Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah
Autoren: Julia Crouch
Vom Netzwerk:
Illustrierten sah. Sie ging die Liste der möglichen Verdächtigen durch. Um Stephen Molloys willen konnte sie nur hoffen, dass es nicht Olly war …
    »Kommt doch endlich!«, brüllte Jack.
    Dann machte es klick. »Diese Stalkerin!«, rief sie. »Stephen Molloy wurde doch von einer Stalkerin verfolgt –«
    »Ja, damals in L. A., das hat Betty mir erzählt. Die muss echt durchgeknallt gewesen sein.«
    »Du glaubst doch nicht …?«
    »O Mann.«
    »Vielleicht hatte Gina mit ihrem ›komischen Gefühl‹ ja recht.«
    »Hä?«
    »Egal. Komm weiter.«
    Sie sprangen über die restlichen Steine bis zum anderen Ufer.
    »Endlich«, sagte Jack. »Los, Hund, komm.«
    »Schnell«, drängte Bella.
    Sie marschierten weiter und hatten den steilen Anstieg bereits zur Hälfte hinter sich gebracht, als ein Gewehrschuss durchs Tal hallte und sie erstarren ließ. Hund fuhr herum und bellte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.
    »Aus!«, zischte Sean.
    Es wurde still im Wald. Das einzige Geräusch war Jacks Keuchen.
    »Was –?« Bella drehte sich zu Sean um.
    »Schhh.« Er hob die Hand, lauschte und spähte in den dunkler werdenden Wald hinter ihnen.
    Weit weg, auf der anderen Seite des Flusses, hörten sie ein unverwechselbar hohes, meckerndes Lachen, gefolgt von einem Jubelschrei.
    »O nein«, sagte Bella. Natürlich waren Olly und seine Gang ihnen gefolgt. Sie hätten ebenso gut ihren Weg mit Brotkrumen markieren können.
    »Diese Typen sind, seit sie krabbeln können, fast jedes Wochenende mit ihren supertollen Vätern, oder was auch immer das für Männer sind, draußen auf der Jagd gewesen«, erklärte Sean. »Es war ein Kinderspiel für sie, uns bis aufs Plateau zu folgen – schließlich fahren sonst keine Autos mehr da hoch. Und dann noch der frische Trampelpfad im Mais … Man kann nicht gerade behaupten, dass wir unsere Spuren gut verwischt hätten.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir gehen weiter. Sie dürfen uns auf keinen Fall einholen, und wenn wir umkehren, werden sie uns mit Jacko und Hund garantiert bemerken. Unser Vorteil ist, dass wir schon fast oben sind. Kommt.« Er nahm Jack hoch, schwang ihn sich auf die Schultern und lief weiter.
    Mit Hund als Vorhut kamen sie auf dem Pfad rasch voran. Sean bückte sich, um einen Stock aufzuheben, den er hin und wieder ins Gebüsch warf, damit das Tier ihn apportierte.
    »Um ein paar falsche Fährten zu legen. Vielleicht hält sie das ein bisschen auf.«
    »Clever.«
    »Für einen Jungen vom Lande selbstverständlich.«
    Bella hätte gelächelt, aber sie musste sich anstrengen, mit ihm Schritt zu halten. Seine Beine waren über dreißig Zentimeter länger als ihre. Das wusste sie deshalb so genau, weil sie sie eines gemütlichen Nachmittags am Teich verglichen hatten.
    Sie kamen an einem verfallenen Haus vorbei, das halb von Moos überwachsen war. Es sah aus wie ein Gesicht, dem man die Augen ausgestochen hatte.
    »Früher haben hier in den Hügeln überall Menschen gelebt«, sagte Sean.
    »Wie es scheint, herrscht ja immer noch ganz schön viel Betrieb.«
    »Los, schneller, Sean!«, rief Jack, als er gerade einmal nicht nach Luft schnappen musste, und gab Sean die Sporen, als wäre er sein Pferd.
    Endlich waren sie auf der Kuppe des Hügels angekommen. Außer Atem nach der Anstrengung, stolperten sie aus dem Schutz der Bäume auf eine sonnengesprenkelte Lichtung.
    »Bär«, sagte Jack. Und seine Unterlippe begann zu zittern.
    »Habt ihr hier den Bären gesehen, Jacky?« Bella sah zu ihm hoch.
    Jack nickte, und sie bemerkte, dass die Augen in seinem verquollenen, aufgetriebenen Gesicht nur noch zwei kleine Schlitze waren.
    »Wir müssen dafür sorgen, dass Jacky Hund nicht zu nahe kommt«, sagte sie.
    »Aber ich mag Hund«, jammerte Jack.
    »Der Bär ist die geringste unserer Sorgen. Los, gehen wir«, forderte Sean Bella auf. Sie stapften weiter, vorbei an einer Gruppe Blaubeersträucher voller reifer Beeren. Auf der anderen Seite der Lichtung tauchten sie abermals in den Wald ein und begannen, über einen matschigen Pfad den Abhang hinunterzurutschen. Orangefarbene Salamander huschten vor ihnen davon.
    »Da ist es!« Sean zeigte auf ein Fleckchen rotes Dach, das zwischen den Blättern hervorblitzte. »Mr Molloys Liebeshöhle.«
    »Hör auf damit«, bat Bella. Schlagartig war ihr die Lust an ihrem Abenteuer vergangen, und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie blieb einen Augenblick stehen.
    »Wollen wir sie überraschen?«, fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher