Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
waren
    länger, manche Beine kürzer, oder aus Händen wurden Flügel. Aber
    letztendlich basierte al es auf dem gleichen Grundmuster – es wurde nur
    ein wenig gedehnt oder gestreckt, um es den jeweiligen Erfordernissen
    anzupassen.
    Ponder schien weit und breit der einzige zu sein, der dies interessant
    fand, was ihn kaum überraschte. Er hatte einmal darauf hingewiesen,
    Fische seien erstaunlicherweise wie Fische geformt – woraufhin ihn die
    anderen Leute so ansahen, als wäre er übergeschnappt.
    Paläontologie, Archäologie und andere üble Tricks waren keine
    Themen, für die sich Zauberer interessierten. Sie vertraten den
    Standpunkt, daß sich die Dinge aus gutem Grund im Boden befanden,
    und ihrer Meinung nach lohnte es nicht, genauer darüber nachzudenken.
    Grabe keine Dinge aus, wenn die Gefahr besteht, daß du sie nicht wieder
    vergraben kannst.
    Die plausibelste Theorie hatte Ponder als kleiner Junge von seinem
    Kindermädchen gehört. Affen, so behauptete diese wissenschaftliche –

    und vor al em pädagogische – Theorie, waren unartige kleine Jungen, die
    es versäumt hatten, rechtzeitig heimzukehren. Seehunde waren unartige
    kleine Jungen, die faul am Strand herumgelegen hatten, anstatt ihre
    Hausaufgaben zu machen. Das Kindermädchen wies damals nicht darauf
    hin, daß Vögel unartige kleine Jungen waren, die sich zu nahe an den
    Rand der Klippen herangewagt hatten – in dem Fal wären Qual en wohl
    wahrscheinlicher gewesen. Wie dem auch sei: Jene Frau mochte auf eine
    harmlose Weise verrückt gewesen sein, aber Ponder glaubte trotzdem, in
    ihren Worten einen Hauch von Wahrheit zu erkennen…
    Die meisten Abende verbrachte er jetzt damit, Hex dabei zu
    beobachten, wie er in den unsichtbaren Schriften nach Hinweisen
    suchte. Rein theoretisch war ihm aufgrund der Natur des B-Raums al es
    zugänglich, wodurch es allerdings praktisch unmöglich wurde, bei einer
    Suche nach bestimmten Dingen erfolgreich zu sein. Genau darin besteht
    die Aufgabe von Computern.
    Ponder Stibbons gehörte zu jenen unglücklichen Leuten, die mit dem
    Glauben verflucht sind, sie brauchten nur genug über das Universum
    herauszufinden, um festzustel en, daß alles einen Sinn ergibt. Das Ziel ist die Theorie des Alles, aber Ponder wäre auch mit einer Theorie des Ein
    Wenig zufrieden gewesen. Spät in der Nacht, wenn Hex zu schmollen
    schien, hätte er sich sogar mit einer Theorie des Irgend Etwas begnügt.
    Es hätte Ponder vermutlich überrascht zu erfahren, daß die Zauberer
    Hex inzwischen zu schätzen wußte, trotz seiner vielen Bemerkungen in
    der Art von »In meiner Zeit haben wir das Denken selbst erledigt«.
    Zwischen Zauberern gab es von Natur aus jede Menge Rivalität. Zwar
    erlebte die Unsichtbare Universität derzeit eine recht friedliche Phase,
    ohne die vielen zwanglosen Morde, die das Bildungsinstitut einst zu
    einem äußerst interessanten Ort gemacht hatten, aber alte Zauberer
    mißtrauten rein traditionell jungen Kollegen, die voller Ideen steckten.
    Sie fürchteten, daß sich einige jener Ideen sehr schädlich auf ihre
    Gesundheit auswirken könnten.
    Deshalb empfanden sie es als recht angenehm zu wissen, daß einige
    der besten Köpfe der Universität, die vor einigen Generationen
    aufregende Pläne mit manipulierten Bodendielen und explodierenden
    Tapeten entwickelt hätten, nun die ganze Nacht im Forschungstrakt für

    hochenergetische Magie verbrachten und versuchten, Hex »Die
    tätowierte Lydia« singen zu lassen. Sie freuten sich riesig, wenn eine
    Maschine nach sechs Stunden etwas fertigbrachte, wozu jeder Mensch
    auf der Straße für zwei Cent fähig gewesen wäre. Anschließend ließen sie
    sich Bananen-und-Sushi-Pizzas kommen und schliefen vor der Tastatur
    ein. Die alten Zauberer sprachen in diesem Zusammenhang von
    Technomantie und schliefen etwas ruhiger in ihren Betten, weil sie
    wußten, daß Ponder und seine Studenten nicht in ihren schliefen.
    Ponder mußte eingenickt sein, denn kurz vor zwei Uhr nachts wurde
    er von einem Schrei geweckt und begriff, daß ein Teil seines Gesichts im
    Rest des Abendessens ruhte. Er strich sich eine Makrele mit
    Bananengeschmack von der Wange, überließ den klickenden Hex sich
    selbst und eilte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
    Kurz darauf erreichte er den Flur, der zur großen Tür der Bibliothek
    führte. Der Quästor lag auf dem Boden, und mit dem Hut des Obersten
    Hirten fächerte man ihm Luft zu.
    »Soweit wir wissen, konnte der arme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher