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Herzensbrecher auf vier Pfoten

Herzensbrecher auf vier Pfoten

Titel: Herzensbrecher auf vier Pfoten
Autoren: Lucy Dillon
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zusammen.
    »Bleibst du jetzt in Longhampton? Ich habe nämlich gestern Abend versucht, dich in der Wohnung zu erreichen, aber da ist niemand rangegangen. Du erzählst mir gar nichts mehr«, fuhr Val fort, nun aber in einem sanfteren Tonfall. »Manche Mädchen unterhalten sich gern mit ihren Müttern. Amelia kommt regelmäßig mit den Kindern vorbei, aber bei dir weiß ich nie, ob du überhaupt im Lande bist oder nicht.«
    »Ich ertrinke gerade in Arbeit, Mum«, log Rachel, fest entschlossen, die Unterhaltung zu beenden, bevor alles wieder in der alten, unproduktiven Leier endete. Irgendwann würde sie ihr von der Kündigung erzählen müssen; aber wenigstens musste sie ihr nicht beichten, dass sie sich von Oliver getrennt hatte.
    Vor einigen Jahren hatte Rachel die Sache abgewogen und beschlossen, dass es bedeutend einfacher wäre, ein Leben als Single vorzutäuschen und sich mit Vals ständigem Gezeter abzufinden, dass sie bald einen »Mann finden müsse, mit dem sie eine Familie gründen könne«, als ihr die komplizierte Beziehung zu einem in dieser Hinsicht so ungeeigneten Mann wie Oliver Wrigley zu erklären. Ironischerweise war Dot die Einzige in ihrer Familie gewesen, die von Oliver gewusst hatte – und selbst ihr hatte Rachel nur das absolute Minimum erzählt.
    »Es gibt noch andere Dinge im Leben als Arbeit«, ermahnte Val Rachel – was nur bedingt hilfreich war, dachte Rachel, da diese Worte aus dem Mund einer Frau stammten, die seit 1969 Hausfrau war, dank der Liebe ihres Ehemannes zur Zahnheilkunde. »Du wirst schließlich nicht jünger.«
    »Nicht nur ich«, entgegnete Rachel schnippisch und drehte sich wieder zum Wagen um. Plötzlich hatte sie zwei eisblaue Augen direkt vor sich: Gem starrte sie durch die Heckscheibe an. Rachel taumelte überrascht zurück.
    Wie ein Wachposten saß er da, eine Pfote auf der Kiste mit ihrem Kram, den Kopf zur Seite geneigt, als würde er dem Telefonat lauschen. Ein schwarzes Ohr flappte nach unten, während er das andere spitzte und dabei eine zarte, rosafarbene Haut enthüllte, die mit weißem Haar gesprenkelt war. Er schien stolz darauf zu sein, ihre Güter zu bewachen, und wartete begierig darauf, sich nützlich machen zu können – ohne dabei jedoch zu ahnen, dass seine neue Besitzerin in ihrem chaotischen Leben keinen Platz für ihn hatte.
    Eine völlig irrationale Woge des Mitleids durchflutete plötzlich Rachels Brust, und zu ihrer großen Überraschung stellte sie fest, dass ihr Tränen in die Augen traten.
    Vielleicht war dies ein erstes, verfrühtes Anzeichen derWechseljahre, vermutete sie mürrisch. Wahrscheinlich wollte einem der eigene Körper auf diese Art und Weise mitteilen, dass man sich allmählich dem Schlusspfiff näherte und sich darum besser eine Katze zulegen sollte.
    »Rachel! Jetzt sag doch etwas!« Val war immer noch in der Leitung und hoffte darauf, dass Rachel ihr in guter Amelia-Manier das Herz ausschüttete.
    »Mum, ich rufe dich später zurück«, erwiderte Rachel.
    »Wir müssen uns über ein paar Dinge unterhalten«, verkündete ihre Mutter unheilvoll.
    »Und vergiss nicht die Acker-Bilk-Platten!«, ertönte eine gedämpfte Stimme aus dem Hintergrund.
    »Und vergiss nicht die …«, wollte Val wiederholen.
    »Ich weiß schon«, wurde sie von Rachel unterbrochen. »Ich habe es gehört.«
    Sie legte auf, und hinter der Scheibe begann Gem zu hecheln; er öffnete das Maul zu einem breiten Lächeln und ließ die rosa Zunge heraushängen.
    »Gewöhn dich nicht zu sehr an mich«, warnte Rachel ihn.

2

    A ls sie die Haustür mit ihrer Schulter aufstieß, wurde Rachel ziemlich schnell klar, dass dieser offizielle Eingang nicht derjenige war, den Dot täglich benutzt hatte.
    Das Holz hatte sich durch die seltene Nutzung verzogen, und in dem dunklen Flur waren keinerlei Anzeichen eines Alltagslebens zu erkennen – nirgendwo lagen Pizzazettel oder sonstige Werbeprospekte herum. Stattdessen befand sich hier ein Pflanzenständer aus Mahagoni mit einer verstaubten Schusterpalme darin, und in der Ecke stand eine mit Messing beschlagene Standuhr. Vor der dunkelroten Tapete hingen eine Reihe Bilder von Cockern mit schokoladenbraunen Augen, schlaffe Vögel in den Schnauzen.
    Rachel roch Bienenwachspolitur und Lavendelduft, seltsamerweise jedoch keine Hunde. Val hatte immer gemurrt, dass es in Dots Haus wahrscheinlich »wie in einem nassen Hundezwinger stank«, doch Rachels sensible Nase konnte nichts dergleichen feststellen. Wegen der hohen
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