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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Autoren: Berndt Rieger
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Wirklichkeit ist weit prosaischer. Es sind Paparazzi, die auf den Straßen von Beverly Hills auf Prominente lauern und dann, wenn sie einen erkennen, so lange mit der Kamera drauf halten, wie es möglich ist. Ihre dabei aufgeregt klingenden Fragen verhallen jedes Mal ungehört, denn die Gefilmten haben sich längst abgewöhnt, auf die Situation einzugehen. Sie ignorieren das Geschehen einfach, soweit es geht. Durch Hollywood-TV wissen wir: Heidi kauft bei Bristol Farms, einem kalifornischen Delikatess-Supermarkt, ein. Sie nimmt dorthin wie jede normale Mutter einen ihrer Jungen mit, schnallt ihn sorgfältig im Auto fest, stellt dann selbst die Tüten aus dem Einkaufswagen in den Fond, steigt ein und fährt weg, nachdem sie ebenso bedacht den Kopf beim Ausparken rückwärts gewandt hat. News as it happens? Eigentlich sind das keine News, sondern einfach nur Alltag.
    Die einfach Szene zeigt sie ungeschminkt mit einem ausdruckslosen Gesicht. Heidi wirkt nicht wie ein Superstar, sondern einfach nur normal und etwas müde. Sie sieht so aus, wenn sie mit Seal im Park hockt, während ihre Kinder auf den Schaukeln tollen, oder wenn sie in einem Laden Schmuck aussucht, oder bei einem Shooting vor einem Geschäft am Rodeo Drive fotografiert wird. Sie blickt dabei ernst, wirkt abgekämpft und resigniert.
    Auch Seal beschreibt solche Tage, an denen er nicht „Geigen spielen und Engel singen“ hört: „Es gibt Tage, an denen sie mich nervt, und Tage, an denen ich sie nerve. Letztendlich aber gibt es da eine Linie, die man nicht überschreiten darf, und die keiner von uns beiden überschreitet. Diese Linie wird von gegenseitiger, tiefer Achtung gebildet. Entweder man hat die vom ersten Tag an oder man hat sie nie.“
    Fast bestürzend wird es, wenn man die Aufnahmen vor Heidis Lieblingsrestaurant Madeo in West Hollywood betrachtet. Es liegt am Beverly Boulevard, einer breiten Straße mit breiten Gehsteigen, auf denen eine Menge Fotoreporter Platz haben. Wenn man beobachtet, wie Heidi mit ihrer Freundin Desiree aus dem Szene-Restaurant kommt, sie zum Abschied auf die Wange küsst und dann in den vor dem Lokal bereitgestellten Sportwagen steigt, um langsam wegzufahren, fragt man sich, ob sich der Ausflug zum Restaurant für Heidi wirklich gelohnt hat. Denn während all diesen Handlungen wird Heidi von Filmkameras und dauernd flackernden Fotoblitzen und Zurufen der Paparazzi belagert, die den Wagen umlagern und auf irgendetwas, eine Geste oder Mimik oder ein Wort lauern, das sich verwerten lässt.
    Mit der deutschen Vogue will Heidi über die Gefahren, die mit einem ständigen Leben in der Öffentlichkeit einher gehen, nicht sprechen: „Ich habe das Gefühl, da mache ich ein Fass auf – das muss nicht sein.“ Ihr Gesichtsausdruck scheint in solchen Situationen Angst anzuzeigen, denn es sind Situationen, die blitzschnell außer Kontrollen kommen können.
    Durch den wirtschaftlichen Niedergang im Rahmen der Finanzkrise verschlechtert sich auch das Alltagsleben auf den Straßen von Los Angeles. Selbst als Topmodel mit Bodyguard erlebt Heidi die steigende Gewaltbereitschaft: „Manchmal kann man schon Angst haben. Wenn du viel herum fährst, und ich habe schon viele Plätze in Amerika gesehen, siehst du viele Gangs und Gewalt.“ Das ist auch der Grund, warum Heidi in Amerika seit einigen Jahren eine Bodyguard zur Seite gestellt hat. Der deutsche lange Schlacks mit den schütteren Haaren ist zwei Meter groß und heißt Lars. Mit ihm spielt Heidi bei einem Fernsehbeitrag in Deutschland, als sie einmal zehn Tage allein hier weilt, ausgelassen Verstecken und flüstert in die Kamera: „Weil er darf mich nie aus dem Auge lassen.“ Bodyguard Lars wird in diesem Beitrag als „Heidis großer Bruder“ bezeichnet. Günther Klum, Visagistin Helena  Faccenda und Lars sind bei öffentlichen Terminen fast immer an Heidis Seite, fast so, als würde die ursprüngliche Familienkonstellation – zwei Eltern und ein Bruder – immer wieder mit Ersatzpersonen nachgespielt. Sie fühlt sich dabei sichtlich wohl.
    Heidi hofft bei ihren öffentlichen Auftritten ihre Ängste in den Griff zu bekommen, indem sie teilnahmslos bleibt und die Kameras ignoriert. Sie antwortet auf die Fragen oder Zurufe mit keinem Ton. Hier erkennt man ein anderes Bild von Heidi. Die fröhliche, strahlende, immer zum Spaß aufgelegte Heidi, die dann zu tage tritt, wenn sonst im Fernsehen ein Produkt verkauft werden muss, weicht einer Frau, bei der man sich vorstellen kann,
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