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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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lang nicht mehr richtig hören konnte. Ridcul y
    vertrat die Ansicht, daß es an der Spitze der Ränge viel Platz gab, den er ganz für sich allein brauchte.

    Ridcully bemerkte den hölzernen Gesichtsausdruck des Dekans. »Geht
    es bei diesem ›Zwischenfal ‹ viel eicht darum, daß jemand eine ganz
    bestimmte Seite herausriß und einen Bananengeruch zurückließ?«
    »Gut geraten, Erzkanzler.«
    Ridcully kratzte sich am Kinn. »Allmählich wird ein bestimmtes Muster
    deutlich.«
    »Er hat sich immer gegen jeden Versuch gesträubt, seinen Namen
    herauszufinden«, sagte der Oberste Hirte. »Weil er befürchtete, von uns
    in einen Menschen zurückverwandelt zu werden.« Er richtete einen
    bedeutungsvollen Blick auf den Dekan, der eine beleidigte Miene
    aufsetzte. » Gewisse Leute haben mehrmals darauf hingewiesen, ein Affe als Bibliothekar sei unpassend.«
    »Ich habe nur zum Ausdruck gebracht, daß es gegen die Traditionen
    der Universität verstößt…«, begann der Dekan.
    »Die zum größten Teil daraus bestehen, zu meckern, üppige
    Mahlzeiten zu genießen und mitten in der Nacht irgendwelche
    dämlichen Dinge über Schlüssel zu rufen«, kommentierte Ridcul y. »Nun,
    ich glaube nicht, daß wir…«
    Die Gesichtsausdrücke der anderen Zauberer veranlaßten ihn, sich
    umzudrehen.
    Der Bibliothekar war im Flur erschienen. Er ging sehr langsam wegen
    der vielen Kleidung, die er trug. Die enorme Menge aus Jacken und
    Pullovern führte dazu, daß er die Arme nicht als zusätzliche Beine
    benutzen konnte, sondern fast horizontal von sich strecken mußte.
    Doch der gräßlichste Aspekt seines Erscheinungsbilds war die rote
    Wollmütze.
    Vermutlich sol te sie komisch aussehen, denn sie hatte auch einen
    Bommel. Frau Allesweiß hatte sie gestrickt, und sie stand in dem Ruf,
    mit Stricknadeln und dergleichen sehr gut umgehen zu können.
    Allerdings versäumte sie es oft, die Maße des Empfängers zu
    berücksichtigen. Mehrere Zauberer hatten bei der einen oder anderen
    Gelegenheit ihre Kreationen geschenkt bekommen, die offenbar nach
    der Maßgabe gefertigt waren, daß sie über drei Arme oder einen zwei
    Meter breiten Hals verfügten. Die meisten Geschenke dieser Art wurden

    heimlich Wohltätigkeitsvereinen überlassen. Eins konnte man getrost
    über Ankh-Morpork sagen: Ganz gleich, wie unförmig und mißraten ein
    Kleidungsstück war – es gab immer jemanden, dem es paßte.
    In diesem Fall hatte Frau Allesweiß irrtümlicherweise angenommen,
    daß der Bibliothekar, den sie sehr respektierte, Gefal en an einer roten
    Bommelmütze mit Seitenklappen fand, die unter dem Kinn
    zusammengebunden wurden. Allerdings hätte er sie im Bereich der
    Leistengegend zusammenbinden müssen, deshalb zog er es vor, sie
    einfach baumeln zu lassen.
    Vor der Bibliothekstür blieb er stehen und wandte sich mit trauriger
    Miene den Zauberern zu. Er griff nach dem Knauf, sagte mit leiser,
    schwacher Stimme: »k« – und nieste.
    Der Kleidungsstapel sank zu Boden. Die Zauberer räumten ihn
    beiseite und fanden ein großes, dickes und in haariges rotes Leder
    gebundenes Buch.
    »Es steht Ugh auf dem Umschlag«, sagte der Oberste Hirte nach einer Weile. Seine Stimme klang seltsam gepreßt.
    »Wird auch der Autor genannt?« fragte der Dekan.
    »Das finde ich ziemlich geschmacklos«, meinte Ridcully.
    »Ich dachte nur, wir könnten auf diese Weise vielleicht seinen Namen
    feststellen.«
    »Wie wär’s, wenn wir einen Blick hineinwerfen?« fragte der Professor
    für unbestimmte Studien. »Möglicherweise gibt es ein Register.«
    »Meldet sich jemand freiwillig dafür, in den Bibliothekar
    hineinzusehen?« fragte Ridcully. »Ruft nicht alle gleichzeitig.«
    »Die morphische Instabilität reagiert auf die Umgebung«, sagte Ponder.
    »Ist das nicht faszinierend? Er gelangt in die Nähe der Bibliothek, und
    daraufhin verwandelt er sich in ein Buch. Man könnte fast von…
    schützender Tarnung sprechen. In einem autoevolutionären Prozeß
    scheint er bemüht zu sein, sich anzupassen und…«
    »Vielen Dank, Stibbons. Hat das al es einen Sinn?«
    »Nun, ich nehme an, es ist tatsächlich möglich, einen Blick
    hineinzuwerfen«, sagte Ponder. »Ein Buch ist schließlich dazu da,

    geöffnet zu werden. Hier gibt es sogar ein Lesezeichen aus schwarzem
    Leder, seht ihr?«
    »Ach, das ist also ein Lesezeichen, wie?« entgegnete der Professor für unbestimmte Studien, der das Objekt argwöhnisch beobachtet hatte.
    Ponder berührte das Buch. Es war warm.
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