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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Autoren: Joshua Corin
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bekommen, nachdem er sich auf eine Stellenanzeige in der Zeitung beworben hatte. Seine Referenzen waren überprüft worden. Als man später seine Wohnung durchsuchen wollte, stellte sich heraus, dass er die Adresse einer Kirche angegeben hatte. Emmett Poole hatte sich wie das Aquarium, das er angezündet hatte, in Rauch aufgelöst.
    Tom Piper und seine Sondereinheit waren jedoch nicht wegen der Brandstiftung in Amarillo.
    Sie waren hier wegen der Katastrophe, die sich kurz danach ereignete.
    Station 13 war um 9:55 Uhr wegen des Feuers ausgerückt. Ein Großteil der Mannschaft hatte die Demokraten-Debatte zwischen Jefferson Traynor und Bob Kellerman im Fernsehen verfolgt. In seinem Heimatstaat Ohio war Kellerman Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, weshalb die Jungs in der Feuerwache (allesamt durch und durch texanische Republikaner) zu ihm hielten, als wäre er einer von ihnen. Sie sahen die Diskussion im Gemeinschaftsraum auf einem rußverschmierten 52-Zoll-LCD-Fernseher, den sie im September beim Ausverkauf von „Best Buy“ ergattert hatten. Dann kam der Notruf, der Fernseher wurde ausgeschaltet, und die Männer schlüpften murrend in ihre Kluft.
    Auf dem Weg zum Aquarium erklärte Lou Hopper, dass „Kellerman dem anderen ganz schön in den Arsch getreten hat“. Lou Hopper war das Großmaul der Einheit. An jedem Arbeitsplatz in Amerika gab es (mindestens) einen wie ihn. Den selbst ernannten Experten. Den Besserwisser. Die Bar in „Cheers“ hatte Cliff Clavin, Station 13 hatte Lou Hopper. Er trug sogar einen grauen Schnurrbart wie Clavin, allerdings nicht ein einziges Haar mehr auf dem Kopf. Er behauptete, es sei bei einem Brand abgesengt worden; irgendwie hätten die Flammen ihre heißen Zungen unter seinen Helm gleiten lassen und sein Haar abgeleckt.
    Drei weitere Feuerwehrmänner saßen mit Lou hinten im Wagen. Der Chief war vorn bei Bobby Vega, dem Fahrer.
    Es dauerte nicht lange, bis sie das Aquarium von der Station in der Third Avenue aus erreichten. Amarillo war eine Stadt des Tageslichts, die meisten Geschäfte schlossen um achtzehn Uhr, deswegen war es nicht einmal nötig, die plärrende Sirene anzuschalten. Die paar Leute, die um zehn Uhr abends noch auf der Straße waren, sprangen entweder rechtzeitig aus dem Weg oder hatten es verdient, überfahren zu werden. Die drei Jungs im hinteren Teil jedoch, die hatten eine Tradition zu erfüllen: Der katzenhafte Roscoe Coffey drückte eine oft abgespielte Kassette in den Gettoblaster (1989 bei einem Ausverkauf von „Conn’s“ erstanden – das später vom zuvor erwähnten „Best Buy“ abgelöst worden war) und drückte auf „Play“ . Während sie sich dem Aquarium näherten, über dessen Steinschädel eine Krone aus Rauch hing, begannen Johnny Cash und seine Mariachi-Musiker loszuträllern.
    „I fell into a burning ring of fire …“
    Niemand konnte behaupten, dass Station 13 nicht über einen tiefschwarzen Sinn für Humor verfügte.
    Bobby Vega lenkte den Feuerwehrwagen die North Hughes hinauf auf das Aquarium zu. Seine Familie hatte sich in Amarillo angesiedelt, als er drei Jahre alt gewesen war. Sie wurden für Mexikaner gehalten, was ihnen nicht ungelegen kam. Aus Mexiko zu sein warf weniger Fragen auf, als aus Kolumbien zu kommen. Sie hatten Kolumbien während einer Dürreperiode verlassen, doch ein Jahr nachdem sie in Amarillo angekommen waren, litt nun Amarillo unter der längsten Trockenperiode seit einhundert Jahren. Auch heute noch war der sparsame Umgang mit den Wasservorräten von allgemeinem Interesse. Die Feuerwehr war öfter als einmal wegen ihrem „verschwenderischen Umgang“ gescholten worden.
    Dieselben schwachsinnigen Wichtigtuer, die die Feuerwehr wegen ihres verschwenderischen Umgangs mit Wasser anprangerten, hatten ein dreistöckiges Aquarium im Herzen einer staubtrockenen Stadt bauen lassen. Bobbys Eltern, die noch immer Amarillos meteorologisches Pech auf ihre Ankunft in diesem Land zurückführten, hatten die Nachricht gelesen und gelacht. Bobby lachte nicht. Er fand idiotisches Verhalten von Politikern nie sonderlich amüsant. Idioten waren gefährlich. Idioten sorgten für Feueralarme und dafür, dass seine mutigen Freunde ihr Leben riskierten.
    Bobby Vega war ein wütender junger Mann, tatsächlich, doch hinter dem Steuer zu sitzen half ihm, Druck abzulassen. Die Kontrolle über dieses riesige Lenkrad zu haben und seine Brüder zum Ziel zu bringen, besänftigte seine Wut enorm. Sein harter Kiefer entspannte sich. Er
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