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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Autoren: Berndt Rieger
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haben muss, scheinen die Erwachsenen von damals die heutige Chefin des Familienbetriebs als bestimmend oder bevormundend wahrzunehmen. Es gibt in all den Jahren eine große Kontinuität in der Familie Klum, ein sich als selbstverständlich  darstellender Familienzusammenhang, der aus gegenseitiger Liebe und Achtung gezimmert ist. Im Zentrum aber steht die Liebe des Vaters für seine Tochter und die der Tochter für den Vater. Selbst die Ehe mit einem so eindrucksvollen Partner wie Seal, die Geburt ihrer Kinder oder der Schlaganfall des Vaters haben auf diese Beziehung mit dem Vater wirklich Einfluss nehmen können, haben sie nicht geändert. Diese Beziehung wurde von Anfang an von einem befeuert: Es ist der gemeinsame Traum vom Aufbau einer Marke Heidi Klum. Diese Liebe ist ein Geschäftsmodell, und sie nährt sich aus der Intensität, mit der Heidi und ihr Vater über Jahre einen Familienbetrieb erschaffen haben, der alle Beteiligten millionenschwer gemacht hat. Es ist ein deutscher Musterbetrieb, der sich durch Qualität und langfristige Strategien auszeichnet. Dieses Geschäftsmodell des Vaters, begründet in den 1970er Jahren, ist es, das die Marke Heidi bis heute zusammenhält.
    Vor diesem Hintergrund bleibt Heidis Kindheit ohne große Spannungen und Umbrüche. Heidi reibt sich nicht an ihren Eltern und reibt sich auch nicht an ihrer Umwelt. Ihre Kreativität entsteht nicht aus einer Protesthaltung heraus, wie man etwas verändert. Ihr Sinn für Ästhetik geht von Anfang an dahin, wie man es verschönern kann. Heidis Designs, aber auch ihre Bilder, sind bunt, glänzend und dekorativ. Wenn man sich die Frage stellt, woher Heidis Interesse am Design denn kommt, stößt man automatisch auf den Beruf der Eltern. Der Vater arbeitet für einen Kosmetikkonzern, und die Mutter, eine Friseurin, ist damit beschäftigt, Menschen um den Kopf herum ansehnlicher wirken zu lassen. All das findet in einer Gegend Deutschlands statt, in der die Dichte industrieller Betriebe hoch ist wie nirgendwo sonst, und zugleich in einer Kleinstadt. Bergisch-Gladbach mag 105.000 Einwohner haben, und über die S-Bahn mit der Kölner Altstadt verbunden sein, aber eine Kleinstadt ist die „zweitreichste Stadt Deutschlands“ doch. Eine Arbeiterstadt mit vielen Wohnsiedlungen und kleinen Reihenhäuschen. Eine graue, schmucklose Vorstadt von Köln, die in den Nachkriegsjahren groß wurde, wo alle, die sich in der Großstadt keine Bleibe leisten konnten, in der Vorstadt preisgünstig und mit eigener Arbeitskraft ein kleines Häuschen hochzogen, das heute noch steht. Weil Bergisch-Gladbach keine aufstrebende Stadt ist, in der wohlhabende Menschen ihre Villen platzieren, sondern eine grundehrliche, zurückhaltende Wohnstatt mit einem überproportionalen Anteil älterer Bewohner, davon viele Ruheständler. Wenn es Kinder gibt, dann sind es eher welche aus Familien mit Migrationshintergrund. Diese Umfeldbedingungen umrahmen im Wesentlichen auch Heidis ersten Jahre. Wer im Bergisch-Gladbacher Vorort Paffrath aufwächst, begegnet vielen Menschen, die es im Leben zu etwas gebracht haben. Man weiß schon als Mädchen, dass man mit dem Rad nur wenige Minuten treten muss, und schon kommt man mit U-Bahn oder S-Bahn in eine der großen Weltstädte. Zugleich bildet ein Trabantenstädtchen wie Paffrath auch einen Kokon, in dem man sich in aller Ruhe entfalten kann. Vor allem aber: Man lernt schon als Kind, stabile Beziehungen aufzubauen, Netzwerke, die sich beruflich nutzen lassen. Paffrath, in dem die Klums heute noch leben, ist eines jener auf dem Reißbrett entworfenen Stadtviertel, wie man sie aus den 1970ern kennt. Verkehrsberuhigt, zwiebelförmig gebaut, im Inneren beschränkt auf Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften, in denen sich der untere Mittelstand – vorwiegend höhere Angestellte der ortsansässigen Firmen und Facharbeiter- eine bürgerliche Existenz schaffen kann. Das Haus St. Konradstraße 2, in dem Heidi aufgewachsen ist und in dem sie gelebt hat, bis sie die Modelkarriere über den großen Teich führte, liegt der Grundschule unmittelbar gegenüber, in der sie ihre ersten Gehversuche außerhalb der Familie macht. Bis zur Integrierten Gesamtschule Paffrath, wo Heidi 1992 das Abitur ablegt, ist es nur einen Kilometer weit. Der Weg führt durch das Stadtviertel, das in seiner abgezirkelten, ruhigen Lage wie die Erweiterung des Hausgartens wirkt.
    Das Haus in der St. Konradstraße ist relativ klein. Günther Klum hat es von seinen ersten
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