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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman
Autoren: Rupert Schöttle
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Taschen seiner Hausjacke gesteckt.
    »Wissen Sie«, sagte er bitter, »wir hatten leider nicht mehr viel Kontakt zu unserem Sohn. Er wollte mit uns nichts mehr zu tun haben … «
    »Aber Heinrich«, wandte seine Frau entsetzt ein.
    »Das hat er doch selbst zu uns gesagt!« Endlich zeigte der Patriarch Rührung, seine Stimme bebte ein wenig, ob allerdings aus Trauer oder verletztem Stolz, das konnten die Kriminalisten nicht beurteilen.
    »Ihnen ist also nichts von einer Bedrohung bekannt?«
    »Nein, unser Sohn war sicher schwierig, das schon«, antwortete Helga Maurer weinend, »aber im Grunde war er doch ein herzensguter Mensch«.
    Laut schluchzte sie auf und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »Bitte nehmen Sie doch Rücksicht auf meine Frau und gehen Sie jetzt endlich! Wir können Ihnen ja doch nichts sagen«, rief ihr Gatte zornig aus und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf die Tür.
    Die beiden Inspektoren erhoben sich sogleich und verabschiedeten sich mit einem Kopfnicken.
     
    »Es wäre doch besser gewesen, wir hätten die Kollegen vom Funkwagen vorgeschickt, die sind solche Szenen wenigstens gewöhnt«, sagte Walz bedrückt, als sie wieder auf die Straße hinausgetreten waren.
    »Außerdem hätte unsere blonde Landpomeranze dann am Sonntag etwas zu erzählen gehabt, beim Kirchenwirt in Stinkenbrunn«, meinte Vogel, der überraschend schnell seine gute Laune zurückgewonnen hatte.

2. Kapitel (Mittwoch)
    Auf dem Weg zum Auto wurde Walz von seiner aufgeregten Freundin Clara angerufen, die verständlicherweise sofort alles über den plötzlichen Tod ihres Idols wissen wollte. Vogel telefonierte unterdessen mit dem Agenten des Verstorbenen, um ihm seinen Besuch anzukündigen.
    »Eigentlich habe ich schon einen ziemlichen Flameau«, seufzte Walz gähnend, nachdem er seiner Freundin in einem von vielen Zwischenfragen unterbrochenen Gespräch das Geschehen erklärt hatte, »so früh aufstehen müssen und dann noch dazu im Nachhinein erfahren, dass alle Müh’ und Plag’ umsonst war – das kann nicht ohne Folgen auf die Psyche bleiben. Bei einer Indisposition von solcher Tragweite gibt es bei mir erfahrungsgemäß nur eine sinnvolle Therapie – und die besteht aus einem ordentlichen Imbiss!«
    »Wie dir bekannt sein dürfte, hast du als Leiharbeiter keinerlei Ansprüche auf eine warme Mahlzeit und trägst selbst die alleinige Schuld, wenn du nüchtern an deinem Arbeitsplatz erscheinst«, erwiderte Vogel ungerührt. »Außerdem haben wir vor der Pressekonferenz noch einiges vor … «
    »Dein erstaunlicher Arbeitseifer macht unserer Abteilung zwar alle Ehre, aber dennoch muss ich einwenden, dass eine der Voraussetzungen bei der Ausübung unseres Berufs darin besteht, dass wir uns im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte befinden. Da quälender Hunger jedoch zwingend zur massiven Beeinträchtigung meiner Konzentration führt, muss ich mich aus reinem Verantwortungsbewusstsein umgehend vom Dienst dispensieren, wenn ich nicht auf der Stelle etwas zu essen bekomme.«
    Amüsiert schaute Vogel seinen Kollegen von der Seite an. »Das kann ich freilich unter keinen Umständen zulassen. Was schlägst du also vor?«
    »Schau, hier sind wir im beislträchtigen 9. Wiener Gemeindebezirk, in dem sich unweit von hier das treffliche ›Wickerl‹ befindet. Der dort angebotene ›Alt-Wiener Suppentopf‹ ist bestens dazu geeignet, meinem Schwächezustand ein vorläufiges Ende zu bereiten.« Zur Verdeutlichung seiner Lage machte Walz ein außerordentlich leidendes Gesicht und legte seine Rechte auf die Magengegend.
    »Nichts läge mir ferner, als deine volle Arbeitsfähigkeit zu gefährden«, sagte Vogel vergnügt, »und außerdem habe ich im ›Wickerl‹ einmal ein Schnitzel gegessen, ich sag dir, das war ein Erdäpfelsalat … «
    Nachdem sie direkt vor dem Lokal in der Porzellangasse ihren Dienst-Golf abgestellt hatten, betraten sie frohgemut das traditionelle Gasthaus, in dem wie stets ein buntes Treiben von Schülern und Lehrern des nahe gelegenen Lycée francais herrschte, denen die institutseigene Küche nicht schmeckte.
    Und siehe da, Vogels Einsicht wurde belohnt, denn tatsächlich wurde hier heute ein Schnitzel mit Erdäpfelsalat sogar als günstiges Tagesmenü angeboten.
    Obwohl es noch nicht einmal Mittag war, herrschte in diesem über 100 Jahre alten Lokal schon so ein reger Publikumsverkehr, dass die beiden Inspektoren nur mit Mühe einen noch freien Tisch fanden.
    »Das ist halt noch ein richtiges Gasthaus«,
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