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Heißer als der Wuestenwind

Heißer als der Wuestenwind

Titel: Heißer als der Wuestenwind
Autoren: Susanna Carr
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Verbindung zwischen ihnen erwecken. Eine clevere Strategie, aber sie würde sich nicht dafür erwärmen.
    „Ich darf während der Zeremonie nicht sprechen“, rief sie ihm in Erinnerung.
    Sie spürte wieder seine Aufmerksamkeit. „Aber ich will, dass Sie sprechen.“
    Wollte er sie vielleicht testen, ob sie als Jazaari-Braut geeignet war? „Meine Tanten haben mir strikte Anweisung gegeben, den Kopf gesenkt zu halten und nicht zu reden.“
    „Wessen Standpunkt ist wichtiger für Sie?“ Die Arroganz in seinem Ton war nicht zu überhören. „Der Ihrer Tanten oder der Ihres Ehemannes?“
    Weder noch, reizte es sie zu erwidern, aber sie wusste, dass sie mitspielen musste. „Ich werde tun, was Sie wünschen“, brachte sie mühsam heraus.
    Sein leises Lachen klang sehr männlich. „Halten Sie sich weiterhin daran, dann werden wir gut miteinander auskommen.“
    Zoe presste die Lippen zusammen, um einer scharfen Bemerkung zuvorzukommen, die ihr auf der Zunge lag. Gerade noch rechtzeitig, denn das Oberhaupt der Ältesten betrat eben das Podium. Wie nicht anders zu erwarten, ignorierte der ältere Mann sie und sprach nur mit dem Scheich.
    Sie starrte auf ihre Hände im Schoss und presste die Finger gegeneinander. Doch der Schmerz lenkte sie nicht von ihren verstörenden Gedanken ab. Die schüchtern-zurückhaltende Miene würde sie nie aufrechterhalten können. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie einen Fehler machte. Auch ihre Familie wusste das. Die missbilligenden Blicke ihrer Tanten zeigten dies deutlich genug.
    Zoe wusste, dass ihr Auftreten und ihr Verhalten nicht den Erwartungen der Familie entsprachen. Das war nie so gewesen. Ihr Gesicht war viel zu blass, und ihr fehlte es an Kultiviertheit und weiblichem Charme.
    Da war es egal, ob der Schleier ihre Züge verhüllte oder sie den Kopf gebeugt hielt und so ihre großen Augen mit dem forschen Blick vor den anderen verbarg. Sie wusste, dass sie nicht dem Bild einer anständigen jungen Frau gleichkam. Sie sprach lauter als angebracht, ging schneller als sie sollte und war aufmüpfig.
    Sie war viel zu sehr Amerikanerin, machte einfach zu viele Probleme. Ihre Verwandten wollten sie scheu und unterwürfig und hatten mit all den barbarischen Strafen, die sie kannten, versucht, sie zu einem solchen Wesen zu formen. Hungern. Schlafentzug. Schläge. Nichts hatte geholfen. Vielmehr hatten sie Zoe damit noch rebellischer gemacht und ihren Entschluss gefestigt, dieser Hölle zu entkommen. Sie wünschte nur, dass ihre Freiheit nicht davon abhing, die perfekte Frau vorzutäuschen.
    Nachdem der Letzte der Ältesten das Podium wieder verlassen hatte, spürte Zoe den eindringlichen Blick des Scheichs auf sich ruhen. Würde sie in seinen Augen Gnade finden?
    „Wie lautet Ihr Name?“, fragte der Scheich.
    Zoes Augen weiteten sich. Dies war nicht gerade die Frage, die eine Frau am Hochzeitstag von ihrem Bräutigam hören wollte. Zoe widerstand dem Drang, ihm einen falschen Namen zu nennen.
    „Zoe Martin“, antwortete sie.
    „Und wie alt sind Sie?“
    Alt genug. Sie biss sich auf die Zunge, ehe sie mit dieser Antwort herausplatzen konnte. „Ich bin einundzwanzig.“
    Wie war das möglich, dass der Scheich rein gar nichts von ihr wusste? War er nicht neugierig gewesen auf die Frau, die er heiraten würde? Bedeutete sie ihm nichts?
    „Höre ich da einen texanischen Akzent heraus?“, fragte er.
    Zoe biss sich auf die Lippen, als eine Erinnerung an ihr Zuhause in Texas in ihr aufstieg. Es war das letzte Mal, dass sie sich einer Familie zugehörig, sich geliebt und beschützt gefühlt hatte. Nun war sie das Eigentum ihres Onkels.
    „Sie haben ein sehr gutes Ohr“, antwortete sie heiser. „Ich dachte, ich hätte den Akzent inzwischen verloren.“ Zusammen mit allem anderen.
    „Texas ist weit weg von hier.“
    Ach ja? Aber ihr war bewusst, was tatsächlich hinter seiner Bemerkung steckte. Er fragte sich, warum um alles in der Welt sie ausgerechnet in Jazaar gelandet war. Eine Frage, die sie sich selbst oft genug stellte. „Mein Vater hat als Arzt bei einem medizinischen Hilfsprojekt gearbeitet und hat meine Mutter bei seinem Aufenthalt in Jazaar kennengelernt. Hat Ihnen denn niemand von mir erzählt?“
    „Mir wurde alles gesagt, was ich wissen muss.“
    Das machte sie neugierig. Was hatte man wohl über sie erzählt? „Und das wäre?“, fragte sie und sah, wie die Bediensteten große Platten mit Essen zum Podium trugen.
    Er zuckte die Schultern. „Sie sind Teil dieses
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