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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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benutze,
    aber…«

    »Da ist er!«
    Der Gefängniswärter und ein Wächter liefen über den Kai. Der Wärter
    winkte beruhigend.
    »Alles in bester Ordnung, du brauchst nicht wegzulaufen!« rief er. »Du
    bist begnadigt!«
    »Begnadigt?« wiederholte Rincewind.
    »Ja, genau!« Der Wärter erreichte ihn und rang nach Atem. »Vom…
    Premierminister… unterschrieben«, brachte er hervor. »In dem
    Dokument heißt es… daß du ein guter Bursche bist… und nicht gehängt
    werden sol st.« Er straffte die Schultern. »Der Galgen käme jetzt ohnehin
    nicht mehr in Frage. Es war die verdammt beste Flucht, die wir
    verdammt noch mal seit Blechkopf Billy hatten!«
    Rincewind starrte auf das offizielle Briefpapier aus dem Gefängnis.
    »Gut«, murmelte er. »Wenigstens gibt es jemanden, der glaubt, daß ich
    das blöde Schaf nicht gestohlen habe.«
    »Oh, alle wissen, daß du es gestohlen hast«, sagte der Wärter glücklich.
    »Aber nach der Flucht und der Verfolgungsjagd… Nun, Blaui hier
    meint, er hätte nie zuvor jemanden so laufen gesehen wie dich!«
    Der Wärter stieß Rincewind freundschaftlich gegen den Arm. »Du hast
    echt was drauf, Kumpel. Aber beim nächsten Mal erwischen wir dich!«
    Rincewind sah verwirrt auf das Begnadigungsschreiben hinab. »Soll das
    heißen, ich bekomme dies hier, weil ich gewissermaßen gute sportliche
    Leistungen gezeigt habe?«
    »Keine Sorge!« sagte der Wärter. »Und es gibt einen ganzen Haufen
    von Farmern, die dir mitteilen, daß sie sich gern von dir ein Schaf stehlen lassen, wenn sie dafür eine Zeile in der Ballade bekommen.«
    Rincewind gab auf. »Was soll ich sagen?« erwiderte er. »Du hast eine
    der besten Todeszel en, die ich kenne, und mit Todeszel en habe ich
    Erfahrung.« Er sah die Bewunderung in den Gesichtern der beiden
    Männer und dachte daran, daß er Glück gehabt hatte – viel eicht konnte
    er dieses besondere Glück an andere Häftlinge nach ihm weitergeben.
    »Äh… ich wäre euch dankbar, wenn ihr die Zel e in ihrem gegenwärtigen
    Zustand belassen könntet. Insbesondere die Decke sol te nie neu
    gestrichen werden.«

    »Keine Sorge. Hier, das ist für dich.« Der Wärter reichte dem Zauberer
    ein in Geschenkpapier gehül tes Päckchen. »Wir können jetzt nichts
    mehr damit anfangen.«
    Rincewind öffnete das Päckchen und fand darin einen Hanfstrick.
    »Mir fehlen die Worte«, sagte er. »Wie aufmerksam. Das Ding kann ich
    bestimmt gut gebrauchen. Und was ist das? Brote ?«
    »Erinnerst du dich an das klebrige braune Zeug, das du gekocht hast?«
    fragte der Wärter. »Nun, die Jungs haben es probiert und gaben al e den
    gleichen Kommentar ab: ›Bäh!‹ oder so ähnlich. Aber dann wol ten sie
    al e noch etwas mehr, und wir haben versucht, selbst was
    zusammenzubrutzeln. Ich spiele mit dem Gedanken, die Spezialität auf
    den Markt zu bringen. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Oh, von mir aus gern. Keine Sorge.«
    »Herzlichen Dank!«
    Jemand anders näherte sich, als Wärter und Wächter davoneilten.
    »Du kehrst heim, wie ich hörte«, sagte Bill Rincewind. »Willst du nicht
    hierbleiben? Ich habe mit deinem Dekan gesprochen. Er hat sich sehr
    lobend über dich geäußert.«
    »Tatsächlich? Was hat er gesagt?«
    »Er meinte, ich könnte von Glück sagen, wenn du irgendwelche Arbeit
    für mich erledigst«, antwortete Bill.
    Rincewind ließ den Blick über die regennaß glänzende Stadt schweifen.
    »Es ist ein sehr freundliches Angebot«, sagte er. »Aber… oh, ich weiß
    nicht… soviel Sonne, das Meer, Brandung und Strand… Es wäre
    bestimmt nicht gut für mich. Trotzdem vielen Dank.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Bill Rincewind streckte die Hand aus. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich
    schicke dir eine Karte zum nächsten Silvesterfest und außerdem
    Kleidung, die nicht richtig paßt. Jetzt sol te ich besser zur Universität
    zurückkehren. Die ganze Fakultät ist damit beschäftigt, das Dach
    abzudichten…«
    Und das war’s.

    Rincewind blieb noch eine Weile sitzen und beobachtete, wie die
    letzten Passagiere an Bord gingen. Dann sah er sich noch ein letztes Mal
    im verregneten Hafen um und stand auf.
    »Komm«, sagte er.
    Truhe folgte ihm über die Laufplanke, und sie kehrten heim.

    Es regnete.
    Wasser plätscherte in alten Flußbetten und trat über die Ufer, bildete
    ein komplexes Muster aus Pfützen, Teichen und Bächen.
    Noch mehr Regen fiel.
    Unweit der Mitte des letzten Kontinents gischteten Wasserfälle über
    die Seiten eines
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