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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer
Autoren: Unknown
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ekligen Gesichtern. Vielleicht hättest du nicht soviel Pudding essen sollen?«
    »Läßt du mich bestimmt nicht allein?« fragte er mit Tränen in den Augen und kuschelte sich noch fester an Maras Hals.
    »Nein, ich lass' dich nicht allein«, versicherte ihm Mara.
    »Nie?«
    Mara lächelte nachsichtig. »Nie.«
    »Versprochen?« wollte er wissen.
    »Versprochen. Und jetzt leg dich wieder hin und schlaf weiter.«

Mara strich das zerwühlte Laken glatt und legte ihn wieder ins Bett. Auf seiner Bettkante sitzend, seine kleine Hand in ihrer, sang sie ihm Schlaflieder vor, bis ihr sein regelmäßiger Atem verriet, daß er wieder eingeschlafen war. Auf Zehenspitzen schlich sie aus dem Zimmer.
    Ein paar Stunden später ließ sie sich in die seidenbezogenen Kissen auf ihrem eigenen Bett sinken und vertiefte sich in einen Roman, der im Jahr zuvor ein großer Erfolg gewesen war - Jane Eyre.
    »Männer«, murmelte sie verächtlich, nachdem sie zu lesen begon- nen hatte. Dann schaute sie auf die Uhr und fragte sich, wo Jamie wohl bleiben mochte.
    Sie wollte gerade das Buch aus der Hand legen, als die Tür geöffnet wurde und Jamie eintrat. »Ich habe mich eben gefragt-«, setzte Mara an, doch dann bemerkte sie, wie bleich und erschöpft Jamie war.
    »Was zum Teufel ist denn los? Ist alles in Ordnung, Jamie?« fragte sie mit wachsender Besorgnis, denn sie sah nun auch, daß Jamies Lippen zitterten. Sie ließ ihr Buch sinken und ging zu ihrem Dienst- mädchen hinüber. »Setz dich und erzähl mir erst einmal, was passiert ist.«
    Jamie ließ sich mit einem schweren Seufzer auf einen Stuhl sinken. Ihr ganzer Körper schien zu beben. »Ich hab's ja gesagt, oder nich'? Ich hab' Sie gewarnt, Mara O'Flynn, ich hab' gewußt, daß Sie ein gefährliches Spiel spielen. Immer wieder hab' ich gesagt, daß Sie's eines Tages bereuen werden. Gott sei Ihrer Seele gnädig, Mara, nach dem Tag heute.«
    Mara ging ungeduldig vor ihr auf und ab. »Was ist denn passiert?« wiederholte sie entnervt. Doch dann ergriff sie kalte Angst, als Jamie langsam und monoton zu sprechen begann.
    »Der junge Lord Julian hat sich erschossen. Er war verrückt vor Kummer, haben sie gesagt. Niemand konnt' ihn beruhigen, auch nich' sein Freund, der bei ihm war.«
    Mara schauderte und schlang die Arme um ihren Körper, als könnte sie sich dadurch vor Jamies Worten schützen. »Woher weißt du das? Das ist doch nicht wahr, oder, Jamie?«
    »Es ist wohl wahr. Ich hab' den Schuß selbst gehört. Und ich bin auch dran schuld«, fügte sie schluchzend hinzu.
    Mara blickte ungläubig auf den grauhaarigen Kopf. »Du bist dran schuld? Jamie, du redest Unsinn!«
    »Er hat sich erschossen, nachdem ich das Paket abgegeben hab'. Er

hat das Kleid und das Medaillon gesehen, und das hat ihn um den Verstand gebracht. Ich war gerade wieder auf der Straße, da hab' ich es gehört. Überall rannten Diener rum, dann kamen immer mehr Kut- schen. Ich hab' mich nich' sehen lassen, aber ich hab' trotzdem gehört, wie sie gesagt haben, der junge Lord hat sich totgeschossen.«
    »Es ist nicht meine Schuld«, hauchte Mara entsetzt.
    Jamie schaute auf. »Wenn irgendwer dafür Rechenschaft ablegen muß, nein, ich will nich' ungerecht sein. Aber es is' nur gut, daß Sie morgen nach Paris fahren. Vielleicht«, verkündete Jamie unheil- schwanger, »gibt's ja jemand, der nich' so schnell vergibt wie ich.«
    Mara erwiderte den Blick ohne ein Zeichen von Erregung. »Es hat keinen Sinn, Brendan davon zu erzählen, oder?« fragte sie scheinbar ruhig. Nur ihre Hände, die sie unentwegt knetete, verrieten ihre Ner- vosität.
    Als auch ihre Lippen zu zittern begannen, wandte sich Mara ab und ging zum Fenster hinüber. Sie zog den schweren Vorhang beiseite und starrte in die Dämmerung hinaus, die sich über die baumreichen Parks und eleganten Plätze Londons senkte.
    Mein Gott, welcher Teufel hatte sie geritten, ihn so zu behandeln? Welche Dämonen trieben sie in ihren eigenen Untergang? Wenn sie nur einfach abgereist wäre! Aber nein, sie mußte mit den Gefühlen dieses Jungen spielen. Nie zuvor hatte sie sich so gehaßt. Früher hatte sie immer das Gefühl gehabt, im Recht zu sein, aber diesmal war alles anders. Ihr Spiel hatte mit einer Tragödie geendet. Jetzt war es zu spät, noch etwas zu ändern, ihn um Vergebung zu bitten. Er war tot, und es war ihre Schuld. Mit dieser schrecklichen Wahrheit würde sie fürderhin leben müssen.
    Ein Zucken überlief ihr Gesicht, aber da sie sich abgewandt hatte,
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