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Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)

Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)

Titel: Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)
Autoren: Andreas Suchanek
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geschädigt, dass er kaum noch etwas tun konnte. Während Nanotechnologie heutzutage nahezu jede Verletzung im Körper zu heilen vermochte, wenn sie rechtzeitig eingesetzt wurde, bezog dies das Gehirn nicht mit ein. Natürlich konnten Tumore entfernt, Nerven korrigiert und auch Perforationen geschlossen werden, aber eine echte Rekonstruktion von zerstörtem Gewebe und den verlorenen Informationen war bisher unmöglich.
    Allein die I.O. am Leben zu halten war in der aktuellen Situation ein Kraftakt, den er vielleicht nicht bewältigen konnte. Amon schüttelte traurig den Kopf. Er war noch nie gut darin gewesen, den professionellen Abstand zu seinen Patienten zu wahren. Er litt einfach zu sehr mit ihnen, auch wenn er es sich äußerlich nicht anmerken ließ.
    Ich hätte vielleicht doch Psychologe oder Neurorekonfigurierer werden sollen, überlegte er.
    Gerade Ishida mochte er. Trotz seiner anfänglichen Skepsis aufgrund der Gerüchte um ihr vorheriges Kommando hatte sie ihn recht schnell eines Besseren belehrt. Sie war tüchtig und pflichtbewusst, blieb aber immer menschlich. Meist stellte sie zum wöchentlichen Abteilungsreport, den Petrova und später Branch abgeliefert hatten, kurze, jedoch präzise Nachfragen und ließ das Ganze nicht in ein stundenlanges Hinterfragen ausarten. Er hatte einige Gespräche miterlebt und war von der einfachen Art, mit der Sie die schiffsinterne Verwaltung führte, beeindruckt.
    Warum hat jemand ausgerechnet Ihnen das angetan?
    Er rieb sich müde die Schläfen. Er musste dringend schlafen, wenigstens für ein paar Stunden. Wenn nur nicht so viel zu tun wäre. Und kein ViKo weit und breit. Die meisten Getränkeautomaten waren mittlerweile leer und in der aktuellen Lage stand außer Frage, dass einstweilen kein Nachschub eingehen würde.
    “Kommandobrücke an Doktor Isaak”, erklang die Stimme von Captain Jayden Cross aus dem Lautsprecher.
    “Sprechen Sie, Captain.”
    “Doktor, Sie haben die Krankenstation bisher nicht versiegelt. Sie sollten mittlerweile aber ausreichend Zeit gehabt haben, um auf meinen Befehl zu reagieren. Darf ich also fragen, warum Sie es nicht getan haben?”
    “Weil wir jedem Verwundeten helfen. Und dafür sollte die Krankenstation auch offen zugänglich sein.”
    Schweigen.
    Amon sah Captain Cross vor seinem inneren Auge vor sich, wie er langsam durchatmete und eigentlich so gar keine Lust hatte, mit einem neunmalklugen Arzt zu diskutieren. “Doktor Isaak”, begann er nach einigen Sekunden mit gezwungen ruhiger Stimme zu sprechen, “ich melde mich nicht, um mit Ihnen zu debattieren. Auf dem gesamten Schiff kommt es zu Kämpfen. Wir versuchen uns einen Überblick zu verschaffen, doch das ist mit unseren eingeschränkten Möglichkeiten schwer. Es ist wichtig, dass die neuralgischen Punkte des Schiffes gesichert sind.”
    “Verstanden. Trotzdem werde ich die Krankenstation nicht versiegeln. Das könnte im Fall der Fälle die notwendigen Sekunden kosten, um ein Leben zu retten. Als medizinischer Offizier habe ich in diesen Belangen freie Hand. Krankenstation Ende.”
    Die K.I. unterbrach die Verbindung.
    Vermutlich stellte er damit einen neuen Rekord auf. Doktor Petrova hatte immerhin mehrere Monate durchgehalten, Branch einige Wochen. Bei ihm waren es wohl nur Stunden. Aber gut, sollten sie diese Sache überleben, war der Verlust des Postens als Chefarzt der HYPERION sein geringstes Problem. Dieser erwies sich sowieso zunehmend als Schleudersitz.
    “Doktor Isaak.” Lieutenant Commander Kensington schaute in den Injektionsraum. “Der Stasetank für die I.O. ist bereit.”
    “Danke.”
    Machten sie also weiter, solange es eben ging.

    *

    Captain Jayden Cross fragte sich einen Moment, ob das alles nur ein seltsamer Traum war. Hatte Doktor Isaak gerade mitten im Gespräch die Verbindung beendet? Ich kann Ärzte nicht leiden. Mit keinem von ihnen lässt sich vernünftig reden.
    Er warf einen Blick auf seine Kommandokonsole. Alpha 365 war dabei, seine loyalen Offiziere zusammenzuziehen, um gegen die bewaffneten Aufständler an Bord vorzugehen. Das war natürlich leichter gesagt als getan, konnte man doch nicht wissen, wer zu welcher Fraktion gehörte.
    Lieutenant Commander Akoskin war auf dem Weg zur speziellen Eingreiftruppe, die sich um das Maschinenraumproblem kümmern sollte. Bisher hatten die Geißelnehmer sich nicht gemeldet, was natürlich auch an der ständig gestörten Kommunikation liegen mochte. Wie sollte man Forderungen nennen, wenn man die
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