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Haushaltsschnecken leben länger

Haushaltsschnecken leben länger

Titel: Haushaltsschnecken leben länger
Autoren: Christine Nöstlinger
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Spaghetti (ohne Sugo, nur mit Ketchup) gieren und ein Jahr später fast alle Kinder Pommes frittes (ohne Fleisch, nur mit Mayonnaise) lieben.
    Doch unabhängig von momentanen Modeströmungen halten
    sich auch eisern uralte Kindervorlieben: roher Teig zum Beispiel!
    Bei dieser Vorliebe wage ich aber nicht zu entscheiden, ob die Kinder tatsächlich den Geschmack des mehligen, klebrigen Zeugs mögen oder ob sie bloß Spaß daran haben, der Mutter während des Kochens lästig zu fallen.
    Das ist nämlich ein schönes, uraltes Spiel: Die Mutter halbiert fünfzehn Stück Zucker, entkernt dreißig Marillen und knetet Teig, der gerade reicht, dreißig Marillen zu umhüllen, und röstet Brösel in exakter Menge. Und dann kommt das Kind und zupft vom Teig und ißt Zuckerstücke und stopft die gerösteten Brösel in den Mund und futtert entkernte Marillen.
    Und die Mutter jammert, daß das Kind das lassen möge, weil der Papa und die Geschwister sonst nicht ausreichend ernährt werden können.
    »Jetzt ist aber Schluß!« ruft die Mama bei jeder Marille, bei jedem Stück Teig, das im Kindermund verschwindet. Weil sie aber nur jammert und das Kind nicht wirklich am Zugreifen hindert, kommt das Kind zu der Meinung, daß es der Mutter von allen Familienangehörigen der liebste ist. Sonst würde die Mutter Papas Knödel ja besser verteidigen!
    Abgesehen von den großen Trends im Kindergusto gibt es natürlich noch die individuellen Geschmacksabartigkeiten:
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    Schmalzsemmel
    mit Schoko-Streusel bestreut. Oder
    Buttereinbrenn, unaufgegossen, aber gezuckert. Sogar von Rollmöpsen auf Leibniz-Keksen habe ich schon gehört.
    Wenn uns der sonderbare Kindergeschmack zu Hause auch
    manchmal mit Abscheu erfüllt, in Restaurants, besonders in vornehmen, teuren, lernen wir ihn schätzen:
    Gelangweilt liest sich das Kind durch alle sündteuren
    Köstlichkeiten der Speisekarte und bestellt dann »Nudeln ohne alles« und sammelt von den Nachbartischen die
    Ketchupflaschen ein.
    Die Gefahr, daß uns unsere Kinder arm essen, besteht also nicht.
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    Schlechter Umgang
    Mütter, die für ihre Kinder immer nur »das Beste« wollen, neigen dazu, dieses Streben auch auf den Sektor
    »Kinderfreundschaften« auszudehnen. Schon im Kindergarten entdecken sie ein reizendes Buberl oder Mäderl, das ganz prächtig zu ihrem Liebling passen würde.
    Bloß der Liebling sieht das nicht ein und tut sich mit einem sonderbaren Kerl zusammen, der absichtlich schielt, Bääh macht und Rotzrammeln ißt. Nicht einmal sorgfältig arrangierte Kinderfeste, wo die Mama dem Liebling alle wirklich netten und lieben Kinder einlädt, das Beste vom Besten sozusagen, können den Liebling bekehren.
    Er hält zu seinem Bääh-Sager und sammelt sogar für ihn in einer Zündholzschachtel Nasenrammeln!
    Und so geht das weiter. Volksschule, Turnverein, Gymnasium, Tanzschule, Sommer- und Winterurlaub, nie sucht sich der Liebling Freunde, die seiner Mama gefallen. Lauter
    Fürchterlinge schließt er in sein Herz! Und die, das merkt die Mama doch, haben einen üblen Einfluß auf ihn. Andauernd verleiten sie ihn!
    Zum Fußballspielen statt zum Lernen, zum Schuleschwänzen, zum Kaugummiklauen, zum Schundlesen. Und zum frühreifen Treiben mit dem anderen Geschlecht natürlich auch! Von allein nämlich wäre der Liebling nie, aber schon gar nie, auf solche Sachen gekommen! Und da hilft nichts! Auch wenn man den Klassenvorstand bittet, er möge den Liebling von diesem
    »Abschaum« wegsetzen. Zäh und unbeirrbar hält der Liebling, auch über sieben Bankreihen hinweg, zum »Abschaum«.
    Allen Müttern, die dieses Problem zu haben meinen, sei gesagt:
    Der gräßliche Freund des Lieblings, dieser »Abschaum«, hat auch eine Mutter, und es ist ganz leicht möglich, daß sich die
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    auch die Haare rauft und über das gräßliche Kind, den
    »Abschaum« klagt, den sich ihr Liebling zum Freund
    genommen hat.
    Es kann sogar sein, daß diese Frau bereits einen Tag vor Ihnen beim Klassenvorstand war und gebeten hat, ihrem Sohn einen anderen Platz zuzuweisen, auf daß er nicht mehr unter
    »schlechtem Einfluß« stehe. Natürlich hat diese Frau damit nicht recht! Wo wird sie denn! Ist ja klar! Aber die Sache einmal so zu betrachten, könnte für Mamas, die Schwierigkeiten mit den Freunden ihrer Kinder haben, doch ein kleiner Denkanstoß sein.
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    Sex-Kunde: Der Storch in der Schule
    Nicht an jeder Schule le rnen Schüler gleich viel. Wer am Gymnasium X Matura gemacht hat, kann
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