Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
verlassen hast. Und ich meine damit nicht nur, was sich in deinem Kopf verändert hat. Du hast auch ein bisschen von der übernatürlichen Zauberkraft mitgenommen, die dieses Arschloch von Meister besaß. Du trugst die Veranlagung schon immer in dir, und er hat sie geweckt. Du kannst Dinge tun, zu denen normale Menschen nicht in der Lage sind. Du bist stärker. Klüger. Bist dazu fähig, die Form und das Gefüge der Welt um dich herum zu verändern, wenn du dich nur intensiv genug darauf konzentrierst.«
    Dream schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Doch.« Alicias Finger streichelten die Innenseite von Dreams Oberschenkel. »Du weißt, dass es stimmt. Und es jagt dir eine Scheißangst ein. Deshalb unternimmst du auch alles, um die Kraft im Zaum zu halten und sie zu unterdrücken. Aber der Druck in dir wird zunehmend stärker. Ein Teil dieser übersinnlichen Energie drängt aus dir heraus. Und ich … nun ja, ich bin eine der Konsequenzen. Ein Teil dieser Energie ist mit den Erinnerungen an mich verschmolzen, die du all die Jahre in dir getragen hast. Das Ganze hat sich dann mit deinen Schuldgefühlen vermischt. Es war unvermeidlich, dass ich mich irgendwann manifestiere.« Ein weiteres leises, trockenes Lachen. »Ich fürchte, dazu gehört auch, dass ich so verdammt beschissen aussehe. Mal ganz im Ernst, Dream, ich müsste dir für diesen Die schwarze Schlampe aus der Nacht der lebenden Toten -Look, den du mir verpasst hast, echt eine verpassen.«
    Dream schüttelte noch immer den Kopf, aber es war nur noch eine mechanische, zunehmend verzweifelte Geste der Verneinung. Ein anderer Teil von ihr – der Teil, den der Alkohol eigentlich hätte betäuben sollen – erkannte die Wahrheit in Alicias Worten. Aber die Wahrheit änderte nichts. Sie würde noch härter daran arbeiten, es zu unterdrücken. Noch mehr trinken. Sich noch mehr Drogen einwerfen. Was auch immer notwendig war, damit es aufhörte. »Ich muss hier raus.«
    Die Bardame blickte von dem Glas auf, das sie abtrocknete. »Von mir aus kannst du auch woanders Selbstgespräche führen. Aber du schuldest mir drei Mäuse für das Bier.«
    Dream kramte in ihrer Tasche herum. »Okay. Tut mir leid.«
    Alicia streichelte weiter ihren Oberschenkel. »Ich werde dir ein Geheimnis verraten, Dream. Etwas, dass ich dir vermutlich nie anvertraut hätte, wenn ich noch am Leben wäre. Ich wollte es immer mit dir treiben. Du warst die einzige Frau, für die ich je so empfunden habe. Aber ich hatte natürlich immer zu viel Angst, es dir zu sagen. Ich wollte unsere Freundschaft nicht zerstören.«
    Dreams Hände zitterten, als es ihr endlich gelang, den Geldbeutel aus ihrer Handtasche zu fischen und die Schnalle zu öffnen. Sie zog drei Ein-Dollar-Noten heraus und überlegte kurz, eine vierte als Trinkgeld dazuzulegen. Als sie einen Blick auf das Gesicht der Barfrau warf, aus dem nichts als Mitleid und Verachtung sprachen, entschied sie sich dagegen.
    »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Du hast mich erschaffen. Ich bin kein Geist.« Alicias Finger stellten das Streicheln ein und drückten zu. Fest. »Ich bin auch nicht mehr ganz die Frau, an die du dich erinnerst. Aber ich bin ganz nahe dran, Dream, wirklich verdammt nahe. Und ich bin ab jetzt immer in deiner Nähe.« Sie drückte noch fester zu und vergrub ihre Fingerspitzen regelrecht in Dreams Haut. »Ich war auch auf der Toilette bei dir, als du diese Idiotin verprügelt hast. Das war echt ’ne total durchgeknallte Scheißaktion, Baby. Ganz und gar nicht das süße, liebe Mädchen, an das ich mich erinnere. Scheiße, du solltest deinen Namen in ›Albtraum‹ ändern, das würde inzwischen besser zu dir passen.« Sie fuhr sich mit der rauen Spitze ihrer ungesund grauen Zunge über die aufgedunsenen Lippen. »Ich persönlich halte das übrigens für eine Verbesserung. Du bringst es in dieser Welt zu nichts, wenn du nicht ab und zu mal auf die Kacke haust.«
    Dream schleuderte die drei Scheine auf den Tresen und rutschte vom Barhocker. Instinktiv suchte ihr Blick die jungen Dartspieler. Sie verspürte einen Stich im Herzen, als sie merkte, wie diese sie anstarrten. Der Verbindungstyp malte mit seinem Zeigefinger neben dem Ohr einen Kreis in die Luft – das international gültige Symbol für »hoffnungslos durchgeknallt«.
    Sie stürzte aus der Kneipe und blieb draußen kurz auf dem Gehweg stehen, während der Verkehr auf der zweispurigen Straße an ihr vorbeirauschte. Aus einer anderen Bar auf derselben Straßenseite drang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher