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Herr und Frau Hase - Die Superdetektive

Herr und Frau Hase - Die Superdetektive

Titel: Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
Autoren: Polly Horvath
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mit einer Taschenlampe von unten angestrahlt. Und noch einmal an einer anderen Stelle. Und dann blitzte plötzlich ein Wellenkamm auf.
    Meeresleuchten, dachte Marlene aufgeregt. Sie hatten das mal in der Schule durchgenommen, aber mit eigenen Augen gesehen hatte sie es noch nie. Anscheinend war eine bestimmte Sorte Plankton, die sogenannten Dinoflagellaten, irgendwie in die Bucht geschwemmt worden. Marlenes Lehrerin zufolge leuchteten die auf, wenn das Wasser unruhig war oder Krustentiere sie jagten. Vermutlich wollten sie damit andere Planktonteilchen warnen oder die Krustentiere verwirren. Dass niemand so genau wusste, warum sie aufleuchteten, gefiel Marlene. Was hatte Onkel Runyon noch gesagt? Laut Einstein gebe es eine Realität hinter der Natur, die unabhängig von unserer Fähigkeit, sie wahrzunehmen oder zu messen, existierte. Eine Realität dahinter also. Und Hasen, dachte Marlene. Noch lange beobachtete sie, wie das Meer auf wundersame Weise hier und dort von unten aufleuchtete. Dann legte die Fähre an und Marlene lief im Mondschein nach Hause.
    Herr Hase war noch tagelang schlecht gelaunt. Dann brachte ihm Frau Hase eines Tages eine Kanne Tee und ein Hörnchen zum Frühstück und legte einen dicken braunen Umschlag vor ihm auf den Tisch.
    »Was ist denn das?«, fragte er.
    »Ich habe beschlossen, ich will keine Detektivin mehr sein«, sagte Frau Hase.
    »Auwei«, sagte Herr Hase. »Jetzt wird’s teuer.«
    »Im Gegenteil«, näselte Frau Hase. »Diesmal verdiene ich Geld. Ich habe unsere Detektivabenteuer aufgeschrieben. Ich werde Schriftstellerin. Und du übrigens Schriftsteller.«
    »Man kann doch nicht einfach so beschließen, Schriftsteller zu werden«, sagte Herr Hase.
    »Doch, kann man. Und hab ich sogar schon getan. Das Buch ist fertig. Und jetzt fährst du mich bitte in die Stadt zum Hutclubtreffen, und während ich dort bin, schickst du das Manuskript an den Langohr-Verlag.«
    Herr Hase seufzte. »Willst du wirklich noch einmal zu einer Versammlung gehen, nach dem, ähm, Vorfall?« (Mit ›Vorfall‹ umschrieben die beiden höflich, wie Herr Hase damals ausgeflippt war und alle Hütchen in Einzelteile zerlegt hatte.)
    »Ach, sei nicht albern. Die Damen halten das männliche Exemplar unserer Spezies sowieso für mehr oder weniger verrückt. Wenn überhaupt, haben sie nur noch mehr Verständnis für mich als zuvor.«
    »Pft«, sagte Herr Hase, holte das Manuskript aus dem Umschlag und las den Titel: »Marlene und die Detektive, von Frau Hase.«
    »Flotter Titel, was?«, sagte Frau Hase.
    »Aber wir sind doch die Helden! Wir haben doch den Fall gelöst, und jetzt stehen wir gar nicht vorn drauf.«
    »Stört überhaupt nicht, der Titel ist super.«
    »Der Titel ist beknackt. Nenn es lieber ›Herr und Frau Hase – die Superdetektive!‹.«
    »Von wegen«, sagte Frau Hase, während sie in ihren Smart stiegen und sich auf den Weg in die Stadt machten. »Es heißt Marlene und die Detektive.«
    »Herr und Frau Hase – die Superdetektive! Das hört sich doch schon an wie ein Bestseller!«
    »Marlene und die Detektive«, sagte Frau Hase und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben leider keinen Sinn für so was, Herr Hase.«
    Und so ging es den ganzen Weg bis zur Huthandlung. Kurz bevor Frau Hase ausstieg, steckte sie das Manuskript wieder in den Umschlag und klebte ihn sorgfältig zu. »So«, sagte sie. »Es ist vollbracht. Hol mich um vier wieder ab.«
    »Wie Madame wünschen«, erwiderte Herr Hase würdevoll und fuhr zur Post. Er stellte sich an und war schon fast an der Reihe, als ihm plötzlich auffiel, dass es dort genau solche großen, dicken Briefumschläge zu kaufen gab, wie Frau Hase einen verwendet hatte. Er nahm einen aus dem Regal, adressierte ihn, riss den alten Umschlag auf, den Frau Hase so sorgfältig zugeklebt hatte, und holte das Manuskript heraus. Dann warf er einen Blick auf die erste Seite, kritzelte darauf herum, steckte den Papierstapel in den neuen Umschlag und überreichte ihn der Postbeamtin zum Wiegen.
    »Mit der Zeit wird Frau Hase schon einsehen, dass ich Recht habe«, murmelte er vor sich hin. Und dann hoppelte er fröhlich hinaus in die warme Sommerluft.
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