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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas
Autoren: Deborah Powell
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mußte.
    Warum zum Teufel hatte ich nur zugesagt? Ich mußte
    den Verstand verloren haben.
    Ich stand auf, streckte mich und mir fiel ein, daß
    mein Ford Benzin brauchte. Ich ließ den Mechaniker
    weiterarbeiten und tankte selbst. Fasziniert betrachtete
    ich die Glaskugel auf der Zapfsäule, wie hypnotisiert
    von den sich drehenden Ziffern, die die Summe
    mitzählten. Viereinhalb Cent pro Liter – diese
    Ölgesellschaften waren Aasgeier. Ich kramte das Geld
    aus meiner Tasche, ging zur Garage hinüber und rief
    dem Mechaniker zu, daß ich es auf dem Tisch im Büro
    lassen würde. Er brüllte irgendwas zurück, das ich als
    Einverständnis deutete.
    Anice stand auf meinen Schoß und scharrte mit den
    Vorderpfoten am Fenster, als wir durch die Innenstadt
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    fuhren. Ich bog in eine Seitenstraße, durch deren Mitte
    eine Abwasserrinne verlief, und rollte langsam bis zum
    Eingang des Lagerhauses. Ich hatte mir auf dem Weg
    durch die Innenstadt Zeit gelassen und den Anblick der
    bunten, blinkenden Lichter genossen. Ich war nicht
    unbedingt wild darauf, heute abend diese Gegend
    aufzusuchen – und nicht nur heute abend, sondern
    überhaupt im Dunkeln. Die Straßen waren leer, finster,
    deprimierend und feucht. Ich hielt vor der Treppe zur
    Laderampe
    an
    der
    Vorderfront
    des
    roten
    Backsteingebäudes. Die großen Rolltüren waren für die
    Nacht mit eisernen Gittern gesichert, die hoch- und
    runtergelassen werden konnten. Das Dach über der
    Laderampe bestand aus schweren Eichenbrettern und
    ruhte auf quadratischen Trägerbalken. In der Mitte des
    Gebäudes gab es eine Holztür normaler Größe, die
    aussah, als würde sie notfalls einem Indianerangriff
    standhalten. Ich nahm die Taschenlampe aus dem
    Handschuhfach und machte mich auf zur Treppe. Dann
    ging ich zum Auto zurück und holte Anice. Ich legte sie
    an die Leine. Mit wichtiger Miene stand sie da und
    wartete, daß ich sie aus dem Wagen hob. Ihr war völlig
    klar, daß sie gebraucht wurde, um mich zu beschützen.
    Sie war zu klein und dick, um die Stufen zur Rampe
    hochzukommen, und so trug ich sie hinauf. Ich
    marschierte zu der Tür und klopfte. Bei der Größe des
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    Gebäudes und der Dicke der Tür hätte ich genausogut
    eine Daunendecke mit einem Mehlfladen bearbeiten
    können. Ich benutzte den Griff der Taschenlampe, ohne
    daß sich etwas tat. Ich probierte die Klinke, und es war
    nicht abgeschlossen, also schob ich die Tür auf und ging
    hinein.
    Das Lagerhaus war riesig und von ein paar Sechzig-
    Watt-Birnen so spärlich beleuchtet, daß sie sich die
    Stromrechnung hätten schenken können, indem sie ein
    Dutzend Glühwürmchen in ein Glas steckten und es an
    die Decke hängten. Die Funzeln warfen groteske
    Schatten, in denen grausige narbengesichtigte
    Axtmörder lauern konnten. Ich faßte in meine
    Hosentasche und tastete nach meinem Revolver. Er
    fühlte sich kalt und hart und beruhigend an. Ganz
    hinten rechts in der Ecke war ein abgeteilter Verschlag,
    eine Art Büro mit Fenstern von etwa Brusthöhe bis
    unter die Decke. In der Mitte davon baumelte eine trübe
    nackte Birne an einem Kabel. Ich steuerte in diese
    Richtung.
    »Hallo!« brüllte ich, damit mich niemand aus
    Versehen erschoß.
    In dem Büro erhob sich jemand und fuhr mit den
    Fingern durch kurzes rotgraues Haar.
    »Wer ist da?« brüllte er zurück.
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    »Ich bin Alice Toklas von der Staatsanwaltschaft«,
    schrie ich.
    Ich betrat das Büro und versuchte, eine offizielle
    Miene aufzusetzen. Hoffentlich war dieser Mensch nicht
    allzu
    befremdet,
    daß
    eine
    Beamtin
    der
    Staatsanwaltschaft ihren Hund zu offiziellen Anlässen
    mitnahm. Anice trottete voran, beschnüffelte den
    Lumpen, der als Fußabtreter diente, ging in die Hocke
    und pinkelte, damit dieser Fremde gleich sah, wer hier
    Herrin der Lage war. Ich grinste beifällig, um zu
    signalisieren, daß es bei der Staatsanwaltschaft Routine
    war, einen Hund mitzubringen, der auf Fußabstreifer
    pißte.
    »Sind Sie James Woods?« fragte ich.
    »Ja.« Er sah mich mißtrauisch an und kratzte sich am
    Hintern. Manche Männer können danach klarer denken
    – andere müssen sich am Sack kratzen. Er bekam einen
    leicht glasigen Blick, starrte vor sich hin und schubberte
    bedächtig. »Was wollen Sie?«
    »Wenn Sie für ein paar Minuten Ihre Finger aus dem
    Hintern nehmen könnten«, schnarrte ich, »würde ich
    Ihnen gern einige Fragen über die Waffen stellen, die
    hier vor etwa zwei Wochen gestohlen wurden.«
    Anscheinend bilden
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