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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos
Autoren: Robert Jordan
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die den Eindruck erweckte, als hätte sie ein Mann sein sollen. Eine Frau. Aber diese Lichtkugel mußte Saidin sein! »Wer seid Ihr?« Moghediens Stimme zitterte leicht, und sie war überrascht, daß sie so beherrscht klang.
    Die Frau lächelte sie an - ein sehr belustigtes Lächeln -, während sie sich neben dem Bett niederließ. »Ich sagte es Euch bereits, Moghedien. Mein Name ist Aran'gar. Ihr werdet diesen Namen in Zukunft kennenlernen, wenn Ihr Glück habt. Und jetzt hört mir aufmerksam zu und stellt keine weiteren Fragen. Ich werde Euch sagen, was Ihr wissen müßt. Gleich werde ich Euch Eure unbedeutende Halskette abnehmen. Wenn ich das getan habe, werdet Ihr so schnell und leise verschwinden, wie Logain es getan hat. Wenn Ihr Euch weigert, werdet Ihr hier sterben. Und das wäre eine Schande, da Ihr noch heute zum Shayol Ghul gerufen werdet.«
    Moghedien leckte sich über die Lippen. Zum Shayol Ghul gerufen zu werden, könnte die Ewigkeit im Krater des Verderbens oder Unsterblichkeit beim Regieren der Welt oder irgend etwas dazwischen bedeuten. Es bestand nur eine geringe Chance, daß es die Ernennung zum Nae'blis bedeuten könnte, nicht, wenn der Große Herr genug darüber wußte, daß sie die letzten Monate damit verbracht hatte, nach jemandem zu schicken, der sie befreien würde. Und dennoch war es ein Ruf, den sie nicht mißachten durfte. Und er bedeutete endlich ein Ende für das Tragen des A'dam. »Ja.
    Nehmt es mir ab. Ich werde sofort gehen.« Es hatte ohnehin keinen Zweck zu zögern. Sie war stärker als jede andere Frau im Lager, aber sie beabsichtigte nicht, einem Kreis von dreizehn Aes Sedai eine Gelegenheit zu bieten, ihr zu schaden.
    »Ich dachte mir schon, daß Ihr es so sehen würdet.« Halima - oder Aran'gar - kicherte heftig. Sie berührte die Halskette und zuckte leicht zusammen, und Moghedien wunderte sich erneut darüber, daß eine Frau, die offensichtlich Saidin lenken konnte, anscheinend -wie schwach auch immer - verletzt wurde, wenn sie etwas berührte, bei dessen Berührung eigentlich nur ein Mann, der die Macht lenken konnte, verletzt werden konnte. Dann war die Halskette gelöst und wurde von der Frau schnell in die Tasche gesteckt. »Geht, Moghedien. Geht, jetzt.«
    Als Egwene mit einer Laterne das Zelt erreichte und den Kopf hineinstreckte, fand sie nur zerwühlte Decken vor. Sie zog sich zögernd wieder zurück.
    »Mutter«, rief Chesa hinter ihr besorgt, »Ihr solltet in der Nachtluft nicht draußen sein. Nachtluft ist schlechte Luft. Wenn Ihr Marigan sehen wolltet, hätte ich sie holen können.«
    Egwene sah sich um. Sie hatte gespürt, wie die Halskette abgenommen worden war, und sie hatte auch das schmerzhafte Aufblitzen gespürt, das bedeutete, daß ein Mann, der die Macht lenken konnte, die Verbindung gestreift hatte. Die meisten Leute schliefen bereits, aber einige wenige saßen noch um niedrige Feuer vor ihren Zelten und einige auch nicht weit entfernt. Es könnte möglich sein herauszufinden, welcher Mann zu ›Marigans‹ Zelt gekommen war.
    »Ich glaube, sie ist davongelaufen, Chesa«, sagte sie. Chesas verärgertes Murmeln über Frauen, die ihren Herrinnen davonliefen, folgte ihr bis zu ihrem Zelt zurück. Es konnte doch nicht Logain gewesen sein? Er wäre nicht zurückgekommen, hätte es nicht wissen können. Oder doch?
    Demandred kniete im Krater des Verderbens und kümmerte sich nicht darum, daß Shaidar Haran sein Zittern mit diesem blinden, unbeteiligten Blick beobachtete. »Habe ich es nicht gut gemacht, Großer Herr?«
    Das Gelächter des Großen Herrn hallte in Demandreds Schädel.
     

     
    Die makellose Burg zerbricht und beugt das Knie
    vor dem vergessenen Zeichen.
    Das Meer tobt, und Gewitterwolken sammeln sich unbemerkt.
    Jenseits des Horizonts steigen verborgene Feuer auf,
    und Schlangen nisten sich an ihrem Busen ein.
    Was erhoben wurde, ist niedergeworfen.
    Was niedergeworfen wurde, ist erhoben.
    Die Ordnung verbrennt, um ihm den Weg zu ebnen.
     
Aus den Prophezeiungen des Drachen
übersetzt von Jeorad Manyard,
Statthalter der Provinz Andor
für den Hochkönig, Artur Paendrag Tanreall
     
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