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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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Männer, als sie weiter zurückwichen.
    »Das Ding lebt. «

    Ponder wußte: Er hätte nicht zulassen dürfen, daß Ridcul y die
    unsichtbaren Schriften las. War es nicht ein grundlegendes Prinzip, den
    Arbeitgeber nie wissen zu lassen, was man eigentlich den ganzen Tag
    übertat?
    Aber ganz gleich, welche Vorsichtsmaßnahmen man traf: Früher oder
    später kam der Boß, um hereinzuschauen und Dinge zu sagen wie: »Hier
    arbeitest du also, wie?« und »Ich glaube, ich habe ein Rundschreiben
    über die vielen Topfpflanzen verschickt« und »Wie nennt man das Ding
    mit der Tastatur?«
    Für Ponder brachte diese Sache besondere Probleme mit sich, denn
    das Lesen der unsichtbaren Schriften erforderte jede Menge Sorgfalt und
    Feingefühl. Es eignete sich vor al em für jenes Temperament, das beim
    Großen Preis der Kontinentalverschiebung zum Ausdruck kommt, als
    Hobby Bonsai-Berge pflegt und viel eicht sogar einen Volvo fährt. Nötig
    war ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit und Akkuratesse. Man
    brauchte dazu ein Bewußtsein, das Freude daran fand, Puzzles in einem
    dunklen Zimmer zusammenzusetzen. Mustrum Ridcul y war zweifel os
    nicht dafür geeignet.
    Die Hypothese hinter den unsichtbaren Schriften war lächerlich
    kompliziert. Alle Bücher sind durch zarte Bande im B-Raum miteinander
    verbunden, und deshalb kann der Inhalt eines jeden Buches, das jemals
    geschrieben wurde oder irgendwann einmal geschrieben wird, unter den richtigen Umständen durch ein ausreichend genaues Studium der bereits

    vorhandenen Bücher ermittelt werden. Zukünftige Bücher existieren in
    potentia. Auf ähnliche Weise kann eine detaillierte Analyse einer Handvoll Urschlamm auf die zukünftige Existenz von Krevettencocktail
    hinweisen.
    Die bisherigen, eher primitiven Untersuchungsmethoden basierten auf
    Zauberformeln wie zum Beispiel Wiesenkuchens Unzuverlässigem
    Algorithmus. Mit solchen Mitteln dauerte es Jahre, auch nur die vage
    Andeutung einer Seite eines ungeschriebenen Buches zu bekommen.
    Ponders speziel es Genie bestand darin, dieses Problem zu meiden,
    indem er folgende Frage formulierte: »Woher will man wissen, daß es
    unmöglich ist, wenn man es noch gar nicht versucht hat?« Bei
    Experimenten mit Hex, dem Denkapparat der Universität, hatte sich
    herausgestel t: Viele Dinge sind nicht unmöglich, bis man sie ausprobiert
    hat.
    Es ist wie bei einer Regierung, die nur deshalb teure Gesetze
    verabschiedet, um neue und interessante Dinge zu verbieten – wenn die
    Bürger einen Weg gefunden haben, sich mit ihnen zu beschäftigen. Auf
    ähnliche Weise verließ sich das Universum zu einem großen Teil darauf,
    daß Dinge nicht ausprobiert wurden.
    Wenn etwas ausprobiert wird, so stellte Ponder fest, erweist es sich oft schon nach kurzer Zeit als unmöglich. Aber es dauert eine Weile, bis das
    passiert* – bis die überarbeiteten Gesetze der Kausalität den Ort des
    Geschehens erreichen und den Anschein erwecken können, es sei von
    Anfang an unmöglich gewesen. Hex wiederholte entsprechende
    Versuche in geringfügig anderer Form, und zwar ganz schnel
    hintereinander, wodurch sich eine hohe Erfolgsquote ergab. Jetzt dauerte
    es nur noch Stunden, um ganze Abschnitte zusammenzusetzen.
    »Es ist wie mit dem Trick eines Zauberkünstlers«, hatte Ridcully den
    Vorgang kommentiert. »Man zieht das Tischtuch weg, bevor sich al das
    Geschirr ans Umfal en erinnert.«
    Ponder hatte das Gesicht verzogen und erwidert: »Ja, genau so,
    Erzkanzler. Bravo.«

    * Bei der kalten Kernfusion dauerte es länger als gewöhnlich.

    Al das führte zu den Schwierigkeiten mit Wie man auf dynamische Weise Personen führt und auf eine einfühlsame, die sozialen Interaktionen stärkende Art dynamische Resultate erzielt, und zwar innerhalb dynamisch kurzer Zeit. Ponder wußte nicht, wann dieses Buch geschrieben werden und auf welcher
    Welt es erscheinen sol te. Aber al es deutete darauf hin, daß es sich
    großer Beliebtheit erfreuen würde, denn bei zufälligen
    Forschungsausflügen in die Tiefe des B-Raums fanden sich oft Teile
    davon. Viel eicht war es nicht einmal nur ein Buch.
    Die Textfragmente hatten auf Ponders Schreibtisch gelegen, als
    Ridcully kam, um ein wenig herumzuschnüffeln.
    Unglücklicherweise verhielt sich der Erzkanzler ebenso wie viele
    andere Leute, die bei einer bestimmten Sache versagen: Er war stolz
    darauf, besonders gut darin zu sein. In der Verwaltung und im
    Management hatte Ridcul y etwa die gleiche Bedeutung wie
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