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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller
Autoren: Bryan Smith
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vergoss sie die weichen, stillen Tränen einer schwarz gekleideten Trauernden am Grab eines Geliebten oder Freundes, dem sie sich vor langer Zeit entfremdet hatte.

Kapitel 32
    Der Saal war gigantisch. Eine riesige Freifläche, die groß genug zu sein schien, um einige der kleineren Landhäuser unterzubringen, die Allyson auf der Fahrt hierher gesehen hatte. Ein Teil der Gemächer diente als Bibliothek und Arbeitszimmer. Am entgegengesetzten Ende war ein Wohnbereich eingerichtet worden, in dem ein Himmelbett, ein Kleiderschrank und ein Schminktisch standen.
    Ein Mann in schwarzer Uniform stand mit erhobenen Händen in der Mitte des Areals, der durchtrainierte Körper zu einer Pose der Kapitulation erstarrt. Allyson umarmte ihre M16 wie einen Geliebten, als sie tiefer in den Saal vordrangen. Etwas an der Atmosphäre kam ihr seltsam vor. Es war warm. Und trotzdem spürte sie, wie ihr eine eisige Kälte in die Knochen fuhr. Sie zitterte erkennbar, als sie sich auf den Mann zubewegten – allem Anschein nach der Letzte aus der Riege der erbärmlichen Sicherheitskräfte, die sie soeben besiegt hatten.
    Der Mann lächelte sie an, während sie auf ihn zuliefen. Etwas an seinem Blick wirkte verstörend. Seine dunklen Augen waren abweisend, wie die reglosen Pupillen einer Echse. Allyson, die plötzlich von der absurden Vorstellung erfasst wurde, dass er eine gespaltene Zunge besaß, wollte nicht, dass er den Mund öffnete. Sie stellte sich vor, wie die Zunge zwischen seinen viel zu scharfen und viel zu weißen Zähnen hervorschnellte und als einziges Geräusch ein leises Zischen erklang.
    Die Vorstellung wirkte so lebendig, dass sie erschrocken nach Luft schnappte, als er tatsächlich den Mund öffnete und sie begrüßte. »Willkommen, hochverehrte Vertreter des Drachenordens.«
    Er verbeugte sich leicht, während er sprach.
    Bai deutete ebenfalls eine Verneigung an und erwiderte: »Ich bin Bai. Der Orden hat mich ausgesandt, um Giselle Burkhardt aus Ihrer Gefangenschaft zu befreien. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Schreck sind?«
    Der Mann in Schwarz stand stramm und nickte. »Der bin ich.«
    Bai steckte ihr Schwert in die Scheide. »Rühren!«
    Der Mann namens Schreck senkte die Hände absichtlich langsam, als vertraue er nicht so recht darauf, dass er sich in ihrer Gesellschaft in Sicherheit befand. Er warf Allyson einen Blick zu, so flüchtig, dass sie es beinahe nicht bemerkt hätte, und ihr ungutes Gefühl verstärkte sich. Es war nicht allein sein schmieriges, unaufrichtiges Lächeln, das sie beunruhigte. Sie bildete sich ein, dass mehr dahintersteckte. Eine unergründliche Botschaft, die sich ausschließlich an sie richtete. Aber das war verrückt. Und paranoid. Sie war diesem Mann nie zuvor begegnet und hatte vor dem Betreten dieses Raums nicht einmal gewusst, dass er existierte.
    Dann ergriff er erneut das Wort, und seine Bemerkung war an Bai gerichtet: »Wollen wir dann kurz das Geschäftliche regeln?«
    Allyson runzelte die Stirn.
    Der Klang seiner Stimme hatte etwas Vertrautes, einen leicht anzüglichen und höhnischen Tonfall. Sie hatte diese Stimme schon einmal gehört, das wusste sie mit absoluter Sicherheit, aber sie konnte sich nicht erinnern, bei welcher Gelegenheit. Verwirrt beobachtete sie, wie sich Schreck und Bai aus unerfindlichen Gründen vor einer unauffälligen kahlen Stelle an der Wand gegenüber vom Himmelbett postierten. Schreck lehnte sich zu Bai heran und raunte ihr etwas zu, das Allyson nicht verstand. Bai nickte und drückte mit einer Hand gegen die Wand. Ihr Zeigefinger zeichnete einen vagen Umriss nach, bei dem es sich möglicherweise um einen Durchgang handelte. Sie flüsterte etwas, und Allyson kam einen Schritt näher, um mitzubekommen, worüber die beiden sprachen. Sie konnte sie jetzt zwar etwas besser verstehen, aber Bai redete in einer asiatischen Sprache, und die Bedeutung ihrer Worte erschloss sich Allyson nicht.
    Sie drehte sich um. Chad starrte an ihr vorbei zum anderen Ende des Saals. Sie folgte seinem Blick zu einer offenen Glastür. Dahinter befand sich ein Balkon, an dessen Geländer zwei Personen mit dem Rücken zu ihnen lehnten. Ein Mann und eine Frau. Der Mann trug nichts als eine schwarze Hose. Er hatte langes sandbraunes Haar und einen Körper, der wie gemeißelt wirkte. Der kurze Bademantel der Frau reichte kaum bis zur Mitte ihrer wohlgeformten Oberschenkel. Lange, schlanke Beine und eine schmale Taille sowie kurzes rabenschwarzes Haar rundeten ihre Erscheinung
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