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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen
Autoren: Julia Arden
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Geduld war nicht eben ihre Stärke. In der Mittagspause war es dann auch mit ihrer Beherrschung vorbei. Alexa feuerte gnadenlos ihre Fragen auf Janny ab.
      Wie lange bist du schon in der Firma? Bist du verheiratet? Sonst irgendwie liiert? Kinder? Hobbys? Haustiere? Sommer- oder Winterfan, Berge oder Meer? Für oder gegen die Ehe?
       Katja fing Jannys verzweifelten Blick auf. »Sie macht weiter, bis sie bei deiner BH-Größe angelangt ist«, prophezeite Katja trocken.
       Um Jannys Mundwinkel zuckte es amüsiert. »Wie kann man sie aufhalten?«
       »Gar nicht, fürchte ich.«
       »Verstehe. Ist eine Art Obsession.«
       Katja griente. »So habe ich es noch nicht betrachtet. Aber ja, kann man wohl so sagen.«
       »He, macht ihr euch etwa lustig über mich?«, beschwerte Alexa sich.
       Katja sah Janny an. Beide sahen zu Alexa. »Nööö«, kam es fast synchron von ihnen. Sie lachten.
       »Ha, ha. Sehr witzig.« Alexa verlegte sich auf eingeschnapptes Schweigen und löffelte ihren Nachtisch.
       Janny zwinkerte Katja zu. »Es geht also doch.«
      Katja schmunzelte und legte ihr Besteck auf den Teller. Sie war bereits fertig, während es Janny endlich glückte, mal mehr als einen Bissen am Stück zu sich zu nehmen. Katja folgte Jannys Bewegungen, wie sie die Gabel zum Mund führte. Das Mohrrübchen darauf verschwand in Jannys Mund, hinter glänzenden, weichen Lippen.
       Katja stutzte. Wie kam sie darauf, dass Jannys Lippen weich waren? Sicher, es stand zu vermuten, dass dem so war, aber … wieso dachte sie das? Katja blinzelte verwirrt.
       Ausgerechnet in diesem Moment kreuzte Jannys Blick ihren. Katja senkte hastig die Lider. »Und? Wie findest du unser Kantinenessen?«, fragte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Die Antwort ließ auf sich warten. Katja schaute vorsichtig wieder auf. Janny kaute bedächtig.
       »Durchaus genießbar«, sagte sie jetzt.
      Katja lächelte. Was Besseres fiel ihr nicht ein. Und sie beruhigte sich damit, dass Janny unmöglich wissen konnte, was da gerade für Gedanken durch ihren Kopf gesaust waren. Woher kamen die überhaupt?
       Zurück am Schreibtisch, lag ein Anruf von Raabe im Speicher. Katja drückte die Rückruftaste.
       »Sie haben angerufen?«
      »Ja, es gibt Probleme mit Nähstation zwei. Irgendwas stimmt nicht mit der Fadenführung«, meinte Raabe und erklärte: »Der Faden reißt andauernd. Wir prüfen gerade, ob es an der Führungsspannung liegt oder ob eine der Rollen nicht richtig läuft.«
       »Soll ich runterkommen?«
       »Im Moment bringt das nichts. Ich ruf‘ an, wenn´s notwendig wird. Wollte dich nur informieren.«
       »Danke.«
       Katja seufzte und checkte, welche Aufträge der Stillstand betraf und ob sie einen der Auftragsbearbeiter informieren musste, weil möglicherweise Liefertermine ins Wanken kamen. Darin war sie derart vertieft, dass sie regelrecht zusammenschreckte, als plötzlich Janny neben ihr stand und meinte: »Ich würde mir jetzt gerne die verschiedenen Bereiche ansehen.«
       »Was? … äh … ja, klar«, stotterte Katja. Sie sprang etwas zu hastig auf und stieß mit dem großen Zeh gegen den Drehfuß ihres Stuhls. »Autsch«, entfuhr es ihr. Sie verzog schmerzerfüllt das Gesicht und fluchte leise über ihre Ungeschicktheit.
       Janny sah betreten drein. »Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.«
       »Schon gut.« Katja straffte sich. »Nicht deine Schuld, wenn ich ungeschickt bin.« Und nervös. Was wohl am enttäuschenden Ausgang des gestrigen Abends lag. Sie hatte den Absturz der Gefühle schlechter verkraftet, als bisher eingestanden. Der selbst gebastelte Trost versagte auch langsam. Katja fühlte sich unzufrieden, hatte keinen Plan und stand damit zunehmend unter innerer Anspannung. Die tägliche Arbeitsroutine bewältigte sie so zwar immer noch, doch um den Babysitter zu spielen, war dieser Zustand denkbar ungünstig.
       Katja schielte zu Grit hinüber. Der war das Gepolter, welches ihre Kollegin und Freundin veranstaltete, nicht entgangen. Grit erhob sich und kam zu ihnen. »Und? Wie läuft´s?«, erkundigte sie sich.
       »Katja ist heute nicht in Höchstform«, kam es wie aus der Pistole geschossen von Alexa. »Vielleicht sollte jemand anderes den Rundgang mit Janny machen.« Wen Alexa damit meinte, war allen klar. Jannys Augen flehten um Hilfe.
       »Ich kann das ja übernehmen«, bot Grit an und nahm Alexa den Wind aus den Segeln. Sie nickte Katja zu. »Ist
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