Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman
Autoren: Michel Bergmann
Vom Netzwerk:
hinter dem Vorhang auftauchte, musste Moritz weinen. Zamira kam zu ihm, setzte sich auf die Lehne seines Sessels und nahm ihn in den Arm.
    Ist das nicht wunderbar, dass er weiterlebt?, sagte sie.
    Moritz nickte.
    Ja, sagte er leise, er ist unsterblich.
    Jetzt musste Zamira weinen und Moritz reichte ihr sein großes weißes Taschentuch.
    Danke, Herr … Kleefeld, sagte sie.

[zurück]
    30
     
    Moritz hatte seinen Bademantel an, kam vom Briefkasten, schlurfte ins Haus und knallte hinter sich die Tür zu. Er zog aus seiner Post einen Brief heraus, die anderen Kuverts und Zeitschriften warf er im unaufgeräumten Salon achtlos auf einen Papierhaufen, der den Steinway bereits überwucherte. Er ging in die Küche, die ebenfalls einen erbarmungswürdigen Eindruck machte. Schmutziges Geschirr stand in der Spüle, überall lag etwas herum. Moritz setze sich an den Tisch, schob Geschirr, Gläser und Besteck zur Seite und öffnete einen Briefumschlag, der eine exotische Briefmarke trug. Er entfaltete einen Brief und ein Foto fiel ihm entgegen. Er nahm es hoch und sah es an. Es waren eine Menge gut und zum Teil bunt angezogener Menschen zu sehen und in ihrer Mitte stand ein Brautpaar, das sich anlächelte: Zamira und Hamed!
    Moritz schaute sich das Foto noch einen Moment gedankenverloren an, erhob sich und befestigte es an dem überladenen Pinboard, das in der Ecke hing.
    Er sah auf die Küchenuhr, es war halb zwölf. Er ging zum Herd, nahm einen Topf, füllte ihn mit Wasser und zündete das Gas an. Er nahm etwas Salz und warf es ins Wasser. Dann suchte er nach Nudeln und fand schließlich ein Päckchen Spaghetti. Er wollte es gerade öffnen, als es an der Tür läutete. Er machte den Herd aus, verließ die Küche und ging zur Haustür. Als er sie öffnete, stand Frau Stöcklein vor ihm!
    Frau Stöcklein!
    Herr Professor!
    Und nach einer Schrecksekunde sagte sie:
    Wie sehen Sie denn aus?
    Moritz trug einen ansehnlichen Bart, denn er hatte sich seit Alfreds Tod nicht mehr rasiert. So war es Brauch bei gläubigen Juden während des Trauerjahrs.
    Ich war gerade in der Gegend, sagte sie.
    Schön. Kommen Sie rein.
    Sie betrat den Flur und sah sich um.
    Ich putze nicht jeden Tag.
    Das sehe ich, sagte sie.
    Während sie in Richtung Küche gingen, fragte er:
    Nun, wie gefällt es Ihnen im Vogelsberg?
    Ach, wissen Sie, Alt und Jung, das geht nicht gut zusammen.
    Frau Stöcklein erschrak, als sie die Küche sah. Sie zog wortlos ihre Strickjacke aus und begab sich zur Spüle.
    Was machen Sie da?, wollte Moritz zuerst sagen, aber dann hielt er sich zurück.

[zurück]
    Glossar
    Affidavit  beglaubigte Bürgschaftserklärung für Flüchtlinge
    aschkenasisch  ursprl. nach deutschem Ritus, heute mittel- und osteuropäisch
    Batja bat Shlomo  Juden haben oft auch einen jüd. Namen,
Batja:
Tocher des Salomon
Michuel ben Mendel
 jüd. Name des Autors: Michael, Sohn des Mendel
    beganeft  beklaut, von
ganef:
Ganove
    Bienvenue à bord!  frz.: Willkommen an Bord!
    Bonne anniversaire!  frz.: Alles Gute zum Geburtstag!
    broche  hebr.:
bracha
 Segensspruch
    broche-schmoche  iron., indem bei Wortwiederholung ein »Schm…« vorgesetzt wird
    challe  Mohnzopf aus Weizenmehl
    Chanukka  Lichterfest mit dem siebenarmigen Leuchter
    Chassid  ein Frommer
    C’est tout.  Das ist alles.
    Chewra Kaddischa  der Beerdigungsverein
    chochem  Schlaumeier
    comme il faut  frz.: wie es sich gehört
    cuisine juive  frz.: die jüdische Küche
    djihad  arab.: der Heilige Krieg
    ejzes  Ratschläge, Sing.
ejze
    effche  vielleicht
    emmes  wirklich, tatsächlich, in der Tat
    eppes  etwas
    fils à papa  frz.: verwöhntes Söhnchen
    fleischig  nur für Fleischgerichte
    ganef  Ganove, Dieb
    goj  hebr.: Nichtjude
    gojete  Nichtjüdin
    gojisch  nicht jüdisch
    Greyhound   US -Überlandbusgesellschaft
    halal  arab.: erlaubt, zulässig
    Halva  orient. Nachspeise aus Ölsamen, Zucker, Honig, Mandeln etc.
    … hamauzi lechem min ha’arez   … der Du das Brot auf die Erde bringst
    Jahrzeit  Todestag eines Verwandten, an dem man trad. eine Kerze anzündet
    jecke  deutscher Jude
    jeckepotz  doofer Deutscher
    Je m’en fou!  frz.: Das ist mir wurscht!
    Jerushalajim  hebr.: Jerusalem
    jid  Jude, Plur.
Jidn
    Jom Kippur  Versöhnungsfest, Fasttag, höchster jüd. Feiertag
    kaddisch  hebr.: das Totengebet
    kallike  ein Wehleidiger
    kefiah  arab.: viereckiges Kopftuch mit Karomuster und Fransen
    Kibbuzim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher