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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe
Autoren: Joanne K. Rowling
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waren es seine Geschichten über die Dinge, die sich nicht so verhielten, wie sie sollten, egal, ob es nun in einem Traum oder in einem Comic passierte – sie glaubten offenbar, er könnte auf gefährliche Gedanken kommen.
    Es war ein sehr sonniger Sonnabend und im Zoo drängelten sich die Familien. Die Dursleys kauften Dudley und Piers am Eingang ein paar große Schoko-Eiskugeln, und weil die Frau im Eiswagen Harry mit einem Lächeln fragte, was denn der junge Mann bekomme, kauften sie ihm ein billiges Zitroneneis am Stiel. Das war auch nicht schlecht, dachte Harry und lutschte vor sich hin, während sie einem Gorilla zuschauten, der sich am Kopf kratzte und der, auch wenn er nicht blond war, Dudley erstaunlich ähnlich sah.
    Es war Harrys bester Morgen seit langem. Umsichtig ging er ein Stück hinter den Dursleys her, damit Dudley und Piers, die um die Mittagszeit anfingen sich zu langweilen, nicht wieder auf ihre Lieblingsbeschäftigung verfielen, nämlich Harry zu verhauen. Sie aßen im Zoorestaurant, und als Dudley einen Wutanfall bekam, weil sein Eisbecher Hawaii nicht groß genug war, bestellte ihm Onkel Vernon einen neuen, und Harry durfte den ersten aufessen.
    Das war des Guten zu viel, und im Nachhinein hatte Harry das Gefühl, er hätte es wissen müssen.
    Nach dem Mittagessen gingen sie ins Reptilienhaus. Hier drin war es kühl und dunkel und entlang der Wände waren beleuchtete Sichtfenster eingelassen. Hinter dem Glas krabbelten und glitten alle Arten von Echsen und Schlangen über Äste und Steine. Dudley und Piers wollten die riesigen, giftigen Kobras und die Pythonschlangen sehen, die Menschen zerquetschen konnten. Schnell fand Dudley die größte Schlange, die es hier gab. Sie hätte sich zweimal um Onkel Vernons Wagen schlingen und ihn in einen Mülleimer quetschen können – doch offenbar war sie dazu gerade nicht in Stimmung. Tatsächlich döste sie vor sich hin.
    Dudley hatte die Nase gegen das Fenster gepresst und starrte wie gebannt auf die glänzenden braunen Windungen.
    »Mach, dass sie sich bewegt«, sagte er in quengelndem Ton zu seinem Vater. Onkel Vernon klopfte mit der Faust gegen das Glas, doch die Schlange rührte sich nicht.
    »Mach’s noch einmal«, befahl Dudley. Onkel Vernon trommelte behände mit den Knöcheln auf das Glas, doch die Schlange schnarchte einfach weiter.
    »Wie langweilig«, klagte Dudley und schlurfte davon.
    Harry trat vor die Scheibe und ließ den Blick auf der Schlange ruhen. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn auch sie vor Langeweile gestorben wäre – keine Gesellschaft außer doofen Leuten, die mit den Fingern gegen das Glas trommelten und sie den ganzen Tag lang störten. Das war schlimmer, als einen Schrank als Zimmer zu haben, wo der einzige Besucher Tante Petunia war, die an die Tür hämmerte, um einen aufzuwecken. Doch zumindest bekam er den Rest des Hauses zu sehen.
    Die Schlange öffnete plötzlich ihre kleinen Perlaugen. Langsam, ganz allmählich, hob sie den Kopf, bis ihre Augen auf einer Höhe mit denen Harrys waren.
    Sie zwinkerte.
    Harry starrte sie an. Rasch blickte er über die Schulter, ob jemand zusah. Niemand. Er drehte sich wieder zu der Schlange um und zwinkerte zurück.
    Die Schlange stieß mit dem Kopf in Richtung Onkel Vernon und Dudley und rollte die Augen nach oben. Sie sah Harry mit einem Blick an, der eindeutig sagte:
    »So was muss ich den ganzen Tag ertragen.«
    »Ich weiß«, murmelte Harry durch das Glas, wenn er auch nicht sicher war, ob die Schlange ihn hören konnte. »Das muss dich wirklich auf die Palme bringen.«
    Die Schlange nickte lebhaft.
    »Woher kommst du eigentlich?«, fragte Harry.
    Die Schlange stieß mit ihrem Schwanz gegen ein kleines Schild nahe dem Fenster. Harry spähte auf die Inschrift.
    Boa constrictor, Brasilien.
    »War es schön dort?«
    Wieder stieß die Schlange mit dem Schwanz gegen das Schild und Harry las weiter: Dieses Exemplar wurde im Zoo ausgebrütet. »Oh, ich verstehe, du warst nie in Brasilien?«
    Die Schlange schüttelte den Kopf, und plötzlich erschallte hinter Harry ein ohrenbetäubendes Rufen, das sie beide zusammenzucken ließ: » DUDLEY ! MR DURSLEY ! KOMMT UND SEHT EUCH DIESE SCHLANGE AN ! DAS GLAUBT IHR NICHT, WAS DIE TUT !«
    Dudley kam, so schnell er konnte, auf sie zugewatschelt.
    »Aus dem Weg, Mann«, sagte er und stieß Harry in die Rippen. Harry, von dem Schlag ganz überrascht, fiel hart auf den Betonboden. Was nun kam, passierte so schnell, dass niemand sah, wie es
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