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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
Autoren: Keigo Higashino
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Wasser aus dem Kessel in den Filter gegossen hatte, wartete sie etwa zwanzig Sekunden und brühte erst anschließend den Kaffee auf. »Man mussdas Wasser mit einer kreisförmigen Bewegung aufgießen. Der Kaffee steigt nach oben. Du musst ihn gleichmäßig übergießen. Du schaust auf die Markierung, und wenn du genug für zwei Tassen hast, nimmst du den Filter herunter. Sonst wird er zu dünn.«
    »Erstaunlich kompliziert.«
    »Du hast doch sicher früher auch Kaffee gekocht?«
    »Mit einer Kaffeemaschine. Aber die hat Ayane entsorgt, als wir geheiratet haben. So schmeckt der Kaffee besser, behauptet sie.«
    »Ayane weiß, wie kaffeesüchtig du bist.«
    Yoshitaka nahm einen Schluck.
    Anne’s House hatte sonntags geschlossen, was nicht bedeutete, dass Hiromi freihatte. Denn sie unterrichtete zusätzlich in einem Kulturzentrum in Ikebukuro. Auch diesen Job hatte Ayane ihr vermittelt.
    Sobald sie mit ihrer Arbeit fertig sei, solle sie ihn anrufen, hatte Yoshitaka gesagt. Dann könnten sie zusammen zu Abend essen. Hiromi sah keinen Grund abzulehnen.
    Ihr Kurs im Kulturzentrum endete um sieben. Während sie das Gebäude verließ, rief sie Yoshitaka auf dem Handy an, aber er hob nicht ab. Sie versuchte es auf seinem Festnetzanschluss, ebenfalls ohne Erfolg.
    Ob er unterwegs war?
    Hiromi beschloss, dennoch zum Haus der Mashibas zu fahren. Unterwegs versuchte sie immer wieder vergeblich Yoshitaka anzurufen.
    Als sie ankam, sah sie, dass im Wohnzimmer Licht brannte. Sie nahm ihren Mut zusammen und holte den Schlüssel, den Ayane ihr gegeben hatte, aus der Tasche. Die Haustür warabgeschlossen. Sie öffnete sie und trat in den Flur. Er war ebenfalls hell erleuchtet.
    Hiromi zog sich die Schuhe aus und betrat die Wohnung. Es duftete schwach nach Kaffee. Wahrscheinlich hatte sich Yoshitaka frischen gekocht.
    Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer. An der Schwelle erstarrte sie.
    Yoshitaka lag auf dem Boden. Neben ihm eine Kaffeetasse. Die braune Flüssigkeit hatte sich über das Parkett ergossen.
    Ein Krankenwagen! Zittrig kramte Hiromi ihr Handy hervor. Doch plötzlich konnte sie sich nicht mehr an die Nummer des Rettungsdienstes erinnern.

Kapitel 3
    Elegante Villen reihten sich entlang der sanft abfallenden Straße. Selbst im Schein der Straßenlaternen war deutlich zu erkennen, dass jedes der Häuser sorgfältig gepflegt war.
    Am Straßenrand standen mehrere Polizeiwagen. »Bitte, halten Sie hier«, sagte Kusanagi.
    Er stieg aus dem Taxi und schaute im Gehen auf die Uhr – 22 Uhr. Den Film werde ich wohl verpassen, dachte er. Er hatte ihn schon im Kino verpasst. Als klar war, dass er im Fernsehen gezeigt werden würde, hatte er darauf verzichtet, sich die DVD auszuleihen. Und weil er nach dem Anruf so schnell aus der Wohnung geeilt war, hatte er vergessen, den DVD-Rekorder zu programmieren.
    Es gab keine Schaulustigen. Wahrscheinlich weil es schon so spät war. Noch nicht einmal Journalisten waren da. Kusanagi hoffte, dass es sich um einen eindeutigen, einfach zu lösenden Fall handeln würde.
    Vor dem Tor des Hauses, in dem es passiert war, wachte mit strenger Miene ein Polizist. Als Kusanagi ihm seinen Ausweis zeigte, salutierte er.
    Bevor er durch das Tor trat, betrachtete er die Villa. Alle Lichter waren eingeschaltet. Aus dem Haus ertönten Stimmen.
    An der Hecke stand jemand. Es war dunkel, aber an der zierlichen Statur und den Haaren erkannte Kusanagi die Person.
    »Was machen Sie denn hier draußen?«
    Kaoru Utsumi wandte sich ihm langsam zu, ohne das geringste Erstaunen zu zeigen.
    »Guten Abend«, sagte sie ungerührt.
    »Darf ich fragen, warum Sie nicht im Haus sind und was Sie hier draußen vorhaben?«
    »Nichts Besonderes.« Sie schüttelte unverbindlich den Kopf. »Ich schaue mir nur die Hecke, die Blumen und so weiter an. Von hier aus sieht man auch die Blumen auf dem Balkon.«
    »Auf dem Balkon?«
    »Ja, da oben.« Sie zeigte mit dem Finger auf den ersten Stock.
    Kusanagi blickte hinauf zum Balkon, von dem zahlreiche Blumen und Pflanzen herabhingen. Aber so etwas war schließlich kein ungewöhnlicher Anblick.
    »Ich frage Sie noch mal: Warum sind Sie nicht im Haus?«
    »Weil es da drin schon so voll ist. Ich finde es ziemlich sinnlos, wenn eine ganze Horde sich denselben Tatort anschaut. Das stört die Spurensicherung. Also habe ich mir die Villa mal von außen angeschaut.«
    »Aber Sie gucken sich doch nur die Blumen an.«
    »Ich habe meinen Rundgang schon beendet.«
    »Also gut. Haben Sie den Tatort
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