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Havelsymphonie (German Edition)

Havelsymphonie (German Edition)

Titel: Havelsymphonie (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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…“
    „Doch. Sie war selbst in Heimen aufgewachsen, hatte schreckliche Erlebnisse. Sie bekam mit zweiundzwanzig einen Sohn, den sie Frank nannte. Aber der Vater machte sich aus dem Staub. Das Kind konnte ihr offensichtlich keinen Halt geben, sie galt immer als sehr labil und litt unter furchtbaren Depressionen, in deren Folge sie sich acht Jahre später, also mit genau dreißig und genau an ihrem Geburtstag, das Leben nahm.“
    „Wie?“ Bremer war nun wieder gänzlich im Geschäft.
    „Ein Brieföffner direkt ins Herz.“
    „Mann“, staunte er. „Und wo ist dieser Frank Goldberg heute?“
    Jetzt spitzte auch Sonja die Ohren, denn sie ahnte, dass alles, was nun kommen würde, auch für sie neu war.
    „Er trug den Namen seines Vaters, Silbermann. Er wuchs bei Pflegeeltern auf und lernte später seine richtige Großmutter kennen. Die nannte ihn Elliott, weil er immer grinste wie Elliott, das Schmunzelmonster. Und seitdem er sie kennen gelernt und erfahren hat, wie seine Mutter hieß, machte er mit seinem Namen gerne ein Wortspiel.“
    „Dann ist also unser Frank Silbermann der Enkel von Gisela Goldberg.“ Sonja sprach das aus, was alle anderen auch dachten. „Genau. Aber das ist noch nicht die entscheidende Information.“
    „Dann weiter.“ Bremer ging an einen seiner Rollschränke. Mit einer Flasche Grappa und vier Gläsern kam er zurück, was bei Manzetti eine gewisse Vorfreude auslöste. Aber viel zu früh, denn ein Blick von Gabriele Manter genügte, und Bremer stellte alles wieder zurück. Dann nahm er eine Flasche Wasser und goss jedem ein Glas ein.
    „Nun, Herr Manzetti?“, forderte Frau Manter mitten in seine Enttäuschung hinein.
    „Gisela Goldberg lernte einen GI kennen und wanderte mit dem 1965 in die USA aus. Allerdings reiste sie unter ihrem Namen los und kam nach ihrer Hochzeit auf dem Schiff als Margarethe Hofmann in New York an.“
    Es war Bremer, der als erster die Fassung wiedererlangte und immerhin ein „Waaaas?“ herausbrachte.
    „Ja, Margarethe Hofmann ist Gisela Goldberg.“ Manzetti nutzte die Verblüffung aller, um ungehindert zur bremerschen Grappaflasche zu gelangen und sich großzügig einzugießen.
    „Das kann ich nicht glauben.“ Sonja sprach damit für alle.
    „Das ist aber so.“ Manzetti spürte ein wohliges Gefühl, als er genüsslich die Grappafahne ausatmete. „Ich war heute in ihrer Wohnung. Eigentlich nur, um mich auf ihr Sofa zu setzen, und unbemerkt die blöden Katzenhaare mitgehen zu lassen … Deshalb übrigens auch die Zwanzigeurohose.“
    Diese Erklärung quittierte Bremer mit erhobenem Daumen.
    „Da es sich um die gleichen Haare handelt, wie bei Silbermann, ist das ein Beweis dafür, dass er nach seiner Flucht bei ihr war. Er trug nämlich bei der Flucht dieselbe Hose, wie bei seiner Festnahme. Er ist also aus seiner Klause in die Wollenweberstraße gerannt und von da in das Haus seiner Großmutter. Deshalb habt ihr ihn aus den Augen verloren.“
    „Gut. Aber woher weißt du das? Das hast du doch schon vermutet, bevor du zu ihr gegangen bist.“
    „Richtig. Aber ich hatte mich an das eine und das andere erinnert. Wie eben an die Sache mit dem Eigentlich-müsste-ich-Goldmann-heißen oder mit dem Hinweis, dass Gisela Goldberg in die USA ausgewandert war. Deshalb ging ich zu Hendel und bat ihn um Einblick in die Personalakten, darunter die von Margarethe Hofmann. Und siehe da, sie kam 1965 in die USA und studierte dort Tanz und Choreografie. Außerdem war sie genau zu der Zeit in Hamburg, als Birgit Walter ermordet wurde.“
    „Und wer wird die nächste sein?“, fragte Sonja.
    „Sie ist fertig. Das hat sie mir gesagt. Und ich glaube ihr.“ Manzetti sah zu Doktor Manter, die seinen Blick sofort verstand.
    „Wie sah sie dabei aus? Ich meine mental, wie war sie mental drauf?“
    „Schlecht würde ich sagen.“ Manzetti schilderte den Anblick von Margarethe Hofmann. Er hatte sie eingefallen, fernab ihrer sonstigen Grazie vorgefunden.
    „Das passt. Dann ist sie wirklich fertig mit ihrem Werk. Was haben Sie gegen ihren Enkel in der Hand?“
    Manzetti überlegte nur kurz. „Nichts. Wir haben bislang nur die Aussage von Mario Schmidt, von der wir noch nicht wissen, was sie vor Gericht wert sein wird.“
    „Und Frau Hofmann wird ihren Enkel nicht belasten.“
    „Sie wird jede Aussage gegen ihn verweigern.“
    Gabriele Manter ergänzte das mit einem deutlichen Nicken. „Hat sie noch etwas gesagt?“
    Manzetti überlegte kurz. „Ich habe sie gefragt,
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