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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
Autoren: Keigo Higashino
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besichtigt?«
    »Nein, noch nicht. Ich bin nur bis zum Flur gekommen und habe dann kehrtgemacht.«
    Verwundert musterte Kusanagi seine junge Kollegin. Er hatte immer gedacht, ein Polizist bemühe sich instinktiv, möglichst vor allen anderen am Tatort anzukommen. Aber Kaoru Utsumi schien anders zu sein.
    »Also gut, ich verstehe, aber kommen Sie jetzt mit. Es geht  nichts über den eigenen Augenschein«, sagte er undschritt auf die Haustür zu. Utsumi folgte ihm widerspruchslos.
    In der Villa wimmelte es von Beamten vom örtlichen Revier und von der Mordkommission.
    Kishitani begrüßte seinen Vorgesetzten mit einem entschuldigenden Lächeln. »Tut mir leid, dass wir Sie so spät noch rufen mussten.«
    »Ja, ich kann mir Angenehmeres vorstellen. Aber was wichtiger ist: Handelt es sich hier wirklich um einen Mord?«
    »Wir wissen es noch nicht. Aber es sieht ganz danach aus.«
    »Worum geht’s? In aller Kürze, wenn ich bitten darf.«
    »Der Hausherr ist plötzlich verstorben. Im Wohnzimmer. Er war allein.«
    »Allein?«
    »Hier entlang, bitte.«
    Kishitani führte Kusanagi und seine Assistentin ins Wohnzimmer, einen großen Raum von etwa dreißig Tatami – also etwa fünfzig Quadratmetern – mit einer Couchgarnitur aus grünem Leder. In der Mitte stand ein wuchtiger Marmortisch.
    Auf dem Boden neben dem Tisch beschrieb weißes Klebeband die Umrisse eines liegenden Menschen. Kishitani warf einen Blick darauf und wandte sich an Kusanagi.
    »Der Name des Verstorbenen lautet Yoshitaka Mashiba. Das Haus gehört ihm.«
    »Ich weiß. Man hat es mir schon gesagt, bevor ich herkam. Er besitzt eine Firma.«
    »Offenbar handelt es sich um eine IT-Firma. Es ist Sonntag, also war er nicht im Büro. Wir wissen noch nicht, ob er das Haus heute überhaupt verlassen hat.«
    »Was ist das Nasse auf dem Boden?« Kusanagi deutete nach unten.
    »Kaffee«, sagte Kishitani. »Als die Leiche entdeckt wurde, war es eine Lache. Die Spurensicherung hat das meiste davon gesichert. Die Tasse lag daneben.«
    »Wer hat den Toten gefunden?«
    Kishitani zückte sein Notizbuch. »Eine gewisse Hiromi Wakayama. Eine Schülerin seiner Frau.«
    »Schülerin?«
    »Seine Frau ist eine berühmte Patchwork-Künstlerin.«
    »Patchwork? Mit so was kann man berühmt werden?«
    »Anscheinend. Ich habe das auch nicht gewusst.« Kishitani sah seine Kollegin an. »Als Frau kennen Sie sich mit so was vielleicht besser aus. Haben Sie den Namen Ayane Mita schon mal gehört?« Er deutete auf einen Namen in seinem Notizbuch.
    »Noch nie«, antwortete Kaoru Utsumi unbeeindruckt. »Wie kommen Sie darauf, dass ich sie kennen müsste, nur weil ich eine Frau bin?«
    »Ach, nur so.« Kishitani zuckte hilflos die Achseln.
    Dieses Geplänkel brachte Kusanagi zum Grinsen. Endlich hatte Kishitani eine Untergebene, vor der er sich wohl gern ein wenig aufgespielt hätte, aber das schien ihm nicht recht zu gelingen.
    »Wieso hat sie ihn gefunden?«, fragte Kusanagi.
    »Wie es aussieht, ist seine Frau gestern zu ihren Eltern gefahren. Vor ihrer Abreise gab sie Frau Wakayama einen Hausschlüssel, weil sie nicht wusste, wann sie zurück sein würde. Frau Wakayama wollte Yoshitaka Mashiba fragen, ob er vielleicht etwas braucht, und rief ihn an. Als er sich jedoch weder auf seinem Handy noch auf seinem Festnetzanschluss meldete,wurde sie unruhig und kam hierher. Das erste Mal hatte sie ihn gegen sieben angerufen. Als sie hier ankam, war es bereits kurz vor acht, sagt sie.«
    »Und dann hat sie die Leiche gefunden?«
    »Ja, und mit ihrem Handy den Notruf getätigt. Es ist auch sofort ein Krankenwagen gekommen, aber die Sanitäter konnten nur noch den Tod feststellen. Daraufhin haben sie einen Arzt aus der Nachbarschaft geholt, damit er die Leiche untersucht. Da ihm die Todesursache unklar war, hat man schließlich die Kriminalpolizei verständigt. Und da sind wir.«
    Kusanagi nickte und sah sich nach Utsumi um. Sie stand vor dem Wohnzimmerschrank.
    »Und die Frau, die die Leiche gefunden hat?«
    »Frau Wakayama sitzt in einem Streifenwagen und ruht sich aus. Dezernatsleiter Mamiya ist bei ihr.«
    »Ach, der Alte ist auch schon hier? Ich habe ihn gar nicht gesehen.« Kusanagi runzelte die Stirn. »Wisst ihr inzwischen, woran der Mann gestorben ist?«
    »Wahrscheinlich Gift. Selbstmord wäre eine Möglichkeit, aber alles deutet auf einen Mord hin.«
    »Aha.« Kusanagis Augen folgten Utsumi, die in die Küche ging. »War die Haustür geschlossen, als Frau Wakayama eintraf? «
    »Sie
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