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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Chris Knopf
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hatte, mahnte Little Boy: »Nicht vergessen, ich höre alles, was gesagt wird. Also nicht über den Boss lästern.«
    Jemand machte eine Bemerkung auf bosnisch, die eine Menge Gelächter nach sich zog, das von Little Boy eingeschlossen. Ich hütete mich, um eine Übersetzung zu bitten.
    Ich verbrachte einige Zeit mit Little Boy im Auto, die ich mit Geplauder zu überbrücken versuchte. Da ich nicht jeden Tag mit Raub, Prostitution und Drogen zu tun hatte, war ich im Nachteil. Ich wusste fast nichts über Sport, ganz zu schweigen von Fußball, ein weiteres Hindernis. Ich hatte keine Kinder und kannte auch keine. Ich schaute nie fern und war auch noch nie auf dem Balkan gewesen. Deshalb fragte ich ihn nach seiner Heimat.
    Was folgte, war eine Rhapsodie von Schilderungen über die Schönheit des Landes, die Vollkommenheit des Essens und die Herzlichkeit von Familien und Freunden. Er sprach über Hochzeiten und Feiertage, einige festlich, andere geprägt von Fasten und Gebeten. Er erzählte auch vom Leben unter Tito, als er ein Junge gewesen war, den sozialen Spannungen, die auf das Auseinanderbrechen Jugoslawiens gefolgt waren, und dann vom unaufhaltsamen Absturz in den ethnischen Krieg. Als wir diesen Punkt seiner Erinnerungen erreichten, erstarb die Freude am Erzählen, und die Geschichte gipfelte in einem einfachen Satz: »Es war sehr, sehr schlimm, belassen wir es dabei.«
    Danach herrschte Schweigen, bis es vom Klingeln meines Handys unterbrochen wurde. Ich schaute auf das Display. Es war Shelly Gross.
    Ich unterbrach die Konferenzschaltung und nahm an.
    »Ich habe einen Treffer«, verkündete Shelly.
    Ich nannte ihm den Namen, ehe er weitersprechen konnte. Er schwieg einen Moment.
    »Woher wussten Sie das?«, fragte er schließlich leicht misstrauisch.
    »War seit einiger Zeit meine Arbeitshypothese. Aber die Bestätigung ist sehr wichtig.«
    »Das Büro in New Haven hat Haftbefehle beantragt. Einige haben wir bereits. Ich nehme nicht an, dass Sie aussagen wollen?«, fragte er.
    »Alles, was ich tun werde, ist, in Deckung zu gehen, bis Sie den Bastard hinter Schloss und Riegel gebracht haben«, erwiderte ich.
    »Sehr klug. Und machen Sie sich keine Sorgen. Niemand kennt meine Quelle, und das wird auch so bleiben.«
    »Ich weiß. Sie sind ein Ehrenmann«, sagte ich.
    Ich legte auf und steckte das Handy zurück in die Halterung. Little Boy warf mir einen Blick zu.
    »Worum ging’s?«, fragte er.
    »Planänderung.«
    Ich fragte Little Boy, ob es okay wäre, wenn ich der Mannschaft Anweisungen erteilte. Er nickte und sprach in sein Handy: »Mr. G. und ich haben uns abgestimmt. Er hat jetzt das Kommando. Alle Mann zuhören.«
    Sie antworteten auf bosnisch. Little Boy hielt den Daumen hoch.
    Ich schaltete mich wieder in die Konferenz und bat jeden, sich zu identifizieren. Als alle sich gemeldet hatten, gab ich den Plan durch: Wir näherten uns in drei Wagen dem Park. Einer würde das Westtor decken. Der andere sollte uns zum Osttor folgen. Sobald Three Sticks’ Fahrzeug auftauchte, würden wir mit dem Subaru in den Park fahren, Little Boy zusammengekauert auf dem Beifahrersitz, die Waffe im Anschlag.
    Wenn Three Sticks den Pavillon erreichte, sollten die Scharfschützen seine Reifen zerschießen. Von da an würden wir übernehmen.
    »Von da an übernehmen?«, wiederholte Little Boy, der die Stummtaste gedrückt hatte.
    Als wir am Park eintrafen, schien der Osteingang sauber. Ich fuhr hindurch und hielt direkt dahinter. Unsere Eskorte überholte uns, kontrollierte den Bereich und gab Entwarnung. Die Männer am Westtor taten dasselbe.
    Wir warteten.
    Zum verabredeten Zeitpunkt erschien ein schwarzer Ford Expedition mit getönten Scheiben und durchquerte das westliche Tor. Er rollte langsam dahin, verströmte nicht so sehr Vorsicht als vielmehr Selbstbewusstsein, ja Arroganz, ein rumpelndes, unbesiegbares Schlachtschiff von Truck.
    Ich legte den Gang ein und fuhr in den Park.
    »Auf mein Kommando, Scharfschützen«, sagte ich. »Ihr Jungs an den Toren tötet jeden, der versucht, dem Ford zu folgen.«
    Die Geländeformation machte es schwierig, sich aus der Gegenrichtung nähernde Fahrzeuge zu erkennen, bis man fast beim Pavillon war. Deshalb erfüllte der massige Kühlergrill des SUV beinah den Horizont, ehe ich das Kommando geben konnte.
    »Scharfschützen, Feuer!«, kommandierte ich via Bluetooth.
    Kleine graue Wolken stiegen rund um die Reifen des Fords auf. Der SUV kam abrupt zum Stillstand und sackte ungefähr
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