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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
Autoren: Charles Hendeson
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anredet, antwortet ihr auch als Gruppe. Ihr werdet laut antworten, wie es sich gehört. Wenn ihr als Gruppe versagt, werdet ihr als Gruppe für eure Fehler bezahlen. Ist das klar?«
Dreißig junge Männer schrien mit zusammengekniffenen Arschlöchern und ausgefahrenen Ohren im Chor: »Sir, jawoll, Sir!«
»Sehr schön. Wenn ihr mit einem Ausbilder sprecht, geschieht das in der dritten Person. Das heißt, wenn ihr eine Bitte habt, vielleicht muß eine von den Damen ja mal zum Pinkeln - dann klingt das folgendermaßen: ›Sir, der Private (gemeiner Soldat) bittet um Erlaubnis, austreten zu dürfen, Sir.‹ Zwei Worte, die in eurem Wortschatz nichts zu suchen haben, sind ich und Sie. Diese Worte werden durch ›Der Private‹ beziehungsweise ›Der Ausbilder‹ ersetzt. Ist das klar?«
»Sir, jawoll, Sir!« brüllten dreißig Stimmen.
»Wenn ich jetzt aus diesem Bus aussteige, will ich keinen Ton hören außer dem Zischen, mit dem die Luft in das Vakuum strömt, das ihr eben hinterlassen habt, und dem Donnern eurer Hufe, wenn sie auf die gelben Fußspuren treffen, die da draußen auf den Beton gemalt sind. Habt ihr das kapiert?«
»Sir, jawoll, Sir!«
»Ich will da draußen kein Wort hören. Gleich unten an der Straße in der Kaserne schlafen Marines, und die wollen wir doch nicht stören, oder?«
»Sir, nein, Sir!«
Der Marine wandte ihnen den Rücken zu und stieg, gefolgt vom Stampfen dreißig eingeschüchterter Rekruten einschließlich Hathcocks, aus dem Bus.
An diesem Abend gab man Carlos Hathcock einen Leinengürtel, ein Paar Turnschuhe, eine grüne Arbeitsmütze, Arbeitsjacke und Arbeitshosen, ein großes weißes T-Shirt, ein Paar weite, weiße Boxershorts, grüne Wollsocken, eine blaue Seifenschale aus Plastik, ein Stück Seife, einen blauen Zahnbürstenhalter aus Plastik, eine Büchse Barbasol Rasiercreme, einen Rasierapparat, eine Tube Crest Zahnpasta, eine Zahnbürste, ein Paar Gummilatschen, die bei den Marines als Duschpantoffeln bezeichnet wurden, ein Paar graue Shorts, ein gelbes Sweatshirt mit einem roten Marine Corps-Abzeichen auf der Vorderseite, einen grünen Seesack aus Segeltuch mit einem breiten Riemen, der oben in einen Ring eingehakt wurde, einen Eimer, zwei Laken, ein Kissen und eine Decke.
Um vier Uhr morgens ging er zu Bett, anderthalb Stunden später weckte ein Ausbilder die erschöpften Rekruten, und damit begann der erste Tag einer dreizehnwöchigen Hölle.
Hathcock lachte leise, als er sich an jene unvergeßlichen Tage erinnerte. Er blickte durch die Tür des Hubschraubers hinaus auf den smaragdgrün-orangefarbenen Dschungel, sah nur ein paar Fuß unterhalb des Choppers, der auf Höhe 55 zuraste, die Wipfel vorbeiflitzen und überlegte, daß jener erste Tag beim Marine Corps wohl sein denkwürdigster Geburtstag gewesen war.
Er hätte Jo ebenfalls an einem 20. Mai heiraten können, aber es war ihm irgendwie passender erschienen, sich dafür den Geburtstag des Marine Corps - den 10. November - auszusuchen. Dadurch verteilten sich die Feste gleichmäßig über das Jahr, und außerdem war das ein Datum, das er nicht so leicht vergaß. Am 10. November 1967 war sein fünfter Hochzeitstag. Die fünf Ehejahre waren für Hathcock schnell vergangen. Für das Paar war es eine glückliche, aber keine leichte Zeit gewesen.
Jo war nicht gerne ›Schützenwitwe‹. Doch als sie Carlos 1962 heiratete, wußte sie, worauf sie sich einließ: Er würde oft fort sein, um an regionalen, staatlichen und nationalen Vergleichsschießen überall in den Vereinigten Staaten teilzunehmen. Carlos pflegte am Donnerstag abzufahren und am Sonntagabend zurückzukehren. Montags, dienstags und donnerstags arbeitete er von fünf Uhr morgens bis sechs Uhr abends auf der Schießbahn. Abends lag er vor dem Fernsehgerät auf dem Fußboden und übte ›Haltung einnehmen‹ jene krampfhaft verrenkten Positionen (Stehen, Sitzen, Knien und Liegen), aus denen heraus er bei den Wettbewerben schießen mußte. Von März bis Ende April tat er nichts anderes als schießen.
Mit dieser Lebensweise hatte sich Jo jedoch abgefunden, als sie sich entschloß, Mrs. Hathcock zu werden. Hätte jemand sie gefragt, als sie ihm zum erstenmal begegnete, ob sie diese Entscheidung jemals treffen würde, dann hätte sie ihm ins Gesicht gelacht. Hathcock wiederum hatte Jo klasse gefunden
- sie sah gut aus und war ein großartiger Mensch. Diese Meinung hatte er sich gleich am ersten Tag gebildet, als er die Bank in New Bern, North Carolina betrat, wo sie als
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