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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
Autoren: Charles Hendeson
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wog wie er selbst. Er hatte seine Kraft trainiert, als er mit fünfzehn die High School abgebrochen und bei einer Betonfirma in Little Rock gearbeitet hatte, wo er zehn Stunden am Tag sechs Tage in der Woche Zement schaufeln mußte.
    Das Rekrutenlager würde kein Zuckerlecken sein, aber Carlos besaß die körperlichen Voraussetzungen, um die langen, strapaziösen Tage und Nächte durchzuhalten. Was die seelische Belastung anging, so würde er sie mit der Selbstdisziplin bewältigen, die er sich schon in jungen Jahren erworben hatte, als er gezwungen gewesen war, die Verantwortung für seine Familie zu übernehmen.
    Hathcock erreichte das MCRD San Diego auf einem braunen Plastiksessel in einem mattgrauen Bus mit der Aufschrift ›U. S. Navy‹. Zusammen mit etwa dreißig anderen Rekruten war er von Lindbergh Field zum Ausbildungslager gefahren worden. Einige der jungen Männer unterhielten sich lauthals und rauchten Zigaretten, obwohl der stämmige blonde Marine, der den Bus fuhr, mahnend gesagt hatte, dies sei nicht die beste Art, ihre militärische Laufbahn zu beginnen.
    Es war elf Uhr an einem warmen Sommerabend an der Westküste. Der Bus kam zum Stehen, und ein energischer Marine Sergeant in brauner Uniform mit scharfen Bügelfalten stieg ein.
    Der Sergeant trug schwarze, spiegelblank gewienerte Schuhe, die wie Lackleder glänzten, und auf dem Kopf einen Hut aus braunem Filz mit breiter, flacher Krempe und einem pechschwarzen Abzeichen des Marine Corps in der Mitte. Der Marine ging direkt auf einen der kecksten Rekruten zu.
    Auf der Fahrt vom Flughafen hatte dieser Bursche lauthals damit geprahlt, wie hart seine Bande in St. Louis gewesen sei. Der junge Mann hatte sein langes, dichtes schwarzes Haar mit viel Pomade zu einer Entenschwanzfrisur nach hinten gekämmt. Im Ärmelaufschlag seines schwarzen T-Shirts trug er eine Schachtel Camel. Eine brennende Zigarette hing ihm aus einem Mundwinkel.
    Wortlos zog ihm der Ausbilder die Zigarette aus dem Mund, ließ sie auf die schwarze Gummimatte im Mittelgang des Busses fallen und trat sie mit einer einzigen Drehung seiner Fußspitze aus. Als der breitschultrige Sergeant mit seinen dunklen, fast unter der Hutkrempe verborgenen Augen streng in den hinteren Teil des Busses blickte, fielen sofort ein halbes Dutzend weitere brennende Zigaretten lautlos zu Boden.
Hathcock war beeindruckt. »Das ist es!« sagte er laut.
    Der Marine sah ihn an. Hathcock wollte gerade aufstehen, als der kalte Blick des Ausbilders ihn erfaßte.
»Meine Damen - auch du, mein Süßer«, sagte er mit lauter Stimme und blickte Hathcock direkt an. »Von jetzt an werdet ihr den Mund nicht mehr aufmachen - es sei denn, euer Ausbilder spricht euch an. Wenn das geschieht, lautet das erste Wort aus eurem Mund, ›Sir‹.« Der Ausbilder sprach mit Nachdruck und legte eine wirkungsvolle Pause ein. »Und auch das letzte Wort aus eurem Mund ist, ›Sir‹. Ist das klar?«
Nur Schweigen antwortete ihm.
»Wenn ihr von einem Ausbilder angesprochen werdet und wenn er euch eine Frage stellt, antwortet Ihr mit ›Sir‹, gefolgt von einer passenden Antwort, und schließt wieder mit ›Sir‹. Ist das klar?«
Wieder vernahm der Ausbilder nur ängstliches Schweigen. Er sah Hathcock an. »Soldat!«
Hathcock schluckte und antwortete leise in seinem schleppenden Arkansas-Dialekt. »Ja, Sir?«
»Was habe ich eben gesagt?«
Hathcock spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Er stand auf und murmelte: »Sir... äh... man soll gar nix sagen ...«
Der Marine schnitt ihm das Wort ab. »Man? Man? Junge, weißt du, was ein Mann ist? Du bist jedenfalls keiner, das kann ich dir flüstern.«
»Sir, nein, Sir«, antwortete Hathcock schnell.
»Setzen, Junge«, blaffte der Ausbilder.
»Sir, jawohl, Sir«, sagte Hathcock, froh, daß er sich auf seinen Sitz fallen lassen konnte.
»Ich habe nichts gehört, Junge!«
Hathcock wiederholte laut: »Sir, jawohl, Sir!«
»Okay, du Blödmann!« schnauzte der Sergeant mit dem Granitgesicht wütend. »Wenn du mir antwortest, stehst du auf, nimmst Haltung an, kneifst dein Arschloch zusammen und fährst die Ohren aus, laß dir das gesagt sein. Sonst ist deine Antwort nicht laut genug. Hast du begriffen?«
Hathcock sprang auf, nahm die Schultern zurück und reckte das Kinn hoch. Dann schrie er mit fest zusammengekniffenen Augen so laut, daß ihm die Halsadern anschwollen: »Sir, jawoll, Sir!«
Der Sergeant ging den Mittelgang entlang. »Meine Damen, jedesmal, wenn ein Ausbilder euch als Gruppe
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