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Heiss Glüht Mein Hass

Heiss Glüht Mein Hass

Titel: Heiss Glüht Mein Hass
Autoren: Karen Rose
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ich wie eine verdammte, blutige Anfängerin versagt habe.
Und ihr Partner hatte den Preis dafür gezahlt. Auch zwei Wochen danach war die Erinnerung noch so frisch, dass sie bei dem Gedanken erstarrte. Sie blickte auf den Gehsteig. Auch zwei Wochen danach hörte sie noch ganz deutlich den Schuss, sah Abe zusammensacken und stürzen, sah, wie sich der Blutfleck auf seinem weißen Hemd rasch, viel zu rasch ausbreitete, während sie hilflos und vollkommen bewegungsunfähig dastand.
    »Entschuldigung.«
    Mia fuhr zusammen und musste gegen den Impuls ankämpfen, ihre Waffe zu ziehen und herumzuwirbeln. Sie hob das Kinn und verengte die Augen, um sich auf das Spiegelbild der Person hinter sich zu konzentrieren. Ein Mann, mindestens eins neunzig groß. Sein schwarzer Trenchcoat hatte dieselbe Farbe wie der sauber gestutzte schmale Bart, der seinen Mund einrahmte. Sie hob den Blick zu seinen Augen. Mit zusammengezogenen Brauen blickte er unter seinem Regenschirm hervor.
    »Alles in Ordnung, Miss?«, fragte er in dem tiefen, ruhigen Tonfall, den sie selbst stets einsetzte, um nervöse Verdächtige und Zeugen zu beruhigen. Sie verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln, als ihr seine Absicht klar wurde. Er hielt sie für irgendeine Irre von der Straße. Vielleicht sah sie so aus. Jedenfalls hatte er momentan Oberwasser, und das war etwas, das sie nicht leiden konnte.
Reiß dich zusammen, Herrgott noch mal!
Sie durchsuchte ihren Verstand nach einer passenden Antwort.
    »Ja, danke, alles in Ordnung. Ich … ich warte auf jemanden.«
    Es klang nach einer schwachen Ausrede, sie wusste es, aber er nickte, trat um sie herum, klappte seinen Regenschirm zu und zog die Tür auf. Hintergrundgeräusche drangen aus der Eingangshalle, und statt sie endlich in Ruhe zu lassen, blieb er stehen und betrachtete sie, als wollte er sich jede Einzelheit einprägen. Sie überlegte, ob sie sich ausweisen sollte, tat aber … nichts. Stattdessen unterzog sie ihn einer ähnlichen Musterung, und endlich setzte ihr Polizistenverstand wieder ein.
    Er war attraktiv, ein dunkler Typ und wirkte älter, als sein Spiegelbild verraten hatte. Es lag an seinen Augen, entschied sie. Sie waren hart, kühl. Und an seinem Mund. Er sah aus, als lächelte er niemals. Sein Blick fiel auf ihre nackten Hände, und als er wieder aufsah, waren seine Augen sanfter. Er empfand Mitgefühl, dachte sie und musste schlucken.
    »Falls Sie einen Ort zum Aufwärmen brauchen, finden Sie auf der Grand eine Unterkunft. Vielleicht können Sie da auch Handschuhe bekommen. Passen Sie auf sich auf. Es ist kalt.« Er zögerte, dann hielt er ihr seinen Schirm entgegen. »Nehmen Sie den. Wenn man durchnässt ist, wird man schnell krank.«
    Zu verdattert, um etwas zu erwidern, nahm sie den Schirm. Ihr Mund öffnete sich, um ihn aufzuklären, aber er war schon fort und durchquerte rasch die Eingangshalle. Er blieb am Empfang stehen und zeigte auf sie. Der Beamte, der dort saß, blinzelte kurz, nickte dann aber ernst.
    Oje, Tommy Polanski hatte heute Morgen Dienst. Er kannte sie schon, seit sie noch eine Rotznase gewesen war und ihren Dad im Schießstand angebettelt hatte, doch auch einmal schießen zu dürfen. Aber Tommy sagte nichts und ließ den Fremden offenbar vergnügt in dem Glauben, dass sie eine Obdachlose war. Mia verdrehte die Augen und setzte sich in Bewegung, trat durch die Türen und ging auf Tommy zu, der sie mit einem breiten Grinsen empfing.
    »Na, da schau her, wer hier hereingeschneit kommt. Wenn das nicht Detective Mia Mitchell ist, die uns endlich wieder mit ihrer Anwesenheit beehrt.«
    Sie nahm den Hut ab und schüttelte ihn trocken. »Ich hatte den Serienquatsch in der Glotze satt. Wie steht’s?«
    Er zuckte die Achseln. »Alles wie immer, meine Kleine.« Aber seine alten Augen funkelten vergnügt.
    Er wollte, dass sie fragte, der Schuft. »Also – wer war der Typ eben?«
    Tommy lachte. »Ein Fire Marshal. Er hatte Angst, dass du das Haus hier stürmen könntest. Ich habe ihm gesagt, dass du durchaus öfter hier herumlungern würdest – und harmlos wärst du auch.« Sein Grinsen wurde noch vergnügter.
    Mia verdrehte wieder die Augen. »Oh, wow, danke, Tommy«, sagte sie trocken.
    »Für Bobbys Mädchen tue ich doch alles.« Sein Grinsen verblasste, und er musterte sie rasch von Kopf bis Fuß. »Wie geht’s deiner Schulter, Kleine?«
    Unwillkürlich spannte sie sie unter der langen Lederjacke an. »Nur ein Kratzer. Der Arzt meint, ich bin wieder so gut wie
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