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Haus des Glücks

Haus des Glücks

Titel: Haus des Glücks
Autoren: Yvonne Winkler
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es«, sagte sie. »Ich möchte mit dir reden.« Sie machte eine Pause. »Bitte ruf mich an.«
    Sie wartete eine Weile, versuchte es noch einmal, aber er ging nicht ran. Wenn er sein Handy, wie es seine Gewohnheit war, einfach auf den Beifahrersitz geworfen hatte, konnte er es nicht einmal hören. Bei den Motorgeräuschen seines alten Jeeps ging der Klingelton unter. Julia versuchte es wieder. Er meldete sich nicht. Vielleicht wollte er auch nicht mit ihr reden. Es wäre ihm nicht zu verdenken. Aber sie musste die Angelegenheit klären, je eher, umso besser.
    Schließlich ging sie zur Küstenstraße und winkte einem Taxi. Mit viel Gestikulieren gelang es ihr, dem Fahrer den Weg zur Bucht zu schildern. David hatte vom Tauchen gesprochen.
    Der Wagen bog in den Schotterweg ein und hielt unter den Palmen, wo sie vor ein paar Tagen den VW -Bus geparkt hatten. Der alte Jeep stand dort. Sie bezahlte, stieg aus und war auf dem Weg zum Strand, als plötzlich die Erde bebte. Erschrocken schrie sie auf. Warum hatte sie den Fahrer nicht warten lassen? Dann war es vorbei. Sie wartete noch eine Weile. Sie erinnerte sich daran, dass auch Victoria von Erdbeben geschrieben hatte. Jetzt erlebte sie selbst eines. Eine Erfahrung, auf die sie gern verzichtet hätte. Zögernd tastete sie sich zum Strand vor.
    Was war mit der Bucht geschehen? Das Wasser wich zurück, wie bei Ebbe in der Nordsee, nur schneller. Die beiden Auslegerkanus lagen bereits auf dem Trockenen.
    David war nicht da, ebenso wenig das Motorboot, mit dem er und Steve zum Tauchen hinausfuhren. Aber draußen auf dem Meer jenseits der Klippen tanzte etwas Weißes auf den Wellen. Rufen war sinnlos. Selbst wenn er noch nicht tauchte, würde er sie kaum hören können. Sie musste warten, bis er zurückkam.
    Das Wasser zog sich unterdessen immer weiter zurück. Korallen wurden sichtbar, Seeanemonen hingen daran wie welkes Laub. Plötzlich wusste sie, was das bedeutete, und ihr wurde eiskalt. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte zur Straße.
    Warum hatte sie das Taxi nicht warten lassen?
Während sie lief, holte sie das Handy aus der Tasche und die Visitenkarte der SDDS . Sie tippte die Nummer des Büros ein. Tatsächlich hatte sie Glück. Es nahm jemand ab.
    »Steve?«
    Er klang verschlafen. Kein Wunder, es war erst kurz vor sieben. »Julia? Hallo, was …«
    Sie ließ ihn gar nicht ausreden. »Hör zu, ich bin in der Bucht, wo wir am Samstag geschnorchelt sind. Das Wasser verschwindet. Ich kann schon die Korallen sehen. Ich weiß nicht, ob es das ist, was ich vermute. Aber ich glaube, dass David mit dem Boot zum Tauchen rausgefahren ist. Das war vor etwa einer Stunde. Sein Jeep parkt hier, und vor den Klippen liegt ein weißes Boot. Und er geht nicht an sein Handy.«
    »Scheiße.«
    Sie konnte förmlich hören, wie er blass wurde. »Ich muss die Küstenwache informieren und Linda wecken. Bring dich in Sicherheit. Am besten ins Landesinnere, je höher umso besser.«
    Sie schluckte. »Glaubst du, dass David …«
    »Bete, Julia. Bete, dass wir uns irren.«
    Das Gespräch war beendet, und sie hatte die Küstenstraße erreicht. Jetzt musste sie versuchen, Marco anzurufen. Sie tippte hastig seine Handynummer ein, während sie mit der anderen Hand einem vorbeifahrenden Auto zuwinkte. Niemand meldete sich.
So ein Mist! Wo steckte er nur? Hoffentlich war er nicht an den Strand gegangen, hoffentlich war er im Hotel!
Sie rief die Rezeption an.
    »Guten Tag, Julia Sievers. Ist mein Mann in der Lobby oder am Pool? Könnten Sie ihn bitte ausrufen? Es ist dringend. Ich rufe gleich wieder an. Danke.« Sie legte auf. Ihr Herzschlag pochte in ihren Ohren, und ihr fiel ein, dass das Hotelpersonal eventuell noch nichts von der bevorstehenden Gefahr wusste. Sie hätte sie warnen müssen.
    Ein Wagen hielt. Es war ein klappriger Pick-up, in dessen Fahrerhaus eine samoanische Familie saß.
    »Können sie mich bitte mitnehmen? Ich muss zum
Coconuts Beachclub Resort.
«
    »Es wäre besser, wenn Sie mit uns ins Landesinnere kämen. Haben Sie das Meer gesehen?«
    Sie nickte.
    Und dann sagte die Frau dieses furchtbare Wort.
    »Tsunami. Sie haben gerade die Warnung per SMS durchgegeben.«
     
    Julia zitterte. Sie hatte den Eindruck, als würde sich der Wagen in Zeitlupe der Stadt nähern. Immer wieder warf sie einen Blick auf ihr Handy. Keine Nachricht.
Wo steckte Marco?
Das Telefon klingelte, und vor Schreck ließ sie es beinahe fallen. »Hallo?«
    »Julia? Hier ist Victor. Habt ihr die Warnung
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