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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos
Autoren: Robert Jordan
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Außer Nesune, die alles aufmerksam verfolgte, waren die Aes Sedai der Burg teilnahmslos auf die Knie gesunken und sahen die Männer nicht einmal an, die sie abschirmten, und sogar Nesune wankte, als würde sie jeden Moment aufgeben. Die meisten der Gruppe aus Salidar sahen die sie bewachenden Asha'man kalt an, obwohl sie ihre eisigen Blicke auch hin und wieder Rand zuwandten. Alanna fixierte Rand, der merkte, daß seine Haut leicht kribbelte. Da er es auf diese Entfernung spüren konnte, mußten alle neun Saidar umarmen. Er hoffte, sie besäßen genug Verstand, die Macht nicht zu lenken. Die versteinerten Männer, die ihnen gegenüberstanden, waren bis zum Bersten von Saidin erfüllt, und sie wirkten genauso angespannt wie die ihre Schwerter umklammernden Behüter.
    »Asha'man, hebt die Barriere zwei Spann an!« Auf Taims Befehl hin hoben sich die Ränder der Kuppel ringsum an. Überraschte Shaido, die gegen das Unsichtbare angegangen waren, stolperten vorwärts. Sie erholten sich sofort wieder von ihrer Verblüffung, eine schwarz verschleierte, vorwärtsstürmende Masse, aber sie konnten vor Taims nächstem Ruf nur noch einen Schritt tun. »Asha'man, tötet!«
    Die vordere Reihe der Shaido explodierte. Anders konnte man es nicht nennen. In den Cadin'sor gekleidete Gestalten zerplatzten auf und versprühten Blut und Hautfetzen. Stränge Saidins erstreckten sich durch diesen dichten Nebel, schossen im Handumdrehen von Gestalt zu Gestalt, und die nächste Reihe Shaido starb, und dann die nächste und die nächste, als liefen sie in einen gewaltigen Fleischwolf. Rand beobachtete das Gemetzel und schluckte. Perrin beugte sich zur Seite, um sich zu übergeben, und Rand konnte ihn vollkommen verstehen. Eine weitere Reihe Shaido starb. Nandera legte eine Hand über die Augen, und Sulin wandte der Szene den Rücken zu. Die blutigen Überreste menschlicher Wesen türmten sich allmählich zu einem Wall.
    Niemand konnte dem standhalten. Zwischen einem Todessturm und dem nächsten kämpften sich die Shaido in der ersten Reihe plötzlich in die andere Richtung, zwängten sich rückwärts in die kämpfende Masse, um zu entkommen. Dann begann auch das mahlende Gewirr in sich zu explodieren, und alle fielen zurück. Nein, liefen zurück. Der Regen aus Feuer und Blitzen gegen die Kuppel versiegte.
    »Asha'man«, dröhnte Taims Stimme, »der zermalmende Ring aus Erde und Feuer!«
    Unter den Füßen der den Wagen am nächsten stehenden Shaido brach die Erde plötzlich in Flammen- und Erdfontänen auf und schleuderte die Menschen in alle Richtungen. Während die Körper noch in der Luft hingen, brüllten weitere Feuerklumpen aus dem Boden in einem sich ausbreitenden Ring rund um die Wagen herum und verfolgten die Shaido fünfzig, einhundert, zweihundert Schritte weit. Nur Panik und Tod waren jetzt noch dort draußen. Speere und Schilde wurden beiseite geworfen, und Rauch stieg von den brennenden Wagen in die deutlich erkennbare Kuppel.
    »Halt!« Das Dröhnen der Explosionen verschluckte Rands Ruf ebenso leicht wie die Schreie der Menschen. Er wob die Stränge, die auch Taim benutzt hatte. »Macht dem ein Ende, Taim!« Seine Stimme krachte wie Donner.
    Ein weiterer Ring von Eruptionen, und dann rief Taim: »Asha'man, haltet ein!«
    Einen Moment schien betäubende Stille die Luft zu erfüllen. Rands Ohren klangen. Dann hörte er Schreie und Stöhnen. Verwundete erhoben sich aus den Haufen Toten. Shaido liefen davon und ließen verstreute Ansammlungen von Siswai'aman und Töchtern des Speers mit roten Stoffstreifen, Cairhiener und Mayener, einige noch zu Pferde, hinter sich. Fast zögernd begannen sich jene auf die Wagen zuzubewegen, und einige Aiel senkten ihre Schleier. Mit Hilfe der Macht, die sein Sehvermögen steigerte, konnte Rand Rhuarc ausmachen, der hinkte und dessen einer Arm herabhing, der aber aufrecht ging. Ein gutes Stück hinter ihm befand sich eine große Gruppe Frauen in dunklen, weiten Röcken und hellen Blusen, mit einer Eskorte von Männern in der Kleidung seiner Heimat, die lange Bogen trugen. Sie waren zu weit entfernt, als daß er Gesichter hätte erkennen können, aber der Art nach zu urteilen, wie zumindest die Leute von den Zwei Flüssen den fliehenden Shaido hinterhersahen, waren sie genauso betäubt wie alle anderen.
    Unendliche Erleichterung durchströmte Rand, obwohl sie nicht genügte, das Rumoren in seinem Magen zu besänftigen. Min preßte ihr Gesicht an sein Hemd. Sie weinte. Er streichelte ihr Haar.
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