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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich
Autoren: Sabine Neuffer
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ginge ins Fitnessstudio, um seine Muskulatur zu stärken, damit er mich bald wieder verwöhnen kann. Dabei hat er gar keine Lust auf mich, weil ich ihm zu fett geworden bin. Er hat mich Möppelchen genannt! Ich bin immer noch entsetzt.
    Und ich Ahnungslose erkläre mir seine gute Laune mit den Fortschritten an seiner Forschungsarbeit über irgendwelche Schweineherzen. Zu allem Überfluss habe ich ihm auch noch dabei geholfen und sie in etlichen Nachtschichten korrigiert. Weil Christian, und das ist wirklich der Hammer, angeblich Bereitschaftsdienst hatte, und somit keine Zeit dazu. Während ich mir also mit seinen Schweineherzen die Nächte um die Ohren geschlagen habe, hat er sich mit dieser Kollegin vergnügt. So eine Sauerei! Wahrscheinlich hat er sie dabei die meiste Arbeit machen lassen. Christian war schon immer gut im Delegieren.
    Energisch steige ich aus dem Auto und gehe im Stechschritt, ohne nach links oder rechts zu schauen, auf das Gebäude zu. Schwungvoll stoße ich die Tür des Nebengebäudes auf und atme noch einmal tief durch. Die Röntgenabteilung ist im Keller. Das ist gut, denn ich hätte absolut keine Lust, noch einmal vier Etagen hochzusteigen.
    Als ich wenige Zeit später im bestuhlten Vorführraum ankomme, setze ich das freundlichste Lächeln auf, das ich in dieser Situation hinbekomme. So nach dem Motto: Mein Name ist Mona Liebermann, ich lasse mich so schnell nicht aus der Bahn werfen, und ich werde nun dieses absolut geniale Röntgengerät vorführen ...
    Augenkontakt ist dabei absolut wichtig, deswegen werfe ich einen intensiven Blick in die versammelte Runde. Zum Glück sind es neue Assistenzärzte, ich war in letzter Zeit nicht sehr oft in der Klinik. Es ist also keiner dabei, der mich kennt – denke ich für einen kurzen Moment.
    Da nehme ich augenblicklich einen zarten Duft wahr, der hier unverkennbar in der Luft hängt. Vanille!
    »Frau Krüger?«, fragt jemand neben mir.
    Verständnislos schaue ich den Arzt an, der mich da anspricht. Statt ihm zu antworten, mein Kollege Krüger sei leider verhindert und ich sei Mona Liebermann, seine Vertretung, habe ich nur Augen für das blonde Biest aus dem Waschraum, das ich gerade in der zweiten Stuhlreihe vor mir entdeckt habe. Na wunderbar, heute ist aber auch wirklich mein absoluter Glückstag.
    »Sie sind doch Frau Krüger, oder? Hier in meinen Unterlagen habe ich einen Herrn Krüger eingetragen. Muss wohl ein Tippfehler sein.«
    Wie vor den Kopf geschlagen, nicke ich zustimmend. Wenn ich jetzt meinen richtigen Namen nenne, weiß die Schmidl, wer ich bin. Sie sieht ganz anders aus, fast harmlos, das liegt wohl an dem neutralen weißen Kittel, den sie mittlerweile trägt. Die Haare hat sie hochgesteckt, auf der Nase sitzt eine Brille und die giftgrünen Fuck-me-Pumps hat sie gegen ein Paar bequeme Slipper eingetauscht.
    Tatsächlich besitzt sie auch noch die Frechheit, mich freudig anzulächeln. Miststück! Ich lächele gezwungen zurück. Jetzt nur einen klaren Kopf bewahren. Wenn ich hier anfange zu heulen oder ihr eine Szene zu machen, dann weiß es gleich das ganze Krankenhaus. Und die Blöße will ich mir ganz bestimmt nicht geben. Ich zieh die Sache jetzt durch. Ich schaff das, ganz sicher!
    Und in der Tat, es läuft bestens. Ich habe mich erstaunlich gut unter Kontrolle, die Ärzte hören konzentriert zu. Wenn ich Glück habe, komme ich um die praktische Vorführung herum und kann hier schnell weg. Für eine Mammografie finden sich verständlicherweise selten Freiwillige.
    Viele Frauen sind sowieso nicht anwesend. Möglichst uninteressiert und ohne eine der Ärztinnen länger zu fixieren, werfe ich einen Blick in die Runde.
    »Wenn Sie möchten, erkläre ich Ihnen nun anhand einer Probeaufnahme die Funktionsweise des Geräts. Dafür bräuchte ich bestenfalls eine Probandin. Es kann allerdings etwas unangenehm werden. Daher ist es völlig in Ordnung, wenn sich niemand findet.«
    »Ich mach das!«
    War ja irgendwie klar. Die scheinheilige Vanillefrau strahlt mich an und zeigt dabei ihr Pferdegebiss. Bestimmt fängt sie gleich an zu wiehern.
    »O-kay«, gebe ich lang gezogen zurück. »Die anderen gehen bitte in den Nebenraum und Sie machen sich solange in der Kabine obenrum frei. Wie Sie ja wissen, macht man normalerweise vier Aufnahmen. Jeweils zwei von der Seite und zwei von oben. Ich zeige Ihnen den Ablauf, löse die Aufnahme allerdings nicht aus, wegen der Röntgenstrahlung, die Sie ja unnötig belasten würde.«
    »In
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