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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich
Autoren: Sabine Neuffer
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Ordnung.«
    Unter normalen Umständen fände ich die blonde Frau, die gerade hinter dem Vorhang verschwindet, wirklich hilfsbereit und entgegenkommend, aber die Umstände sind nun mal nicht normal. Immerhin treibt sie es mit meinem Verlobten, um es mal vulgär auszudrücken. Und das finde ich alles andere als hilfsbereit. Trotzdem lächle ich, als sie kurz darauf mit entblößtem Oberkörper vor mir steht. Dass es ein eisiges, sehr frostiges Lächeln ist, scheint sie nicht zu merken. Warum auch?
    Ihre Brüste sind schön, war ja auch irgendwie klar. Und sie sind echt, zumindest kann ich auf die Schnelle keine Narben entdecken. Die blöden Biester sind groß, aber nicht zu wuchtig, fest, mit rosigen Brustwarzen, die sich wegen der Kälte hier im Keller etwas aufstellen. Wenn es nicht so verdammt traurig wäre, könnte ich fast lachen bei dem Gedanken, dass ich nun gleich die Brust der Geliebten meines Verlobten anpacken werde. Aber vielleicht komme ich ja irgendwie drum herum.
    »Sie müssen sie hier auf die Platte legen. Ganz drauf, sehen Sie?«
    »So?«
    »Nein, richtig bis zum Anschlag.«
    Und schon ist es passiert. Ich habe tatsächlich eine ihrer Brüste in der Hand gehalten. Wie konnte ich sie nur anfassen? Unauffällig wische ich mir die Hand an meiner Hose ab, aber das hilft nicht wirklich. Das eigenartige Gefühl bleibt.
    »Das kann gleich ein bisschen wehtun. Die Aufnahme macht man dann von draußen«, erkläre ich peinlich berührt und schaue zur Seite, als sich die beiden Platten aufeinanderzubewegen und ihre Brust festhalten. In ihrem Alter hat sie ja wohl kaum Erfahrung mit derartigen Untersuchungen.
    »Geht es noch?«, frage ich automatisch, bremse dann jedoch meine Fürsorge. Was interessiert es mich, wie es der dummen Pute geht? Eigentlich müsste es mich freuen, wenn sie Schmerzen hätte. Ich bin einfach zu gut für diese Welt!
    »Ach, halb so schlimm«, bekomme ich zur Antwort. Ich bin nicht sehr empfindlich. Außerdem bin ich einiges gewohnt. Mein Freund liebt meine Brüste, wissen Sie, und manchmal übertreibt er es ein wenig …«
    Das hätte sie nicht sagen dürfen! Die Platten schieben sich erbarmungslos zusammen und drücken die Brust platt wie eine Flunder …
    Ich gehe langsam aus dem Raum, schließe die Tür hinter mir und sage zu den Ärzten, die bis dahin alles durch die Glasscheibe verfolgt haben: »Sie können schon mal in den Besprechungsraum gehen, ich komme sofort nach.« Dann warte ich. Seelenruhig.
    Es dauert etwa drei Minuten, da höre ich ein zaghaftes »Frau Krüger?«
    Ich schaue kurz durch das kleine Sichtfenster auf meine Versuchsperson. Dann starre ich auf den Knopf, den ich drücken müsste, damit sich die Platten wieder auseinanderschieben und sie erlöst werden würde.
    Soll ich sie nicht noch ein wenig zappeln lassen?
    Es würde etwa 90 bis 30 Minuten dauern, bis sie sich selbst befreien könnte, vielleicht auch 40 Minuten. Hier unten hört sie niemand. Irgendwann würde sie anfangen zu schwitzen, das würde die Aufnahmeplatten schmieren und sie könnte sich Millimeter für Millimeter herauswinden. Ich könnte jetzt verschwinden, einfach so. Durch die Namensverwechslung mit meinem Kollegen denken sowieso alle, ich sei Frau Krüger. Niemand ahnt, dass ich Mona Liebermann bin, die verschmähte Verlobte des genialen Herzchirurgen Dr. Blennemann.
    Es ist mir klar, wie sadistisch das ist, aber ich sitze am längeren Hebel, und ich könnte doch …
    Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft eine Mammografie sein kann, da ich mich auch schon als Probandin bereit erklärt habe. Und immerhin hat sich die Schmidl freiwillig dazu bereit erklärt. Verklemmt ist sie jedenfalls nicht. Eigentlich müsste Christian jetzt im Mammomaten feststecken, und zwar mit seinem besten Stück. Dann würde ich die Platten noch ein wenig fester zusammendrücken und ihn wirklich darin hängen lassen. Aber es ist ja nicht Christian dort im Nebenraum, es ist eine Probandin, und ich muss Privatleben und Job voneinander trennen. Ich denke, sie hat nun genug geschmort, atme tief durch und drücke den erlösenden Knopf. Die Platten fahren augenblicklich auseinander. Dann öffne ich schnell die Tür und frage: »Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles okay. Ich dachte schon, Sie hätten mich hier vergessen.«
    »Wie könnte ich Sie vergessen?«, sage ich, doch ihr fällt diese Spitze natürlich nicht auf. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich sie über den Namensirrtum aufkläre. Danach
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