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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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schulde ihm gar nichts. Er schuldet mir – uns – eine Entschuldigung.«
    Ich schulde Will eine Entschuldigung , dachte Jack plötzlich. Er ist derjenige, der bei all dem hier außen vor gelassen wird.
    Er tastete in seiner Tasche nach seinem Handy. Nachdem er es herausgezogen hatte, stellte er fest, dass der Akku leer war. Scheiße . Er hatte die Nacht damit verbracht, sich beinahe ins Nirwana zu saufen und sich einzureden, dass Will derjenige sein müsste, der ihn anrief, da Will immerhin derjenige gewesen war, der abgehauen war. Vielleicht hatte er angerufen. Wer wusste das schon, wenn sein Akku leer war? Er vergaß andauernd, das blöde Ding aufzuladen.
    »Dad, du hörst ja nicht mal zu«, sagte Eric oberlehrerhaft. »Das hier ist eine ernste Angelegenheit.«
    Der Kaffee hatte Jack wieder Lebensgeister eingehaucht. »Hör zu, Eric. Es tut mir leid, dass du da hineingeplatzt bist. Ich weiß, dass das für euch beide ein Schock sein muss. Um ehrlich zu sein, ich bin selbst wahrscheinlich geschockter als jeder von euch. Was ich meine, ist – und das habe ich dir schon letzte Nacht gesagt, Eric – dass ich das Ganze nicht geplant habe.
    Wenn ihr mich vor einem Monat gefragt hättet, ob ich schwul bin oder homoerotische Gefühle habe, hätte ich gesagt: Auf keinen Fall, macht ihr Witze? «
    Eric verschluckte sich an seinem Saft. Jasons Gesichtsausdruck war unlesbar.
    Jack fuhr fort: »Ich war sechsundzwanzig Jahre lang verheiratet. Ich habe niemals eine andere Frau auch nur angeschaut, noch weniger einen anderen Mann.« Eric zuckte zusammen. Verärgert sagte Jack wesentlich schärfer, als beabsichtigt: »Oh Himmel, werd erwachsen, Eric. Ich bin dein Vater, nicht dein Sohn und wir befinden uns im einundzwanzigsten Jahrhundert, nicht im achtzehnten. Soweit ich weiß, ist es absolut legal, schwul zu sein. Soweit ich weiß, habe ich dich dazu erzogen, tolerant gegenüber anderen zu sein und zu akzeptieren, dass deine nicht zwangsläufig die einzige Sichtweise oder Lebensart ist.«
    Eric hatte den Anstand, beschämt auszusehen. »Ich weiß. Aber es ist was anderes, wenn es um deinen eigenen Vater geht.«
    »Okay. Das kann ich durchaus akzeptieren. Aber das wird nichts ändern. Der Mann, mit dem du mich gesehen hast, heißt Will. Will Spencer. Ich habe ihn kennengelernt, als ich einen Auftrag bei ihm zu Hause erledigt habe. Er ist nicht irgendein Kerl, den ich aufgelesen habe, ganz im Gegensatz zu deinen unhöflichen Andeutungen. Er ist ein Freund. Vielleicht der beste Freund, den ich je hatte. Wir reden miteinander. Wir reden wirklich miteinander, über bedeutende Dinge. Er gibt mir ein gutes Gefühl. Er macht mich glücklich. Wir haben eine emotionale Verbindung, die ich noch nie zuvor mit jemandem erlebt habe.«
    »Was ist mit Mom?«, platzte Eric heraus.
    Jack setzte zu einer Lüge an, um mit reflexartiger Beteuerung zu antworten, dass niemand jemals Emma ersetzen könnte. Allerdings fing er Jasons Blick auf und hielt inne. Jasons Gesichtsausdruck zeigte Neugier. Er sah überhaupt nicht wütend oder sogar traurig oder verwirrt aus. Er sah, nun ja, glücklich aus. Oder vielleicht war amüsiert das bessere Wort. Gewiss war er nicht wie Eric durcheinander oder aufgebracht.
    Etwas kitzelte an Jacks Unterbewusstsein, aber sein Kater benebelte ihn zu sehr, als dass er dem viel Aufmerksamkeit zollte. Jasons augenscheinliche Akzeptanz gab ihm Mut, als er den Kopf schüttelte.
    »Was eure Mom und ich miteinander hatten, kann niemals von einer neuen Beziehung, die ich eingehen könnte, herabgewürdigt werden. Aber ich werde euch nicht anlügen. Eure Mom und ich haben geheiratet, als wir noch Kinder waren, das wisst ihr. Zu dem Zeitpunkt hatten wir nicht die geringste Ahnung von Liebe oder dem Leben. Wir haben uns da so durchgetastet und es irgendwie geschafft, euch beide großzuziehen.
    Vielleicht waren wir so beschäftigt damit, uns durchzutasten , dass wir uns keine Zeit genommen haben, eine Verbindung miteinander herzustellen. Nicht so eine, wie Will und ich sie haben. Möglicherweise kann es diese Art der Verbindung erst geben, wenn man älter ist. Wenn man Zeit hat, sich auf die Dinge zu konzentrieren, ohne dass das Leben aus zwanzig verschiedenen Richtungen nach dir greift.«
    »Nein, das glaube ich nicht unbedingt.« Jason sah nachdenklich aus.
    Jack sah ihn an. Plötzlich wurde ihm etwas klar, das er in Wirklichkeit schon jahrelang gewusst hatte, obwohl er nie den Mut oder das Verständnis gehabt hatte, dem ins
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