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Heißer als der Wuestenwind

Heißer als der Wuestenwind

Titel: Heißer als der Wuestenwind
Autoren: Susanna Carr
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abgeschiedenen Palast in den Bergen.“ Er würde diese Frau verstecken – und damit jeden Beweis, dass dieser Stamm ihn beschämt hatte. Niemand würde je von der enormen Mitgift erfahren, die er für eine minderwertige Braut bezahlt hatte.
    Nadir zwang sich weiterzugehen, und sein weißglühender Zorn verwandelte sich in Eis, als er zu seiner Braut trat. Ihm fiel auf, dass ihr Gesicht sich blass gegen die dunkelroten Lippen und die mit Kajal geschwärzten Lider abhob. Ein breites Band aus Rubinen und Diamanten schmückte ihr Haar. Überdies trug sie ein Gewirr an Halsketten und eine lange Reihe goldener Armreifen.
    Auch wenn sie wie eine echte Jazaari-Braut gekleidet war, ließ sich der Schwindel nicht übersehen. Ihr gesenkter Blick und die sittsame Haltung konnten nicht über ihre wahre Natur hinwegtäuschen. Es ging etwas Starkes, Sinnliches und Aufmüpfiges von ihr aus. Eine anständige Braut würde schüchtern und bescheiden sein. Sie dagegen wirkte wie eine geheimnisvolle, exotische Frau, die barfuß in einer dunklen Wüstennacht um ein Freudenfeuer tanzte.
    Vorsichtig sah seine Braut unter dichten Wimpern zu ihm hoch, und er fing ihren erschreckten Blick auf, der ihn mit seltsamer Macht traf.
    Zoe Martins Puls raste, als sie in dunkle, hypnotische Augen sah. Obwohl sie den Blick abwenden wollte, schaffte sie es nicht. Stattdessen hatte sie das Gefühl, in einem Wirbelsturm gefangen zu sein.
    Lass ihn bitte nicht der Mann sein, den ich heiraten werde! Sie hatte sich vorgenommen, ihrem Ehemann während der Flitterwochen etwas vorzumachen und ihn zu manipulieren, doch ein Blick auf diesen Fremden zeigte ihr sofort, dass er viel zu gefährlich war für ihre Pläne.
    Scheich Nadir ibn Shihab war nicht hübsch im üblichen Sinne. Dafür wirkten seine Züge zu hart, mit der kräftigen Beduinen-Nase und dem entschiedenen Kinn. Seine vollen Lippen zeigten einen Anflug von Weichheit, doch der zynisch verzogene Mund sprach von Ungeduld. Das Weiß seiner Dishdasha hob sich von seiner goldbraunen Haut ab, und jede seiner Bewegungen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seinen großen, muskulösen Körper. Für sie war seine elegante Aufmachung nur Täuschung. Zweifellos war er in einer Welt des Reichtums und der Privilegien aufgewachsen, doch dieser Mann war wie die erbarmungslose, menschenfeindliche Wüste, faszinierend und grausam zugleich.
    Auch wenn der Scheich keinerlei Regung zeigte, spürte Zoe umso deutlicher seine wilde Stärke. Sie zuckte zusammen, und ihre Haut schien zu prickeln unter seinem kühnen Blick. Am liebsten hätte sie die Arme um sich geschlungen, um sich vor ihm zu schützen.
    Furcht zog ihre Brust zusammen. Warum empfand sie so? Der Scheich hatte sie bisher nicht einmal berührt.
    Plötzlich wurde sie von dem Drang überwältigt zu fliehen. Sie hörte ihr eigenes Herz laut in ihren Ohren hämmern, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und obwohl ihr Selbsterhaltungstrieb sie förmlich anschrie davonzulaufen, konnte sie sich nicht bewegen.
    „As-salamu ’alaykum“, grüßte Nadir, als er sich neben sie setzte.
    Ein Schaudern durchlief Zoe beim Klang der männlichen Stimme, die etwas Dunkles, Unbekanntes tief in ihr berührte.
    „Es freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte er mit kühler Höflichkeit.
    Zoe zuckte zusammen, und ihr Goldschmuck klimperte bei der plötzlichen Bewegung. Er hatte auf Englisch zu ihr gesprochen. Es war schon so lange her, dass sie ihre Muttersprache zuletzt gehört hatte. Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen, und sie kämpfte um Haltung.
    Es hätte sie nicht überraschen sollen, dass der Scheich Englisch sprach. Er war in Amerika ausgebildet worden, reiste häufig und beherrschte verschiedene Sprachen genauso gut wie die unterschiedlichen Dialekte, die man in Jazaar sprach. Dass er die Welt bereiste, war mit ein Grund für sie gewesen, einer Heirat mit ihm zuzustimmen.
    Ihre Stimme zitterte, als sie fragte: „Warum reden Sie Englisch mit mir?“
    „Sie sind Amerikanerin. Es ist Ihre Sprache.“
    Zoe nickte knapp und blickte auf ihre ineinander verkrampften Hände hinunter. Englisch war einmal ihre Sprache gewesen. Bis ihr Onkel sie ihr verboten hatte. „Sie wird hier nicht gesprochen“, flüsterte sie.
    „Deshalb benutze ich sie“, meinte Nadir desinteressiert, während sein Blick über den Innenhof schweifte. „Englisch wird unsere Sprache sein, und niemand wird wissen, was wir sagen.“
    Aha. Jetzt verstand sie. Er wollte den Anschein einer unmittelbaren
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