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Heiß wie die Naechte Siziliens

Heiß wie die Naechte Siziliens

Titel: Heiß wie die Naechte Siziliens
Autoren: Annie West
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wollte nicht, dass ich bei ihm bleibe. Er sagte, es sei meine Pflicht zu gehen. Er nahm mir das Versprechen ab …“
    Alissa kämpfte gegen ihre Tränen und griff nach der Hand ihres Mannes. „Er wollte, dass du seine Pläne fortführst, wenn er es nicht mehr schaffen würde?“, flüsterte sie gepresst.
    Alles machte plötzlich auf eine furchtbare Weise Sinn. Dario war ein kleiner Junge von sieben Jahren gewesen, als ihm diese schreckliche Bürde aufgelastet wurde. Kein Wunder, dass er wie ein Getriebener wirkte … unbezwingbar in seinem Drang, das Versprechen einzuhalten, das er seinem Vater gegeben hatte.
    „Nein“, widersprach Dario ernst. „Das habe ich von mir aus versprochen. Als sein Sohn war es meine Aufgabe, die Familienehre wiederherzustellen. Mein Vater hat mich nur darum gebeten, mich um die anderen zu kümmern.“
    „Die anderen?“
    „Um meinen kleinen Bruder Rocco und um meine Mutter, die hochschwanger war. Es ging ihr nicht besonders gut zu der Zeit …“
    „Und du … Und sie?“
    „Auch das Rettungsboot war überfüllt …“ Seine monotone Stimme ließ Alissas Blut zu Eis gefrieren. „Es ist im Sturm umgeschlagen. Ich habe Rocco festgehalten, so lange meine Kräfte reichten, aber ich konnte ihn nicht retten.“
    „Du hast keine Schuld! Du warst doch selbst noch ein kleines Kind“, weinte Alissa.
    „Wenigstens einen … Wenn ich wenigstens einen von ihnen hätte retten können!“
    Blind vor Tränen schlang sie ihre Arme um seinen bebenden Körper und versicherte ihrem Mann immer wieder erstickt, dass er keine Schuld an dem grauenhaften Unglück trage. Es dauerte sehr lange, bis ihre Tränen verebbten und ihre Arme kraftlos herabsanken.
    Dario stand immer noch starr und reglos da wie ein Fels.
    „Wo bist du danach hingegangen?“
    „In ein Waisenhaus auf dem Festland. Dort habe ich gelebt, bis ich alt genug war, auf eigenen Füßen zu stehen.“
    „Und dann?“
    „Ging ich nach Sizilien zurück. Ich begann als einfacher Arbeiter, entdeckte aber schnell mein Talent für Zahlen. Nach ein paar Jahren machte ich mich selbstständig und beschäftigte mit wachsendem Erfolg immer mehr Angestellte. Dann habe ich Caterina davon überzeugt, mir nach Sizilien zu folgen. Sie war meine Pflegemutter im Waisenhaus und hat bereits damals an mich geglaubt und mir versprochen, meinem Haushalt vorzustehen, sobald ich beabsichtigte einen zu gründen.“
    Alissa war glücklich, das leichte Lächeln zu sehen, das seine angespannten Züge erhellte. Kein Wunder also, dass er ihre Heirat vor Caterina geheim gehalten hatte.
    Und kein Wunder, dass er die Manganos hasste …
    „Du machst meinen Großvater für das Unglück verantwortlich, nicht wahr?“, fragte sie leise.
    „Hätte er meine Eltern nicht ruiniert, wären sie nicht in den Norden gegangen und auf dieser Fähre gewesen. Er hat mir nicht nur mein Erbe, sondern auch meine Familie und das Leben gestohlen, das wir gemeinsam gehabt hätten. Oh ja, er ist dafür verantwortlich!“
    Das hatte er also gemeint, als er ihr sagte, sie verdiene das angeblich luxuriöse Leben im Haus ihres Großvaters gar nicht, das eigentlich ihm zustände. Dario hatte sie für ein verwöhntes reiches Mädchen wie Bianca Cipriani gehalten.
    Selbst als sie jetzt sein Gesicht mit beiden Händen umfasste, zu sich herunterzog und tröstend an ihre Brust bettete, wusste Alissa, dass sie ihm damit nur in diesem kurzen Moment Erleichterung verschaffte. So wie sie es mit ihrem willigen Körper bereits in den letzten Wochen getan hatte. Doch in Darios Unterbewusstsein würden die Sünden ihres Großvaters verankert bleiben und sie ihr Leben lang verfolgen.
    Über seinen dunklen Kopf hinweg schaute sie zum silbernen Mond und lächelte schmerzlich. Was für ein unmöglicher Augenblick, um zu erkennen, dass sie diesen Mann liebte – von ganzem Herzen und von ganzer Seele.
    „Sie kann nicht ans Telefon kommen, Donna. Sie schläft.“ Ein zärtliches Lächeln umspielte Darios Mund, als er an seine Frau dachte, die nach berauschenden Stunden voller Leidenschaft noch friedlich im Bett lag und schlummerte.
    In der letzten Nacht hatte er seine Seele vor ihr bloßgelegt. Er wusste selbst nicht, wie es dazu hatte kommen können, doch auch jetzt, im hellen Tageslicht, fühlte es sich richtig an.
    Es war, wie von Neuem geboren zu sein – stark, dynamisch, voller Leben. Und das hatte allein Alissa fertiggebracht.
    Sie hatten sich im Mondschein am Strand geliebt. Hungrig, voller Trauer um
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