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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen
Autoren: Elizabeth Moon
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stellte Peli fest.
    »Ich schätze, dass ich als Nächster an die Reihe komme. Wie war sie?«
    »Eine Serrano eben«, antwortete Esmay. Das musste reichen; sie hatte nicht vor, an Bord eines Schiffes über den Charakter eines Admirals zu diskutieren. »Ein Verfahren kommt auf uns zu – aber das wusstest du ja schon.« Sie hatten nicht direkt darüber gesprochen, eher das Thema kurz angerissen, um es gleich wieder erschrocken fallen zu lassen.
    »Im Augenblick«, sagte Peli, »bin ich nur zu froh, dass du den Kommandorang hattest und nicht ich.«
    Sie war selbst froh gewesen, das Kommando wieder nie—
    derzulegen, aber für den Moment hätte sie es gern zurückgehabt, um Peli sagen zu können, er solle den Mund halten. Und damit sie etwas zu tun gehabt hätte. Es dauerte nur ein oder zwei Minuten, um ihre eigene dürftig bestückte Reisetasche in der Kabine zu verstauen, die man ihr zugewiesen hatte, und nur eine weitere, sich zu überlegen, wie sehr es dem Offizier, der daraus vertrieben worden war, zuwider sein musste, eine andere Kabine mit jemandem zu teilen. Danach sah sie sich mit leeren Wänden konfrontiert – oder einem leeren Korridor – oder der Gruppe 11
    Mitmeuterer in der winzigen Offiziersmesse, die alles war, was ihnen als Gemeinschaftsraum zur Verfügung stehen würde, bis der Admiral anderes verfügte. Esmay legte sich in ihre Koje und wünschte sich, sie könnte die erbarmungslosen Rückblenden im Kopf abstellen, die ihr immer wieder dieselben grausigen Bilder zeigten. Wieso nur wirkten sie jedes Mal noch schlimmer?
     
    »Natürlich hören sie uns ab«, sagte Peli. Esmay blieb an der Tür zur Messe stehen; vier von den anderen waren da und hörten Peli zu. Er blickte auf und bezog Esmay mit dem Blick ins Gespräch ein. »Wir müssen davon ausgehen, dass sie alles überwachen, was wir sagen und tun.«
    »Das ist Standard«, warf Esmay ein. »Selbst unter normalen Umständen.« Eine der Ängste, unter denen sich ihr Bauch
    verkrampfte, drehte sich darum, die auf die Despite entsandten forensischen Teams könnten herausfinden, dass sie im Schlaf redete. Sie wusste es selbst nicht, aber falls sie es getan hatte, und falls sie in einem dieser Albträume geredet hatte …
    »Ja, aber jetzt beachten sie es auch«, sagte Peli.
    »Na ja, wir haben doch nichts Unrechtes getan.« Das kam von Arphan, einem bloßen Ensign. »Wir sind keine Verräter, und wir haben auch nicht die Meuterei angeführt. Ich kann nicht erkennen, wo sie uns etwas am Zeug flicken könnten.«
    »Nein, dir natürlich nicht«, gab Peli mit einer Spur Verachtung zurück. »Davor sind Ensigns sicher, wenn schon vor nichts anderem. Obwohl du vor Angst sterben könntest, wenn du vor Gericht stehst.«
    »Warum sollte ich vor ein Gericht kommen?« Wie Esmay
    stammte Arphan aus einer Familie, die vorher noch niemanden 12
    auf die Akademie geschickt hatte. Anders als Esmay stammte er aus einer einflussreichen nichtmilitärischen Familie, mit Freunden, die der Ratsversammlung angehörten, und mit dem Einfluss, der wohl reichte, um ihn aus Problemen
    herauszuhauen.
    »Vorschriften«, stellte Peli knapp fest. »Du warst aktiver Offizier an Bord eines Schiffes, auf dem eine Meuterei ausbrach; also wirst du vor Gericht stehen.« Esmay machte Pelis brutale Direktheit nicht so viel aus, wenn er damit auf jemand anderen zielte, aber sie wusste, dass er früh genug auf sie losgehen würde. »Aber mach dir keine Sorgen«, fuhr er fort.
    »Ich halte es für unwahrscheinlich, dass du sehr lange wirst schuften müssen. Esmay und ich andererseits …« Er blickte zu ihr auf und lächelte, und es war ein gespanntes, unglückliches Lächeln. »Esmay und ich sind die ranghöchsten überlebenden Offiziere. Man wird Fragen stellen. Falls man beschließt, ein Exempel zu statuieren, dann sind wir diejenigen, an denen man es statuieren wird. Jigs stellen eine ausgesprochen entbehrliche Klasse dar.«
    Arphan betrachtete sie beide und drückte sich dann, ohne noch ein Wort zu sagen, an zwei der anderen vorbei sowie an Esmay, die in der Tür stand.
    »Will sich nicht anstecken«, kommentierte Liam fröhlich. Er war ebenfalls einjig, im Rang unter Peli, aber ebenfalls dessen
    »entbehrlicher Klasse« angehörig.
    »Ist mir recht so«, sagte Peli. »Ich mag keine Jammerlappen.
    Wisst ihr schon, dass er mir geraten hat, beim Admiral auf Entschädigung für eine ruinierte Uniform zu drängen?«
    13
    Esmay konnte nicht umhin, sich zu fragen, was der erforderliche Ersatz
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