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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
Autoren: Keigo Higashino
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dachte, du würdest es früher herausfinden. Ich hatte damit gerechnet, dass eine von euch irgendwann plaudern würde.«
    »Warst du mit uns beiden gleichzeitig zusammen?«
    »Nein, als das mit uns angefangen hat, hatte ich mich bereits von Junko getrennt. Und das ist keine Lüge.«
    »Und wie hast du dich von ihr getrennt?«, fragte Ayane ihren zukünftigen Mann. »Hast du ihr gesagt, du heiratest keine Frau, die keine Kinder bekommen kann?«
    Yoshitaka zuckte die Achseln. »Vielleicht mit etwas anderen Worten, aber so ähnlich. Ich habe ihr das mit dem Zeitlimit gesagt.«
    »Zeitlimit …«
    »Sie war vierunddreißig. Wir haben nicht verhütet, aber sie wurde nicht schwanger. Also wurde es Zeit aufzugeben.«
    »Und dann ist deine Wahl auf mich gefallen.«
    »Ist das verboten? Es hat doch keinen Sinn, mit einem Menschen zusammenzubleiben, der einem das, was man möchte, nicht bieten kann. Es widerspricht meiner Überzeugung, wertvolle Lebenszeit zu vergeuden.«
    »Und warum hast du mir bis jetzt nichts davon erzählt?«
    »Weil ich keine Notwendigkeit sah. Wie gesagt hatte ich damit gerechnet, dass es von selbst herauskommen würde. In dem Fall hätte ich dir alles erklärt. Ich habe dich nicht hintergangen oder belogen. Das versichere ich dir.«
    Ayane kehrte ihm den Rücken zu und betrachtete die Blumen auf dem Balkon. Stiefmütterchen. Junkos Lieblingsblumen. Bei der Erinnerung an ihre Freundin füllten Ayanes  Augen sich mit Tränen. Wie sehr musste sie gelitten haben.
    Junko hatte Yoshitaka auch noch geliebt, nachdem er sie schnöde hatte sitzen lassen. Beim Anblick von Ayanes Handy-Schlaufe war ihr klargeworden, dass es ihre Freundin war, die jetzt mit Yoshitaka zusammen war. Ihre Enttäuschung musste so groß gewesen sein, dass sie beschloss, sich zu töten. Dochvor ihrem Tod hatte sie Ayane noch eine Botschaft zukommen lassen: die Arsensäure. Aber nicht, weil sie Ayane dafür hasste, dass sie ihr den Geliebten ausgespannt hatte. Es war eine Warnung: Eines Tages wird es dir genauso ergehen wie mir.
    Junko war der einzige Mensch gewesen, dem Ayane sich ohne Vorbehalte hatte anvertrauen können. Sie war auch die  Einzige, der sie gesagt hatte, dass sie unfruchtbar war. Junko hatte gewusst, dass auch Ayane bald verlassen werden würde.
    »Ach, Ayane«, sagte Yoshitaka, »warum bist du denn so unzufrieden? Du hast doch alles, was du dir wünschst. Wenn dir irgendetwas fehlt, brauchst du es mir nur zu sagen, und ich werde tun, was ich kann. Lass uns an unser neues Leben denken. Oder hast du einen besseren Vorschlag?«
    Er wusste nicht einmal, wie sehr er Ayane mit diesen Worten verletzte, auch wenn sie mit seiner Hilfe einige ihrer Träume hatte verwirklichen können. Doch wie konnte sie sich auf ihr neues Leben freuen, wo doch schon feststand, dass es nach einem Jahr zu Ende sein würde?
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen? Auch wenn sie dir vielleicht banal erscheint«, sagte Ayane.
    »Um was geht es?«
    »Was ist aus deiner Liebe zu mir geworden?«
    Hatte er Junko verlassen und sich für sie entschieden, weil er sie für besonders gebärfähig hielt? Und nicht, weil er sie liebte?
    »An meinen Gefühlen für dich hat sich nichts geändert«, antwortete er. »Das versichere ich dir.«
    Bei seinen Worten fasste Ayane einen Entschluss. Sie würde Yoshitaka heiraten. Aber sie würde nicht einfach mitihm zusammen leben. Sie war innerlich gespalten. Liebe und Hass lagen im Widerstreit.
    Als seine Ehefrau würde sie immer bei ihm sein und sein Schicksal in ihren Händen halten. Für den Moment wollte sie seine Bestrafung noch einmal verschieben.
    Nachdem sie den Wasserfilter mit der Arsensäure vergiftet hatte, lebte sie in ständiger Anspannung. Niemand durfte der Küche zu nahe kommen. Doch ihre Macht über Yoshitakas Leben versetzte sie zugleich in eine Art Hochstimmung.
    Sobald er zu Hause war, rührte sie sich kaum vom Sofa weg. Sie ging nur auf die Toilette oder nahm ein Bad, wenn sie sicher sein konnte, dass er auf keinen Fall die Küche betreten würde.
    Yoshitaka war auch nach der Hochzeit sehr nett zu ihr und gab als Ehemann keinen Anlass zur Klage. Solange das so blieb, würde Ayane ihn nicht in die Nähe des Wasserfilters kommen lassen. Sie hatte ihm nicht verziehen, was er Junko angetan hatte, doch wenn er sie verschonte, konnte es ewig so weitergehen. Ayanes Leben bestand darin, ihren Mann jeden Tag aufs Neue vor dem Schafott zu retten, auf dem er bereits stand.
    Natürlich war nicht zu
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