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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens
Autoren: David Eddings
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die Tatsache, daß außer ihm nur wenige einen ausgefransten Strick als Gürtel benutzten. Und er war es durchaus zufrieden, einen Kittel zu tragen, der so zerknittert und voll Flecken war, daß jemand, der auch nur ein bißchen anspruchsvoll war, ihn nicht einmal als Putzlappen verwendet hätte.
    Vögel kreisten und flogen durch die klare Luft, während das Gespann und die geduldige Stute sich den langen Hang hochplagten.
    Die Vögel zwitscherten und trillerten wie zum Gruß und flatterten auf ungewöhnliche Weise über dem Wagen. Polgara hob das makellose Gesicht ins helle Morgenlicht und lauschte.
    »Was sagen sie?« erkundigte sich Durnik.
    Sie lächelte sanft. »Sie schwatzen«, erwiderte sie mit ihrer klang-vollen Stimme. »Vögel tun das gern. Sie freuen sich, daß es Morgen ist, daß die Sonne scheint und daß ihre Nester gebaut sind. Die meisten wollen über ihre Eier sprechen. Vögel reden immer gern von ihren Eiern.«
    »Und natürlich freuen sie sich, daß sie dich sehen?«
    »Vermutlich.«
    »Glaubst du, du könntest mir irgendwann einmal beibringen, wie man versteht, was sie sagen?«
    Sie lächelte ihn an. »Wenn du es möchtest. Es ist jedoch nicht gerade von praktischem Wert.«
    »Es schadet gewiß nicht, wenn man ein bißchen was kann, das nicht praktisch ist«, antwortete er mit unbewegter Miene.
    »O mein Durnik.« Sie lachte und legte zärtlich die Hand auf seine.
    »Du bist eine wirkliche Wonne, weißt du das?«
    Botschaft, der immer noch unmittelbar hinter ihnen zwischen Säcken und Kisten und Werkzeug saß, das Durnik in Camaar sorgfältig ausgewählt hatte, lächelte. Er spürte, daß er in die warme, tiefe Zuneigung der beiden füreinander eingeschlossen war. Auch Zuneigung war für Botschaft etwas Neues. Er war von Zedar dem Ab-trünnigen, der Belgarath ziemlich ähnlich gesehen hatte, aufgezogen worden, wenn man es so nennen konnte. Zedar war in einer engen Gasse, in einer göttervergessenen Stadt, über den kleinen Jungen gestolpert, und hatte ihn aus einem ganz bestimmten Grund zu sich genommen. Der Junge hatte Essen und Kleidung bekommen, doch nicht mehr, und die einzigen Worte, die sein düsterer Hüter je zu ihm sagte, waren: »Ich habe eine Botschaft für dich, mein Junge.« Da dies auch die einzigen Worte waren, die er gehört hatte, war das einzige Wort, das er sagte, als diese anderen ihn gefunden hatten:
    »Botschaft.« Und da sie nicht wußten, wie sie ihn nennen sollten, war ›Botschaft‹ zu seinem Namen geworden.
    Auf der Bergkuppe gönnten sie den Pferden eine wohlverdiente Rast. Botschaft lehnte sich in seinem hohen Nest auf dem Wagen zurück und blickte zu dem strahlend blauen Himmel mit den paar Wolken hoch, die wie Wattetupfen aussahen. Er mochte den Morgen. Am Morgen war der Tag voll Verheißung. Zu Enttäuschungen kam es gewöhnlich erst später.
    »Ist dir warm genug?« erkundigte sich Polgara fürsorglich.
    Botschaft nickte. »Ja, danke.« Die Worte fielen ihm bereits etwas leichter, obwohl er immer noch selten sprach.
    Belgarath lag halb in seinem Sattel und rieb abwesend seinen kurzen weißen Bart. Seine Augen waren trüb, und er blinzelte, als schmerzten sie im Sonnenlicht. »Ich beginne ein neues Kapitel gern bei Sonnenschein«, sagte er. »Irgendwie ist das ein gutes Zeichen für den Rest der Geschichte.« Dann verzog er das Gesicht. »Aber muß er unbedingt so grell sein?«
    »Sind wir heute morgen etwa ein bißchen empfindlich, Vater?«
    fragte Polgara spöttisch.
    Finster wandte er sich seiner Tochter zu. »Na, fang schon an, heraus damit, Pol! Vorher hast du ja doch keine Ruhe!«
    »Aber Vater!« sagte sie mit betonter Unschuldsmiene. »Wie kommst du darauf, daß ich etwas sagen wollte?«
    Er brummte etwas Unverständliches.
    »Ich bin überzeugt, dir ist inzwischen selbst bewußt, daß du gestern zuviel getrunken hast«, fuhr sie fort. »Darauf muß ich dich doch nicht erst aufmerksam machen, oder?«
    »Dazu bin ich jetzt wahrhaftig nicht in der richtigen Stimmung, Polgara«, brummt er.
    »O du Armer!« sagte sie mit vorgetäuschtem Mitgefühl. »Möchtest du, daß ich dir etwas richte, damit es dir besser geht?«
    »Nein, danke. Der Nachgeschmack deiner grauenvollen Trünke hält tagelang an. Ich glaube, da ziehe ich die Kopfschmerzen vor.«
    »Wenn eine Medizin nicht schlecht schmeckt, hilft sie nicht!« er-klärte sie ihm. Sie warf die Kapuze zurück. Ihr langes Haar war dunkel, abgesehen von einer einzelnen weißen Strähne über der linken Braue. »Ich
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