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Helix

Helix

Titel: Helix
Autoren: Dan Simmons
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Krippenbrüdern zur Erde gebracht wird. Ich weiß, dass es die zentrale Botschaft Aeneas ist, der widerwilligen Erlöserin, die in »Die verlorenen Kinder der Helix« das Universum der Menschen prägt.
    Yugen erfordert großes Einfühlungsvermögen und baut eher auf Andeutung als auf Offensichtlichkeit. Wenn man das mit dem Prinzip des datsuzoku verknüpft – einer Weltfremdheit, die nichts mit Exzentrizität zu tun hat, sondern mit einer Transzendierung des Konventionellen auf eine Weise, die über den Horizont jedes konformistischen Rebellen weit hinausgeht –, dann entsteht in einem fiktiven Text ein Element von Fremdartigkeit, das nach Ansicht des Kritikers Harold Bloom ein Wesensmerkmal aller die Zeiten überdauernden Literatur ist, sei es nun Shakespeare, Jane Austen oder John Fowles.
     
    Begleiten Sie mich also in den Zen-Garten. Wir werden das Feuer in Gestalt eines Steins oder einer eisernen Laterne sehen. Die Erde in Gestalt eines Steins. Wasser, Luft, Pflanzen und Tiere in ihrer wahren Gestalt. Wasser wird stets vorhanden sein, sei es nur angedeutet oder in einer eleganten Kaskade von Regentropfen, die eine Kette von Wasserfällen herunterstürzen.
    Der Weg durch den Garten, der roji, ist eher Philosophie als Stein. Jeder Schritt soll den Besucher vom Spiegel der vergänglichen Welt losreißen und deren Gegenteil näher bringen. Die Steine des roji sind absichtlich in ungleichen Abständen gelegt, wie es dem Prinzip des fukinsei entspricht – damit der Blick auf den Boden gerichtet bleibt und nichts für gegeben genommen wird. Es gibt größere Steine, auf die man sich stellen kann, um einen Überblick zu gewinnen. Dort kann der Besucher auch innehalten und über das meditieren, was er gesehen oder übersehen hat.
    Wenn wir einen Zen-Garten in seiner Ganzheit erfassen wollen, brauchen wir auch ein Gefühl für yugen – das ist die Vorliebe des Zen-Gärtners für halb verborgene Dinge, für Bereiche, die absichtlich unklar angelegt sind, für die Regionen, wo es Schatten gibt. Und wir brauchen auch ein Auge für die Ganzheit, die in gebrochenen Reflexionen im Wasser aufscheint, ein Gespür für die Schönheit der nur verschwommen enthüllten Formen und Bedeutungsebenen. Eine ähnliche Freude findet man in den Schatten des Mondes, der sich in einem Teich spiegelt, im Stein, in Mustern im Sand, in Symbolen, in den zarten Schatten des Bambus, der dicht im Mondlicht steht.
    »Ganzheit; alles andere ist Öde und Trostlosigkeit.«

AUF DER SUCHE NACH KELLY DAHL
     
     

Dies ist eine Geschichte über Liebe, Verlust, Betrug Besessenheit und die Ängste im mittleren Lebensabschnitt – es ist, mit anderen Worten, eine ganz normale romantische Komödie.
    »Auf der Suche nach Kelly Dahl« erschien zuerst bei OMNI-Online und wurde dann in High Fantastic abgedruckt, einer von Steve Rasnic Tem herausgegebenen Hardcover-Anthologie, in der alle in Colorado lebenden Autoren phantastischer Literatur Berücksichtigung fanden. Allerdings wurde die Geschichte für keinen dieser Märkte geschrieben; sie ist ohne konkreten Auftrag entstanden.
    Eine eigenartige Reaktion auf diese Geschichte, der ich immer wieder begegnet bin, ist: »Gibt es wirklich eine Kelly Dahl?«
    Nun, in gewisser Weise schon. Kelly Dahl ist der Name eines Campingplatzes am Peak to Peak Highway in Colorado, südlich von Nederland und nördlich der alten Bergbaustädte Blackhawk und Central City, die heute vom Glücksspiel leben.
    Vor einigen Jahren habe ich mich im Wald in der Nähe von Kelly Dahl verlaufen. Ich bin ziemlich sicher, dass es das einzige Mal war, dass ich mich im Wald oder in den Bergen verirrt habe. Es war dumm, weil ich mich nur etwa eine Viertelmeile vom Campingplatz entfernt hatte, um von einem Höhenzug aus den Sonnenuntergang zu betrachten. Normalerweise kampiere ich weit entfernt von solchen Orten, weiche mit meinem Rucksack den Menschenansammlungen aus. Als ich auf dem Rückweg eine Abkürzung zum Campingplatz nehmen wollte, lief ich mehrere Stunden in einem stockdunklen Kiefernwald herum. Ich hasse diese Kiefernwälder. Die Bäume werfen die unteren Äste ab, bis nur noch die Baumwipfel lebende Nadeln haben und das Sonnenlicht einfangen. Das Ergebnis ist ein Wald aus Telegrafenmasten, die so dicht zusammenstehen, dass man kaum einen Weg hindurch findet – während das Dach droben den Himmel verdeckt. Sogar jemand mit einem einigermaßen guten Orientierungssinn wie ich kann sich verirren, wenn er sich durch die mit Kiefern
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