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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah
Autoren: Virna Depaul
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Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er es wusste.
    „Gut.“ Hilbourn räusperte sich. „Und was ist mit der offenen Stelle?“
    Bedauernd verzog Mac das Gesicht. „Tut mir leid. Wir sind im Moment komplett, doch ich gebe dir Bescheid, wenn ich mal was höre.“
    Der andere Mann schloss kurz die Augen und stand auf. „Ja, das dachte ich mir. Danke, Mac. Hast du gerade einen Fall, der Spaß macht?“
    Mac griff nach einem Stoß Akten und erhob sich ebenfalls. Auf dem Weg zur Tür klopfte er Hilbourn auf die Schulter. „Es wird nie langweilig.“
    Mac nahm die Treppen zum Büro des Chefs einige Etagen höher und erwog den Wahrheitsgehalt seiner Worte. Die Fälle, die sein Team bearbeitete, gehörten zu den kompliziertesten überhaupt, wodurch die Arbeit sich interessant und anspruchsvoll gestaltete. Doch Hilbourns Frage nach dem, was sie dafür aufgaben, stimmte ihn nachdenklich. Er konnte diesen Job nicht bis in alle Ewigkeiten machen – das konnte keiner von ihnen. Was erwartete ihn, wenn er in den Ruhestand ging? Würde er auch dann noch glauben, das Ausbleiben von Komplikationen wäre die Sache wert gewesen?
    Im Geiste zuckte Mac die Achseln. Auf jeden Fall würde er eine Menge Fälle gelöst haben. Vielen Menschen geholfen haben.
    So wie er der Familie Monroe helfen würde. Zunächst allerdings musste er Commander Stevens informieren, dass die Vermisstensuche sich inzwischen zu einem Mordfall ausgewachsen hatte.
    Wenige Minuten später betrat er das Büro des Chefs. „Wir haben die Überreste eindeutig identifizieren können“, erklärte er und reichte Stevens den Bericht des Gerichtsmediziners. „Und das Ergebnis ist nicht das, was ihr Vater sich erhofft hat.“
    Stevens blätterte brummend den Bericht durch. „Er wollte ausschließen, dass seine Tochter das Opfer ist, und stattdessen erhält er nun den wissenschaftlichen Nachweis, dass sie zwei Autostunden von zu Hause entfernt verscharrt wurde wie eine tote Katze. Sechzehn Jahre alt. Immerhin hat er jetzt Gewissheit. Viele Eltern bekommen die gar nicht.“
    Im vergangenen Monat, als zwei Fischer ein Skelett in Ufernähe eines Flusses in Redding gefunden hatten, bestanden kaum Chancen, die Identität des Opfers festzustellen, zumindest nicht ohne hohen Kosten- und Zeitaufwand seitens des Staates. Das war, bevor der Gouverneur von seinem Zimmergenossen aus Collegezeiten gebeten wurde, die Tests zu beschleunigen.
    Pech, dass Monroes Beziehungen zum Gouverneur ihm nicht halfen, seine Tochter zurückzubekommen.
    „Sonst noch was?“, fragte Stevens.
    „DNA-Spuren an einem orangefarbenen Stofffetzen, der beim Opfer gefunden wurde. Da war das Blut des Opfers, aber auch ein paar Haarfasern. Wir haben einen in Arizona Haftentlassenen namens Alex Hanes ausgemacht, der sich vor knapp einem Jahr seinen Bewährungsauflagen entzogen hat.“
    „Hast du beim FBI einen Haftbefehl wegen Flucht zur Vermeidung von Strafverfolgung eingefordert?“
    „Aber sicher“, bestätigte Mac. Damit konnte jeder Polizist auch außerhalb von Arizona, eingeschlossen die Mitarbeiter der SIG, Hanes wegen gesetzwidriger Flucht festnehmen. „Ich rechne allerdings nicht mit einer baldigen Verhaftung.“
    „Womit rechnest du denn?“
    „Ich habe mit Monroe und mit Lindsays übrigen Angehörigen gesprochen. Ihren Computer hat die Spurensicherung, und ich untersuche die Gegenstände aus ihrem Zimmer. Ihr Tagebuch verrät, dass sie, kurz bevor sie ausgerissen ist, ‚jemand Neuen‘ kennengelernt hat, auf den sie sich nur mit ‚M‘ bezieht.“
    „Ihr Computer hat noch nichts hergegeben?“
    „Das dauert ein paar Tage.“ Vielleicht auch noch länger, dachte Mac. Als staatliche Behörde verfügte das Justizministerium über gut ausgebildetes Personal und Forensik-Ausrüstung auf dem neuesten Stand der Technik, doch der Arbeitsrückstand war dort ebenso groß wie auf Countyebene. Ganz gleich, wie hart gearbeitet wurde, die Guten mussten sich immer ein Bein ausreißen, um mit den Bösen mitzuhalten.
    „Wofür hat Hanes gesessen?“
    „Für alles von Drogenmissbrauch und -handel bis zu Vergewaltigung und versuchtem Mord. Von den vergangenen sechzehn Jahren hat er fünfzehn im Gefängnis zugebracht.“ Das war nicht das schlimmste Vorstrafenregister, das Mac im Lauf seines Berufslebens gesehen hatte, es gab ihnen allerdings gute Gründe, Hanes als den Hauptverdächtigen zu betrachten.
    „Auch was mit minderjährigen Mädchen?“, fragte Stevens gedankenverloren, während er im Bericht
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