem gerade den Kopf vor und stupste sie sanft an die Wade. Dann hielt er inne, schaute zu ihr hoch und neigte den Kopf zur Seite, sodass sein Ohr nach unten flappte.
    »Gem! Du ungezogener Hund!«, rief Megan streng, obwohl sie sichtlich amüsiert war. »Du musst sein rechthaberisches Verhalten entschuldigen, Rachel. Er ist eben ein waschechter Collie. Immer, wenn er der Meinung ist, dass wir uns nicht schnell genug vorwärtsbewegen, treibt er uns wie eine Herde voran.«
    »Ist er hier abgegeben worden?«, fragte Rachel und schaute ihrem neuen Hund zum ersten Mal wirklich in die Augen. »Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn bei meinem letzten Besuch hier gesehen zu haben.«
    Megans gute Laune schwand.
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