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Heiß gekuesst

Heiß gekuesst

Titel: Heiß gekuesst
Autoren: Katie MacAlister
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fertig war, musste ich mich der traurigen Tatsache stellen, dass ich das Unvermeidliche nicht länger vor mir herschieben konnte … Ich rief Dr. Kostich an.
    »Guten Morgen, Ysolde de Bouchier«, sagte ich höflich. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber ich muss etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen.«
    »Was willst du, Tully Sullivan?«
    Ein Schmerz durchzuckte mich, als er meinen Menschennamen nannte. Mitglieder der Anderwelt vermieden es häufig, ihn zu benutzen, weil Namen Macht besitzen, und in den Händen eines Erzmagiers konnte diese Macht greifbar sein. Und auch schmerzhaft.
    »Ich möchte Sie um Hilfe bitten bei einer Geisterbeschwörerin namens Thala. Sie …«
    »Nein«, sagte er abrupt.
    »Thala ist Baltics ehemalige Stellvertreterin. Sie war diejenige, die ein Klagelied über uns gesungen und unser Haus zum Einsturz gebracht hat.«
    Eine Weile hörte ich nur seinen schweren Atem. »Ich habe keine Zeit für stämmige Drachen, Tully.«
    Ich grub meine Fingernägel in die Handfläche bei seiner völlig gegenstandslosen Andeutung, dass Baltics Drachengestalt stämmig sei. »Es geht auch um Maura«, sagte ich rasch, wobei ich hoffte, die Erwähnung seiner geliebten Enkeltochter würde ihn umstimmen. »Thala ist Geisterbeschwörerin und Anführerin eines Drachenvolks, das …«
    »Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich keine Zeit für deine Probleme habe, und ich wiederhole mich nicht gerne: Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich um Drachen, Geisterbeschwörer und sonstige Schwierigkeiten, in die du dich manövriert hast, zu kümmern. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich nicht mehr belästigst.«
    Bevor ich noch irgendetwas erwidern konnte, legte er auf, und ich hatte das Gefühl, er würde wieder auflegen, wenn ich jetzt noch einmal bei ihm anriefe. Oder sogar noch Schlimmeres.
    »Ach, zum Teufel. Man lebt nur dreimal«, sagte ich und wählte Dr. Kostichs Nummer erneut.
    »Ja?«
    »Mir ist klar, dass Sie nicht mit mir reden wollen …«
    »Dann solltest du mich auch nicht anrufen. Wenn du es noch einmal versuchst, geschieht das auf deine eigene Gefahr.«
    Die Leitung war tot.
    »Arroganter, blöder Magier«, grummelte ich und wählte seine Nummer ein drittes Mal. »Es ist wichtig, Dr. Kostich, also lassen Sie mich bitte ausreden.«
    »So wichtig, dass du dich dafür in ein Faultier verwandeln lässt? Das habe ich nämlich mit dir vor.«
    »Drohen Sie mir, so viel Sie wollen, aber ich werde keine Ruhe geben …«
    Ich hörte, wie er Worte auf Lateinisch murmelte. Als ich die Bedeutung erkannte, knurrte ich: »Sie sind die niederträchtigste Person, die ich kenne!« Hastig legte ich auf, bevor er den Zauber abschließen konnte.
    »Probleme?«, fragte Ludovic, als ich mich auf erste Anzeichen eines Faultieres hin untersuchte.
    »Nur der ganz normale Wahnsinn – ich werde als Faultier im Körbchen enden.«
    Nach diesem erfolglosen Versuch, Hilfe zu bekommen, unterhielt ich mich mit Ludovic bis London über belanglose Dinge, denn ebenso wie bei Bastian reichte auch Baltics Vertrauen nicht allzu weit. Es war ein ziemlicher Kampf gewesen, bis Baltic Ludovics Dienste angenommen hatte, weil er darauf beharrte, dass der Tag, an dem ein Lichtdrache Hilfe von einer anderen Sippe annahm, niemals kommen würde. Er gab erst nach, als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass Pavel und er die einzigen erwachsenen Männer in der Sippe waren.
    Der
Merchant of Venus
entsprach nicht meiner Vorstellung von einem Sexshop (klein, dunkel und voller undefinierbarer Flecken und schmieriger Kerle in Trenchcoats). Er war so hell erleuchtet, sauber und modern wie eine Boutique im trendigen SoHo.
    »Wow«, sagte ich, als ich den Laden betrat. Mir gegenüber befand sich eine freistehende Wand mit Kunstfotografien in Schwarz-weiß, und auf einem halbkreisförmigen Tisch stand eine Nachbildung der Staue
Die Liebenden
. Ich betrachtete die Fotos genauer und blinzelte, als ich feststellte, dass es sich um Paare und Gruppen handelte, die nicht alle menschlich waren.
    »Willkommen im
Merchant of Venus
«, sagte eine sanfte, wohlklingende Stimme. »Ich bin Dido. Was kann ich für Sie tun?«
    Die Frau, die am Tresen stand, sah ganz normal aus: Sie hatte kurze, blonde Haare, trug eine schwarze Hose, eine rote Bluse und ein Taillenmieder aus schwarzem Leder.
    Als mir bewusst wurde, dass ich sie anstarrte, setzte ich zu einer verlegenen Erklärung an. »Ich … Entschuldigung. Sie sehen so normal aus.«
    Lächelnd wies sie mit dem Kopf zu den
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