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Havelsymphonie (German Edition)

Havelsymphonie (German Edition)

Titel: Havelsymphonie (German Edition)
Autoren: Jean Wiersch
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das?“
    „Nur ein Beispiel. Früher hat Claasen zu einem regelmäßigen Beratungstag geladen. Heute gehe ich zu einem Jour fixe. “
    „Das ist aber französisch“, warf Bremer ein.
    „Schon. Aber wir haben auch noch Workshops und geben unserem Chef Feedbacks .“ Dabei beließ er es und atmete tief ein, als ihm Bremer endlich seine Hose wiedergab. Er stellte sich neben den Gerichtsmediziner, der inzwischen angestrengt durch ein Mikroskop sah.
    „Wie kommen eigentlich an deine Hose Haare, die von derselben Katze stammen wie die, die wir bei Elliott Silbermann gefunden haben?“ Sonja setzte sich auf einen Hocker.
    „Und was macht Sie so sicher, dass die Haare identisch sind?“, fragte Bremer, ohne seine Augen vom Mikroskop zu nehmen.
    „Ganz einfach. Ich habe nachgedacht.“
    „Was soll das heißen.“ Bremers Gesicht wirkte ernst, als er sich kurz vom Mikroskop trennte.
    „Ich habe eins und eins zusammengezählt und weiß nun, wer sich hinter dem Namen Gisela Goldberg verbirgt und wer unsere Mörderin ist.“
    „Was?“ Sonja trug den gleichen Anflug von Erstaunen, wie vor einigen Minuten, als Manzetti die Hosen fallen gelassen hatte.
    „Ja. Was guckt ihr so? Hättet ihr auch machen können.“
    „Sicher?“ Bremer drehte sich mit dem Stuhl zu den anderen beiden und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab.
    „Sicher“, bestätigte Manzetti.
    „Und wir kennen auch alle Eins-und-Eins, um sie zusammenzuzählen?“
    „Na … egal. Jedenfalls weiß ich, wer Gisela Goldberg ist, und vor allen Dingen, wo sie ist.“
    „Und?“ Sonja, die sich in dem sprichwörtlich falschen Film wähnte, konnte ihre Neugier kaum mehr bändigen. „Warum nehmen wir sie nicht fest?“
    „Weswegen?“ Bremer glaubte die Botschaft, die zwischen Manzettis Worten stand, entschlüsselt zu haben.
    „Wenn sie doch die Mörderin ist.“ Sonja hatte noch nicht verstanden, worum es den beiden ging.
    „Was zu beweisen wäre.“
    „Andrea, heißt das, dass wir ihr die Morde nicht beweisen können?“
    „Ich fürchte, dass der Dottore Recht hat. Wir haben zwar ziemlich gut kombiniert, aber wir haben keine objektiven Beweise in der Hand. Nicht einmal Zeugen, und Elliott Silbermann wird als Enkel von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen.“
    „Das heißt also, dass sie ungeschoren davonkommt?“
    „Warten wir es ab, noch ist es nicht so weit.“ Manzetti griff zu seinem Handy.
    Nach zwanzig Minuten saß Dr. Gabriele Manter mit in der Runde, was bei Bremer einen Gefühlsumschwung auslöste. Der Arzt schien auf Wolken zu schweben und beteiligte sich nicht mehr an der Diskussion. Er versuchte permanent, der Psychologin jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, auch die, von denen sie selbst noch keine Ahnung hatte.
    „Am besten wird es sein“, begann Manzetti und lehnte sich in seinem Stammsessel in Bremers Büro gemütlich zurück, „wenn ich mal von all den Dingen berichte, die ich mir so zusammengelegt habe. Ich meine, im Zusammenhang ...“ Da keine Einwände kamen, fing er nach einem kurzen Räuspern an.
    „Wir finden eine weibliche Leiche vor dem Theater. Sie wurde mit einem Brieföffner erstochen und in Gewänder gehüllt, die nicht mehr zeitgemäß sind. Zudem kam uns bei intensiver Betrachtung der Fundsituation der Gedanke, dass der Mörder möglicherweise eine Botschaft versteckt hat, die auf die Oper La Bohème hinweisen soll oder zumindest irgendwie damit zu tun hat. Dank unseres Intendanten wurden wir auf eine andere Spur gesetzt, zwar auch auf La Bohème, aber auf die literarische Form, bei der es um den Tod einer Franziska geht und nicht um den von Mimi, wie bei Puccini. Kann mir jeder folgen?“
    Die beiden Frauen nickten. Bremer hatte dafür keine Zeit, er schmachtete lieber.
    „Den Namen Franziska müssen wir uns merken“, forderte Manzetti. „Und es gibt noch einen weiteren Namen, der unsere Aufmerksamkeit verdient. Elliott Silbermann sagte mir kurz nach dem Auffinden der toten Trompeterin, dass er eigentlich Goldmann heißen müsse, seine Großmutter ihn aber zur Bescheidenheit erzogen habe.“
    „Das sagt fast jeder im Theater, das mit dem Eigentlich-Goldmann . Jeder kennt doch mittlerweile seinen Spruch.“ Sonja hob beide Hände und ließ sie gleich wieder sinken.
    „Schon, aber niemand kennt den Grund für diesen Spruch. Merken wir ihn uns für später. Was haben wir also bis jetzt?“
    „Franziska und Eigentlich-Goldmann“, fasste Dr. Manter zusammen, die offensichtlich keine
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