Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Ich blinzelte. Nach einigen Momenten fiel mir etwas ein. »Hey«, sagte ich, »was war das für ein Trick mit Pohaku - diese Gans ex machina?«
    Ich sah sie nicht an, aber ich spürte ihr Lächeln trotzdem. »Wenn der Geist singt, antwortet der Schamane«, sagte sie leise. »Aber manchmal ist es der Schamane, der singt.«
    Typisches magisches Kauderwelsch, verkniff ich mir. Ich blinzelte...
    Und es war wieder Tag, und Akaku'akanene war verschwunden. Ich sah die alte Gans nie wieder.

    Vielleicht war es der Besuch der alten Schamanin, oder vielleicht war es auch meine unbeugsame Willenskraft (na klar). Aber danach verbesserte sich mein Zustand drastisch. Zwei Tage nach Akaku'akanenes nächtlichen Auslassungen war ich auf den Beinen und unternahm erste Bewegungsübungen, und zwei Tage danach fuhr ich in einem elektrischen Rollstuhl zum Haupteingang des Krankenhauses - das Kuakini Central hieß, wie ich mittlerweile erfahren hatte. (Warum bestehen Krankenhäuser sogar noch heute darauf, daß Patienten das Gebäude nicht aus eigener Kraft verlassen dürfen? Damit andere potentielle ›Kunden‹ nicht glauben, sie seien tatsächlich geheilt...?) Meine Eskorte - die Krankengymnastin, die mir für meine Rehabilitation zugewiesen worden war, eine große, joviale Orkfrau namens Mary Ann - drückte den Knopf für mich, der die Tür öffnete, und ich rollte in den Sonnenschein hinaus.
    Sie beugte sich herunter und pflanzte mir einen feuchten Kuß auf die Stirn. (Wir waren ziemlich gut miteinander ausgekommen, Mary Ann und ich - das heißt, wenn sie mich nicht gerade zu einer weiteren Runde an irgendeiner Foltermaschine gezwungen hatte.)
    »Und was nun?« fragte ich sie. »Und kann ich endlich aus diesem Ding aufstehen?«
    Mary Ann bedachte mich mit einem ihrer besten Kinderschreck-Grinsen. »Sie sind nicht mehr im Haus«, stellte sie fest. »Und jetzt geben Sie uns unseren verdammten Rollstuhl zurück, Hoa.«
    Ich kicherte, als ich mich aus den Tiefen des Rollstuhls löste. Dann holte ich Luft, um den ersten Teil meiner Frage zu wiederholen.
    Doch sie kam mir mit einer Neigung des Kopfes zuvor. »Sie werden erwartet«, sagte sie leise.
    Ich schaute in die Richtung, die sie angezeigt hatte. Eine Limousine - diesmal kein Phaeton - hatte am Randstein angehalten, und die hintere Tür öffnete sich mit einem hydraulischen Zischen. »Kein Platz für mich in deinem Haus?« fragte ich die Orkfrau in gespielt hoffnungsvollem Tonfall.
    »Immer, Süßer«, gurrte sie. »Aber, weißt du, mein Mann, er ist irgendwie ziemlich empfindlich in diesen Dingen.«
    Ich lachte lauthals. Es tat gut. »Tja, nichts liegt mir ferner, als mich in die Wonnen Ihres Eheglücks einzumischen.« Und dann setzte ich eine ernste Miene auf. »Danke, Mary Ann. Und das meine ich so, wie ich es sage.«
    Sie umarmte mich. Und wenn Sie noch nie von einem Ork umarmt worden sind, der eine Ausbildung als Krankengymnast hat... Bruder, dann sind Sie noch nie umarmt worden.
    Als ich wieder atmen konnte, lächelte ich ihr noch einmal zu und ging dann langsam die Stufen hinab und zur Limousine.
    Alle Fenster waren getönt und polarisiert. Der Fahrer hätte, nach allem, was ich sehen konnte, ebensogut das Ding sein können, das versucht hatte, durch das Tor zu kommen. Ich seufzte. Nun, wenn jemand dort draußen in der großen weiten Welt meinen Tod wollte, würde er kaum für eine Limousine bezahlen müssen, um ihn zu arrangieren. Ich stieg ein und schloß die Tür hinter mir.
    Die Kevlarplex-Trennscheibe zwischen den Vorder-und Rücksitzen war geschlossen - nicht weiter überraschend - und ebenfalls vollständig polarisiert. Ich konnte den Kopf des Fahrers nicht einmal als Silhouette sehen. Ich lehnte mich zurück, als die Limousine anfuhr, und wartete ab.
    Nichts, also wartete ich noch etwas länger. Immer noch nichts. Diesmal klopfte ich gegen die Trennscheibe. »Was liegt an, Bruder?« fragte ich das Kevlar-plex.
    Mehr nichts. Ich bereitete mich gerade auf ein lauteres Klopfen vor, als sich der Telekomschirm in der Un-terhaltungs-/Kommunikations-Konsole der Limousine erhellte und ein vertrautes Gesicht Gestalt annahm.
    »Ich bin froh, daß Sie die Geschichte heil überstanden haben, Mr. Montgomery«, sagte Jacques Barnard.
    Ich ließ mich in die üppigen Polster zurücksinken und betrachtete den Bildschirm. Ich sah, daß er sich in einem neuen Büro befand. Der Hintergrund war eine schlichte Wand, kein unscharfer Blick auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher