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Heinermaedsche

Heinermaedsche

Titel: Heinermaedsche
Autoren: Ann-Sophie Aigner
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rechtfertigt eigentlich Hermann sein Verhalten?«
    »Er sagt, er hätte sich ein wenig Spaß verdient. Er würde schließlich den ganzen Tag schwer arbeiten und dann stehe ihm und seinen Freunden etwas Abwechslung zu. Ich solle mich nicht so anstellen, hat er gesagt.«
    »Das ist doch totaler Mumpitz.«
    »Find ich auch. Wenn ich ihm nicht auf die Schliche gekommen wäre, würde er sich noch immer ungeniert mit anderen treffen.«
    »Hat er denn gar kein Mitleid mit dir gehabt?«
    »Doch, hatte er wohl, aber er sagt, er sei in einer verantwortungsvollen Position und da müsse er eben mal Dampf ablassen. Er wollte mich damit nicht belasten.«
    »Belasten? Ach nee. Glaubst du ihm das etwa?«
    »Nein. Und genau aus diesem Grund bin auch so wütend auf ihn. Mitleid habe ich keins, weder mit ihm noch mit den drei Grazien.«
    Adele sah ihre Schwester mit einer Mischung aus Erstaunen und Unbehagen an. »Ich hätte dir niemals solche Taten zugetraut.«
    »Ich mir auch nicht, es ist eben einfach so passiert.«
    »Trägt er dich nun auf Händen?« Während sie das sagte, holte sie aus einem Schrank eine Flasche Grappa.
    »Er hat es zumindest versprochen.«
    »Hier trink einen Grappa, der beruhigt dich, und mich auch. Ich kann es immer noch nicht fassen. Du bist großartig. Du hast dich dem Problem gestellt und hast es, besser sie, aus dem Weg geräumt. Du, ich habe eine Idee. Komm zu mir in den Betrieb, jemanden wie dich kann ich gut gebrauchen.«
    »Du willst mich bei der Mafia anwerben?«
    »Na klar, Francesco hat sicher nichts dagegen. Wir beide führen die mächtigste Organisation an, die hier aktiv ist. Kein Mensch kommt auf die Idee, dass wir die Köpfe sind. Was sagst du dazu?«
    »Danke. Aber ich bin müde, ich würde mich gerne ein wenig hinlegen.«
    »Natürlich. Denk über mein Angebot nach.«
    »Danke, aber das ist nichts für mich. Die letzten Wochen haben mich ziemlich mitgenommen, ich bin unglaublich froh, wenn ich aus dieser Geschichte heil wieder herauskomme. Solche Sachen ein ganzes Leben lang machen? Nee, das kann ich nicht.«
    Adele brachte ihre Schwester in ein liebevoll und bestens ausgestattetes Appartement, dessen Möbel eine ereignisreiche, teils mehrere Hundert Jahre dauernde Geschichte erzählen könnten. Es waren venezianische Möbel, eigentlich viel zu kostbar, um sie tatsächlich in Gebrauch zu nehmen, doch Adele war der Ansicht, jedes Möbelstück verdiente es, benutzt zu werden und nicht in irgendeinem Museum zu verstauben.
    Eva legte sich in das alte, wunderschöne und bequeme Bett, zog sich die leichte Daunendecke bis zum Kinn und war bereits eingeschlafen, noch bevor ihr Kopf richtig auf dem riesigen Kissen lag. Sie fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Als sie wieder erwachte, schaute sie sich im Zimmer um. Im ersten Moment war sie etwas orientierungslos. Dann fiel ihr ein, dass sie sich auf dem Gut ihrer Schwester befand. Sie streckte sich und blieb noch einige Minuten liegen. Dabei genoss sie jede Sekunde. Ein Lächeln huschte über Evas Gesicht. Hier fühlte sie sich geborgen. Einfach nur liegen zu bleiben und die wundervolle Stille zu genießen, den Duft der Weintrauben und den frischen Wind, der durch das geöffnete Fenster wehte, in sich aufzunehmen. Ihr Glück war perfekt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nicht lange geschlafen hatte. Nur zwei Stunden, die aber reichten, um sich zu regenerieren. Sie dachte an die Ereignisse der letzten Wochen zurück, daran, wie es früher gewesen war und wie sie beide in eine so furchtbare Situation hatte kommen können. Sie dachte über die Morde nach, die sie begangen hatte, über ihr Vorgehen, um an die SMS zu gelangen. Sie erkannte sich kaum wieder.
    Sie wusste genau, wenn sie aufstand, musste sie mit Hermann sprechen. Jetzt, da sie endlich einmal geschlafen hatte und wieder einigermaßen klar denken konnte, musste sie Gewissheit darüber erlangen, ob eine gemeinsame Zukunft noch erstrebenswert war. Mit einem tiefen Seufzer stand sie schließlich auf. Am offenen Fenster atmete sie mehrmals tief durch. Ihr Blick schweifte über das großzügige Weingut. Das Geräusch von knirschendem Kies riss sie aus ihren Gedanken.
    Sie entdeckte Hermann, der unter ihrem Fenster umherwandelte.
    Eva lehnte sich aus dem Fenster, so weit, dass sie fast vorn überfiel. Sie konnte sich gerade noch am Vorhang festhalten. Hermann setzte sich auf eine steinerne Bank hinter den Rhododendronbüschen und hielt sein Handy in der Hand.
    Er schaltete den
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