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Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Titel: Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
Autoren: Barbara Faith
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entrang sich seiner Kehle. Er warf die zerknüllte Zeichnung zu Boden und ging zur Tür, hielt aber mitten in der Bewegung inne, fuhr herum, hob das Blatt wieder auf und glättete es, bevor er es sorgsam faltete und in seine Tasche steckte.
    „Der arme Junge“, sagte er leise vor sich hin.
    In den folgenden Tagen ließ Rafael sich weder zum Frühstück noch zum Mittagessen blicken. Selbst das Abendessen nahmen sie und Kico meist allein ein.
    Nach und nach wurde der Junge zutraulicher. Zwar war er noch immer wenig begeistert, Englisch zu lernen, doch er nahm am Unterricht teil und lernte mehr, als ihm selbst bewusst war.
    Bei schönem Wetter unternahmen sie ausgedehnte Spaziergänge auf der Insel. Allerdings war Kico nicht zu bewegen, ans Wasser zu gehen. „Ich bin müde und möchte zurück ins Haus“, sagte er jedes Mal, wenn Julie vorschlug, zum See zu gehen.
    Eloisa, eines der Dienstmädchen, servierte ihnen Frühstück und Mittagessen. Sie war anfangs sehr schüchtern gewesen. Doch inzwischen unterhielt sie sich beim Servieren und Abtragen der Speisen angeregt mit Julie.
    Auch die Köchin machte einen umgänglichen Eindruck. Eines Tages kam sie während des Abendessens aus der Küche, um Julie zu fragen, ob alles zu ihrer Zufriedenheit gewesen sei oder ob sie einen besonderen Wunsch habe.
    Julie lächelte Kico verschwörerisch zu und fragte: „Wäre es möglich, zum Mittagessen Cheeseburger zu bekommen?“ Bevor die Köchin antworten konnte, fegte Alicia ins Esszimmer.
    „Morgen Mittag gibt es Hähnchenpastete und Erbsen“, verkündete sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    „Ach, das kann man sicher noch ändern“, sagte Julie, die sich keinesfalls einschüchtern lassen wollte. „Die Pastete kann auch zum Abendessen serviert werden.“
    „Ich bin hier für den Menüplan verantwortlich. Nicht Sie.“ Alicia bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. „Und die Köchin auch nicht.“ Sie wandte sich der unglücklichen Frau zu. „Sie haben hier nichts verloren, Juanita. Ab in die Küche!“
    Wortlos zog Juanita sich zurück. Kico, dem der harsche Tonfall zusetzte, rutschte auf seinem Stuhl herum und streckte seine Hand nach einem Brötchen aus.
    „Lass das!“ Alicia griff nach einem Holzlöffel und schlug dem Jungen auf die Finger, bevor Julie eingreifen konnte. Er zog die Hand zurück, doch die Haushälterin hielt sie fest und schlug ihn erneut. Dann holte sie zum dritten Schlag aus.
    Jetzt ging Julie dazwischen und umklammerte Alicias Handgelenk. „Hören Sie sofort auf!“, rief sie entsetzt.
    „Lassen Sie meine Hand los! Ich bin für Kico verantwortlich, nicht Sie.“
    „Das ist vorbei.“ Rafael war unbemerkt hereingekommen und kam auf sie zu. Wütend sagte er: „Ich habe Ihnen schon einmal verboten, den Jungen zu schlagen.“ Er entdeckte die roten Striemen auf Kicos Hand. „Tun Sie das nie wieder, Alicia“, fügte er leise und drohend hinzu. „Niemals! Haben Sie mich verstanden?“
    „Aber wie soll er denn Tischmanieren lernen?“
    Rafael nahm ihr den Holzlöffel weg. „Er wird sie schon lernen, aber nicht so.“
    Zornesröte stieg Alicia ins Gesicht. Doch sie beherrschte sich. Sie presste die Lippen zusammen und verließ wortlos das Zimmer.
    Rafael setzte sich zu Tisch. Einen Moment lang herrschte gebannte Stille. Dann beugte Kico sich vor und flüsterte mit Verschwörermiene: „Ich mag Señorita Alicia nicht.“
    „Das ist nur zu verständlich“, sagte Julie auf Englisch.
    „Sie ist seit sechs Jahren bei mir angestellt“, erklärte Rafael, ebenfalls auf Englisch. „Sie ist eine erfahrene Haushälterin.“
    „Sie war wütend auf Juanita, weil Miss Julie sie gebeten hat, uns morgen Mittag Cheeseburger zu machen“, erzählte Kico.
    „Cheeseburger?“ Rafael lächelte amüsiert. „Ihr Einfluss auf den Jungen ist ja schon recht ausgeprägt, Miss Fleming. Demnächst bestellt ihr beide Hotdogs und Pommes frites.“
    „Vielleicht gehen wir auch aufs Ganze und bitten Juanita um Schokoladeneiscreme.“ Julie faltete ihre Serviette. „Übrigens würde ich morgen oder übermorgen gern nach Patzcuaro fahren, wenn Sie einverstanden sind, Señor Vega. Vielleicht finde ich Bücher, die ich für den Englischunterricht verwenden kann. Es wäre schön, wenn Kico mitkommen könnte.“ Sie lächelte dem Jungen zu. „Mit etwas Glück finden wir sogar ein Restaurant, wo es Cheeseburger gibt.“
    „Ich glaube kaum, dass Sie in Patzcuaro englische Bücher auftreiben werden“,
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