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Havelwasser (German Edition)

Havelwasser (German Edition)

Titel: Havelwasser (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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sogar so weit, dass er kunstvolle Gefäße fertigte, in die sie Nashornpulver füllten, was dann als teure Potenzmittel an stinkreiche Japaner versendet wurde.“
    „Wieso ging er aber mit Ihnen nach Deutschland zurück?“
    „Wohl aus zweierlei Gründen. Zum einen hatte er sich wirklich in mich verliebt, und zum anderen wurde ich ja quasi ausgewiesen. Also brauchte die Organisation jemanden, der mich hier ein bisschen unter Kontrolle hielt.“
    „Und hatte er wirklich dieses Interesse an Kindern?“
    „Martin?“
    „Ja.“
    „Martin hasste Kinder und damit auch seinen Beruf. Er wollte nur reife Frauen.“
    „Sein Vater sagte, dass er impotent war.“
    „Der war alles andere als impotent.“
    „Warum haben Sie mir aber dann erzählt, dass er es mit Kindern trieb?“
    „Ich habe dadurch Zeit gewonnen, weil Sie auf der falschen Spur waren.“
    „Und warum haben Sie die beiden getötet? Sie waren doch jetzt in Deutschland, also meilenweit weg von Afrika.“
    „Mein Arzt gibt mir nur noch wenige Wochen. Ich bin in Zugzwang, verstehen Sie das doch endlich! Die beiden waren doch nur kleine Nummern in dem großen Geschäft, aber ich musste endlich mehr erfahren. Deshalb entschloss ich mich, einen nach dem anderen zu foltern, um an die Information zu kommen, die ich benötige, damit die Spitzen der Organisation an den Pranger gestellt werden können.“
    „Und wer steckt nun dahinter?“
    „Fred konnte mir nicht viel berichten. Er wusste nur von Martin. Und Martin hatte nur zu Gutendorf Kontakt. Und der kannte auch wieder nur eine Person, einen ehemaligen Ministerialbeamten. Einen gewissen Raffel. Magnus Raffel. Aber an den komme ich ja nun wohl nicht mehr ran, oder?“
    „Was hatte Gutendorf damit zu tun?“
    „Er war der Anwalt, der wahrscheinlich hinter den Geldtransfers steckte. Es ist ein Kreuz mit dieser Organisation. Jeder kennt immer nur einen einzigen Menschen über ihm und der auch wieder bloß einen und immer so weiter. Sie kommen an die Spitze nicht heran, und die hat sicherlich auch Zähne bis in Ihre Kreise.“
    „In meine?“
    „Die Polizei, die Justiz, die Politik. Es geht um Milliarden, Herr Manzetti. Um Milliarden.“
    „Ich weiß“, sagte er resigniert und bot eine Pause an. Er selbst brauchte sie jetzt dringend, denn er musste die Informationen erst einmal sortieren und daraus neue Fragen formulieren. „Wollen wir einen Kaffee trinken und dann weitermachen? Vielleicht sogar mit einem Anwalt?“, bot er deshalb an.
    „Nein, um erst noch einen Anwalt herbeizurufen, habe ich nicht genügend Zeit. Aber mit einer Pause für einen Kaffee bin ich einverstanden.“
    Manzetti überließ Köppen das Kaffeekochen und zog sich für einen Moment zurück, um seine Gedanken zu sammeln. Dann nahm er sich selbst auch eine Tasse, kehrte zu Verena Becker zurück und stieg mit einer neuen Frage wieder in das Verhör ein: „Was sollten die Münzen?“
    „Nachdem die Befragung von Martin nicht viel erbracht hatte ...“
    „Ach, Befragung nennen Sie das?“
    „Sie wollten doch eine Antwort, dann unterbrechen Sie mich doch nicht! Mir war also klar, dass ich nur langsam vorankommen würde. Also musste ich falsche Spuren legen. Für jemanden, der gebildet genug ist, um sich erst einmal daran festzubeißen, bis ich mir Weinrich geschnappt hätte. Meine Wahl fiel auf Sie. Ich deponierte Martins Leiche also in Brandenburg.“
    „Warum ich?“
    „Kerstin hat mir vor fast fünfzehn Jahren auf einem Klassentreffen mal von Ihnen in höchsten Tönen vorgeschwärmt. Und ich halte Sie für klug und engagiert genug, um mein Anliegen weiterzuverfolgen, falls ich zu früh sterben sollte. Nur sollten Sie mir natürlich nicht auf die Schliche kommen, solange ich selbst meinen Plan umsetzen konnte. Aber ich kam langsamer voran als geplant. Weinrich brachte mich nur eine Station weiter. Ich brauchte also mehr Zeit und musste daher eine neue Spur legen, um Sie zu beschäftigen.“
    „Kinderschänder.“
    „Genau. Ich brauchte doch noch Zeit für Gutendorf und dann für Raffel. Wer weiß, wohin ich danach noch gekommen wäre? Vielleicht in ein Ministerium?“
    „Meinen Sie?“
    „Können Sie das ausschließen?“
    „Nein, aber ich habe auch noch nicht in diese Richtung ermittelt. Auf Gutendorf sind wir allerdings auch schon gestoßen. Der scheint wirklich der Drahtzieher für die Geldtransaktionen gewesen zu sein.“
    „Der stand auch nur auf einer mittleren Ebene. Sie müssen sich um die Männer ganz oben kümmern,
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