Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Chris Knopf
Vom Netzwerk:
fünfzehn Zentimeter ab. Ich knallte den Rückwärtsgang rein und schlug scharf nach rechts ein. Zwei Männer in Kampfmontur sprangen aus dem Pavillon und begannen aus Automatikwaffen auf den Subaru zu feuern.
    »Scharfschützen, schaltet sie aus!«, brüllte ich ins Handy.
    Die in den Subaru einschlagenden Kugeln waren im Krach des Gewehrfeuers fast nicht zu hören. Doch Little Boy ließ sich nicht erschüttern. Er kurbelte seine Scheibe herunter, richtete sich auf und hielt nach Zielen Ausschau.
    Ich war damit beschäftigt, im Rückwärtsgang um den Pavillon zu fahren in der Hoffnung, dass keine der Kugeln uns lahmlegte, ehe ich meinen Plan vollendet hatte. Little Boy hängte sich halb aus dem Fenster und begann auf die Männer in Kampfanzügen zu feuern. Bei dem Lärm der Waffen und dem gequälten Kreischen des Subaru-Motors hatte ich keine Ahnung, aus welcher Richtung Gefahr drohte, deshalb konzentrierte ich mich einfach darauf, weiter um den Pavillon zu fahren, bis das Heck des Subaru direkt auf die Fahrerseite des Fords zeigte. Dann richtete ich das Lenkrad aus und trat das Gas durch.
    Ich zerrte Little Boy zurück ins Auto.
    »Anschnallen!«, brüllte ich.
    Er gehorchte gerade noch rechtzeitig, ehe wir den Ford so heftig rammten, dass er auf die Seite kippte.
    Der Subaru stand noch, deshalb konnte ich sehen, wie unsere Scharfschützen die beiden Männer im Pavillon erledigten, Sekunden bevor es denen gelang, durch unsere Windschutzscheibe zu feuern.
    Ich sah hinüber zu Little Boy, der im Sitz zusammengesackt war und sich die Brust hielt.
    »Alles okay?«, fragte ich.
    »Die Rippe tut scheißweh. Machen wir die Arschlöcher jetzt fertig?«
    »Genau das«, antwortete ich.
    Wir stiegen aus, und Little Boy kletterte hinauf und spähte in den Ford Expedition. Dann streckte er den Arm aus und zog mich nach oben, damit ich auch hineinschauen konnte. Nur eins der Arschlöcher war noch bei Bewusstsein, und er war nicht mehr in der Verfassung, etwas anderes zu tun, als ungläubig durch den Schleier von Blut zu starren, das von seiner Stirn herunterrann. Der Fahrer war gründlich ins Armaturenbrett integriert, und ein weiterer Kerl auf dem Rücksitz mit einer Kalaschnikow wirkte, als hätte man sein Skelett durch Knetgummi ersetzt.
    Neben ihm lag ein Rucksack. Little Boy langte durch die zersplitterte Scheibe und zog ihn heraus. Darin befanden sich jede Menge mit Kabelbinder verschnürte Geldbündel.
    »Warum haben sie Geld mitgenommen, wenn sie die Ware ohnehin klauen wollten?«, fragte ich Little Boy.
    »Immer gut, auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein«, meinte er.
    Er muss es wissen, dachte ich.
     
    Nachdem sie die Edelmetalle ausgeladen hatten, schleppten die Bosnier den Subaru auf die Straße. Erst als wir den Park ein gutes Stück hinter uns hatten, riefen sie einen Abschleppwagen. Den Ford, der mittlerweile nur noch Leichen barg, ließen sie liegen und seiner Entdeckung harren, wann immer die erfolgen mochte.
    Little Boy und ich fuhren nach Stamford, das ungefähr eine halbe Stunde entfernt war. Unterwegs hielten wir an einer Raststätte, wo ich in den Toiletten die Perücke abnahm, die Kontaktlinsen durch eine Brille ersetzte, das Make-up entfernte und so meinem Gesicht sein natürliches, mit Makeln behaftetes Aussehen wiedergab. So hatte Little Boy mich bei unserem ersten Treffen kennengelernt.
    »Dieser Mr. G. gefällt mir besser«, sagte er. »Sie sehen nicht so nach reichem Schnösel aus.«
    Ich fasste kurz zusammen, worauf er bei dem Treffen gefasst sein musste. Ich erzählte ihm alles, was er meiner Meinung nach im Interesse seiner und meiner Sicherheit wissen musste, aber ich hätte ebenso gut alles erfinden können, denn er glaubte mir kein Wort.
    »Was haben Sie in letzter Zeit geraucht, Mr. G.?«
    »Bleiben Sie einfach wachsam und gehen Sie davon aus, dass ich recht habe«, sagte ich. »Für unser beider Wohl.«
    Wir waren früh dran, deshalb parkte ich an der Straße, wo wir beobachten konnten, wer den Versicherungsparkplatz anfuhr oder verließ.
    »Wer sind Sie denn nun wirklich, Mr. G.?«, fragte Little Boy, während wir dort saßen und nach eintreffenden Fahrzeugen Ausschau hielten.
    »Früher war ich mal Marktforscher. Heute weiß ich es nicht.«
    »Ich war früher Arborist, Baumexperte. Ich habe einen Abschluss in Agrikultur und Waldwirtschaft von der Universität Sarajewo. Hab in ganz Europa für einen großen Landschaftsarchitekten gearbeitet. Der Krieg hat mich ein bisschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher