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Harry Potter und der Feuerkelch

Harry Potter und der Feuerkelch

Titel: Harry Potter und der Feuerkelch
Autoren: J.K. Rowling
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Blick blieb an den Geburtstagskarten hängen, die seine beiden besten Freunde ihm Ende Juli geschickt hatten. Was würden sie sagen, wenn er ihnen schriebe und von seiner schmerzenden Narbe berichtete?
    Schon hallte Hermine Grangers Stimme in seinem Kopf wider, schrill und voller Panik:
    »Deine Narbe tut weh? Harry, damit ist nicht zu spaßen … Schreib an Professor Dumbledore! Und ich werd auf der Stelle in ›Magische Hauskrankheiten und Gebrechen‹ nachsehen … Vielleicht steht da was über Fluchnarben drin …«
    Ja, das würde Hermine raten: Geh sofort zum Schulleiter von Hogwarts und schlag vorher am besten noch in einem Buch nach. Harry blickte durch das Fenster auf den mit königsblauen Schleiern überzogenen Morgenhimmel. Er hatte große Zweifel, ob ein Buch ihm jetzt helfen würde. Soweit er wusste, war er der einzige Mensch, der einen Fluch wie den Voldemorts überlebt hatte; deshalb war es höchst unwahrscheinlich, dass er seine Leiden in Magische Hauskrankheiten und Gebrechen wiederfinden würde. Und was den Schulleiter anging, so hatte Harry keine Ahnung, wo Dumbledore in den Sommerferien hinfuhr. Einen Moment lang belustigte ihn die Vorstellung, dass Dumbledore mit seinem langen Silberbart, dem langen Zaubererumhang und dem Spitzhut irgendwo an einem Strand lag und sich Sonnenöl auf die lange Adlernase rieb. Allerdings, wo immer Dumbledore auch war, Hedwig würde ihn sicher finden; Harrys Eule hatte es bisher noch immer geschafft, ihre Briefe zu überbringen, sogar ohne Adresse. Doch was sollte er schreiben?
    Lieber Professor Dumbledore, Verzeihung, dass ich Sie belästige, doch heute Morgen hat meine Narbe wehgetan. Mit freundlichen Grüßen – Harry Potter
    Selbst in seinem Kopf klangen diese Worte albern.
    So versuchte er sich vorzustellen, was Ron, sein anderer bester Freund, sagen würde, und schon tauchten vor Harrys Augen Rons lange Nase und sein sommersprossiges Gesicht mit nachdenklicher Miene auf.
    »Deine Narbe tut weh? Aber … aber Du-weißt-schon-wer kann doch gar nicht in deiner Nähe sein, oder? Im Ernst … das würdest du doch merken? Er würde wieder versuchen dich zu erledigen, meinst du nicht? Ich weiß nicht, Harry, vielleicht zwicken Fluchnarben immer ein wenig … ich frag mal Dad …«
    Mr Weasley war ein voll ausgebildeter Zauberer, der in der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten im Zaubereiministerium arbeitete, doch soviel Harry wusste, war er in Sachen Flüche nicht einschlägig bewandert. Jedenfalls behagte Harry die Vorstellung nicht, die ganze Familie Weasley würde erfahren, dass er, Harry, schon wegen ein paar Wehwehchen nervös wurde. Mrs Weasley würde einen noch größeren Aufstand machen als Hermine, und Fred und George, Rons sechzehnjährige Zwillingsbrüder, dachten womöglich noch, Harry würde die Nerven verlieren. Die Weasleys waren für Harry die tollste Familie der Welt; er hatte die Hoffnung, dass sie ihn schon bald zu sich einluden (Ron hatte etwas von der Quidditch-Weltmeisterschaft erwähnt), und irgendwie wollte er nicht, dass sein Aufenthalt mit besorgten Nachfragen zu seiner Narbe gestört wurde.
    Harry massierte seine Stirn mit den Handknöcheln. Was er wirklich wollte (und er schämte sich beinahe, es sich selbst einzugestehen), war so etwas wie eine Mutter oder einen Vater: ein erwachsener Zauberer, dessen Rat er erfragen konnte, ohne sich blöd vorzukommen, jemand, der ihn gern hatte und der Erfahrung hatte mit schwarzer Magie …
    Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war so einfach und so offensichtlich, dass er kaum fassen konnte, wie lange er gebraucht hatte – Sirius.
    Harry sprang vom Bett, stürzte durchs Zimmer und setzte sich an seinen Schreibtisch; er zog ein Blatt Pergament zu sich her, füllte seine Adlerfeder mit Tinte und schrieb: Lieber Sirius , hielt inne und überlegte, wie er sein Problem am besten ausdrücken konnte. Warum, so wunderte er sich immer noch, hatte er nicht sofort an Sirius gedacht? Doch wenn er genauer überlegte, war es vielleicht gar nicht so merkwürdig – schließlich hatte er erst vor zwei Monaten herausgefunden, dass Sirius sein Pate war.
    Es gab einen einfachen Grund, warum Sirius bis dahin in Harrys Leben überhaupt nicht aufgetaucht war – Sirius hatte in Askaban gesteckt, dem schrecklichen Zauberergefängnis, das von Dementoren genannten Wesen bewacht wurde, blinden, Seelen saugenden Finsterlingen, die dann nach Hogwarts gekommen waren, um den entflohenen Sirius zu
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